Phantom, Heft 4 (Zauberstern)

Januar 13, 2023
Phantom Magazin, Heft 4 (Zauberstern Comics)

Wenn man eine Figur veröffentlicht, einen klassischen Helden, dessen Abenteuer nun seit bald 90 Jahren erscheinen, und das kontinuierlich, und in verschiedenen Ländern, dann hat man den großen Vorteil, auf einen schier unerschöpflichen Pool an Geschichten zugreifen zu können. Man kann sich die zahlreichen Perlen quasi herauspicken. Auch deshalb sind die Storys im Phantom Magazin bisher so unterschiedlich und abwechslungsreich. Dazu kommt, dass es mit den Jahren und Jahrzehnten eine ganze Ahnenreihe von Wandelnden Geister gibt bzw. gab, weshalb die Geschichten in den unterschiedlichsten Zeiten spielen können. Die aktuelle, vierte Ausgabe des Magazins enthält drei Episoden, die sozusagen rund um die Welt erstveröffentlicht wurden: „Blutsbrüder“ 1996 in Schweden – eine Phantom-Hochburg, „Julie Walker“ 2010 in den USA und „Requiem“ 2022, also noch frisch, in Australien, wo die Phantom Reihe bei Frew Comics seit 1948 (!) durchgängig erscheint.

Wir starten mit „Blutsbrüder“: Zwei rivalisierende Gangs, die eine nur Frauen, die andere nur Männer, streiten sich um die Beute eines Bankraubs. Die Damen scheinen dabei im Vorteil. Ihr Problem: Sara, eine der Mitstreiterinnen, wurde beim Überfall angeschossen und braucht dringend ärztliche Hilfe. Zufällig trifft man im Dschungel auf Luaga, den Ex-Präsidenten von Bangalla, der gleichzeitig Arzt ist. Aber auch das Phantom nimmt die Verfolgung der Outlaws auf… Hauptfigur der Story ist Luaga, der seiner ärztlichen Pflicht nachkommen muss und der das Zünglein an der Waage spielt. Während die beiden Banden, v.a. die Damen, stereotyp daher kommen (natürlich alle leicht bekleidet) und die Dialoge Klischees bedienen. Die Zeichnungen von Roy Felmang sind schön genau, detailliert und realistisch mit kräftigen Farben. Ach ja, das Kostüm des Phantoms ist hier blau.

„Julie Walker – Wettlauf gegen den Tod“: New York, 1889. Die Journalistin Nellie Bly hat einen verwegenen Plan. Sie will schneller als Jules Vernes‘ Phileas Fogg um die Welt reisen, also in weniger als 80 Tagen. Aber: ein dubioser wie skrupelloser Geschäftsmann, dem Nellie ein massiver Dorn im Auge ist, hat etwas dagegen und plant diverse Anschläge. Das Phantom (es ist das 17.) und seine Schwester Julie bekommen Wind von der Intrige. Doch schnell ist Julie auf sich gestellt und muss den Job des Schutzengels im Alleingang meistern… Die Story ist fast völlig in Tagebuchform geschildert, geschrieben von Julie Walker. Eine originelle Variation von „In 80 Tagen um die Welt“ mit Julie als unsichtbarer Retterin. Nellie Bly ist eine historische Figur, die tatsächlich jene Weltreise unternahm und dafür nur 72 Tage benötigte. Der Zeichenstil erinnert bisweilen angenhem an den des kürzlich verstorbenen Kevin O‘Neill und passt damit zur Ära.

Die letzte Geschichte, „Requiem“, spielt in Frankreich während des ersten Weltkriegs. Auch das Phantom, alias Private Walker, mischt dort mit und erhält einen brisanten Auftrag: er soll einen verschollenen Spion aufspüren, der brisante Dokumente über die Deutschen besitzt, und gelangt dabei in ein halb zerstörtes Dorf, das von Unbekannten terrorisiert wird, die ihren eigenen perfiden Vorteil aus dem Krieg ziehen. Dabei trifft Phantom (es ist die 18. Reinkarnation) auf einen skrupellosen Widersacher. Interessantes Setting, aber zeichnerisch die schwächste Episode in dieser Ausgabe. Deren Cover stammt einmal mehr von Timo Wuerz. Das nächste Heft ist bereits in der Mache und erscheint im Februar. Zauberstern wird sein Comic-Angebot übrigens erweitern. In diesem Jahr erscheinen u.a. neue Abenteuer mit dem klassischen Pulp-Helden Flash Gordon. Wir sind gespannt. (bw)

Phantom Magazin, Heft 4
Text & Story: Lennart Moberg, Elizabeth Massie, Rafael Nieves, Pidde Andersson
Bilder: Roy Felmang, Antony Benny, Paul Daly, Wendell Cavalcanti
100 Seiten in Farbe, Magazinformat
Zauberstern Comics
9,99 Euro

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