Ziemlich mies sieht es um das Jahr 2141 aus: Naturkatastrophen reihen sich aneinander und die Weltwirtschaft schwächelt zusehends. Kein Wunder, dass sich aus dem Staub macht, wer kann. Was hier heißt: verschwinden in eine sprichwörtlich andere Zeit. Denn Zeitreisen sind für jedermann möglich, so denn genügend Kohle vorhanden ist. Illegale Zeitreisen auch. Die bietet das Syndikat an, gerne dabei für Kunden, die etwas ausgefressen haben, die beispielsweise in die Vergangenheit flüchten und sich damit perfekt und final dem Zugriff der Obrigkeit entziehen können – den richtigen Geldbeutel natürlich vorausgesetzt.
Einer der Zeitschmuggler, der diese oft dubiosen Kunden in ihre neue Zeit chauffiert, ist Tatsuo Edwards. Der arbeitet seit acht Jahren für das Syndikat, will aber weg. Denn ständig in der Zeit mit den damit notwendigen Maschinen – Pods genannt – hin und herzureisen, ist auf Dauer ungesund und macht Tatsuo zusehends zu schaffen. Am liebsten will er selbst in eine andere Zeit verschwinden und dazu vom Syndikat einen Pod klauen. Was leider schief geht, zumindest teilweise. Denn just als Tatsuo seinen Plan in die Tat umsetzen will, wird er von einer resoluten Dame namens Nadia Wells bedroht und bedrängt, die sich zudem noch als FBI-Agentin entpuppt. Und so kommen beide zeitreisetechnisch vom Regen in die Traufe…
Reisen durch die Zeit sind von jeher ein gern genommenes Thema in der Science Fiction – ob in Literatur, Comics oder Film. Originell ist hier, dass Zeitreisen illegal von einem mafiösen Syndikat angeboten werden, das damit seine Geschäfte macht. Dabei sind nicht nur Personen betroffen. So ist es beispielsweise auch möglich, Medikamente zu besorgen, die erst in Jahrzehnten entwickelt werden. Ein lohnendes wie fragiles Geschäftsmodell also, das Tatsuo gehörig durcheinander bringt. Der haut ab und strandet, dank der brachialen Intervention von Nadia, dort, wo er so gar nicht hinwill, nämlich zur erbitterten Konkurrenz des Syndikats. Und freilich wieder in einer anderen Ära. Jetzt gilt es einmal mehr, den Kopf aus der virtuellen Schlinge zu ziehen.
Die Story beginnt vergleichsweise bedächtig, steigert sich dann aber wie erwartet und erhofft, zu einem wilden Ritt durch die Zeiten. Dabei schaffen die Autoren Declan Shalvey (u.a. Deadpool, Venom) und Rory McConville die Sache mit dem beliebt-berüchtigten Zeitparadoxon schnell aus der Welt: Denn hier kann die Vergangenheit nicht verändert werden – was passiert ist, ist bereits passiert. Basta. Dennoch sind bei Zeitreisen keine Grenzen gesetzt, was Tatsuo – auf den sich die Story konzentriert – hier bei diversen Begegnungen mit seinem Kumpel und Kollegen Oscar schmerzlich erfahren muss. Die Zeichnungen von Joe Palmer sind auf das Wesentliche reduziert, fast minimalistisch, dabei kantig – ähneln so dem Stil Mike Mignolas – und lassen eine karge, kalte Welt entstehen. Der Band beinhaltet die ersten fünf Kapitel der Image-Serie und ist wahlweise als Soft- oder als Hardcover (s. links) erhältlich, wobei beide Varianten, wie bei Skinless Crow üblich, limitiert sind. (bw)
Time before Time, Band 1
Text & Story: Declan Shalvey, Rory McConville
Bilder: Joe Palmer, Chris O’Halloran (Farben)
136 Seiten in Farbe, Softcover
Skinless Crow
19,90 Euro (Softcover)
29,90 Euro (Hardcover)
ISBN: 978-3-03963-026-4 (Softcover)
ISBN: 978-3-03963-025-7 (Hardcover)
