Nach den „Jahrgangsbänden“, die die Jahre 1952 bis 1956 abdecken (mit den Nummern 14 und 16 bis 19) erscheint nun nach fast zwei Jahren ein neuer Band um „Hellboy und die B.U.A.P.“ mit insgesamt vier Episoden, die allesamt später, aber zu verschiedenen Zeiten in Hellboys Vergangenheit spielen. Los geht’s mit „Die Bestie von Vargu“, einer Geschichte, die geradlinig beginnt und am Ende einen mystisch-traumhaften Kick verpasst bekommt: Hellboy wird 1962 von Professor Bruttenholm nach Rumänien geschickt. Dort geht ein vermeintliches Monster um und tötet seit Jahrhunderten immer wieder Einheimische. In den Ruinen von Burg Vargu soll Hellboy dem Unhold nun endgültig den Garaus machen, was sich ganz anders als erwartet gestaltet, dank einer alten Roma-Frau und deren „Fähigkeiten“. Ein gelungener Auftakt, von Zeichner Duncan Fegredo in kräftigen Tuschekonturen gehalten, wobei v.a. in der Traumsequenz der Mignola-Stil durchscheint.
„Saturns Rückkehr“, die längste Story des Bandes, spielt im Jahre 1975 in New Hampshire. In den Ruinen einer verlassenen, seit über 100 Jahren stillgelegten Fabrik mitten in den Wäldern werden 43 Leichen entdeckt. Von Vermissten, die offenbar über Jahrzehnte hinweg grausam ermordet wurden. Bald wird klar, dass es sich bei dem Leichensammler um keinen „normalen“ Serienkiller handeln kann. Die Story beginnt als Krimi/Thriller, bekommt immer mehr Horror-Elemente verpasst, als es in Richtung Aufklärung geht, wozu Hellboy jedoch nichts mehr beitragen kann, denn er muss sich um die junge Liz Sherman kümmern, die gerade aus dem B.U.A.P. Hauptquartier in Connecticut ausgebüxt ist. Christopher Mittens Zeichnungen sind hier weniger prägnant, seine Linien sind zarter. Die Story, bzw, deren Aufklärung bietet Spielraum für Interpretationen und erhält durch die Parallelhandlung um Liz eine besondere, zusätzliche Note.
In „Krampusnacht“, gezeichnet von Adam Hughes (u.a. Fables, Before Watchmen), geht es nach Österreich. Die Story ist einigen bereits durch das Sonderheft zum Jubiläum „25 Jahre Hellboy“ von 2018 bekannt und wurde übrigens mit dem Eisner Award als bestes Einzelheft prämiert. 1975 in der Weihnachtszeit verschlägt es Hellboy in die Alpenrepublik, angelockt von Wilhelm Schulze, einem alten Mann, der zwar einen recht freundlichen Eindruck macht, der sich dann aber tatsächlich als Krampus entpuppt (eine Art Ösi-Knecht-Ruprecht, nur böser und furchterregender). Der sieht sich als Höllenfürst, als eine Art Bruder im Geiste von Hellboy, und verspricht sich von ihm Erlösung. Was in eine massive Klopperei mündet, garniert mit Hellboys charakteristischen, trockenen Sprüchen. Und einen kleinen Twist am Schluss. Alptraumhaft, kurz und direkt. Und Düster. So ist Hellboy am besten.
Die sechs Seiten von „Die Rückkehr des Wurms von Lambton“, eine kurze Schauerepisode, die im Jahre 1960 spielt und die von dem Neuseeländer Ben Stenbeck in Szene gesetzt wird, schließt den Band Comic-technisch ab. Zu jeder Story gibt es anschließend noch Zusatzseiten in Form von Skizzen und Entwürfen, anhand derer man die Entstehung der Geschichten verfolgen kann. Als eine Art Blick hinter die Kulissen ins Atelier immer interessant. Zwar im Titel genannt, spielt die B.U.A.P., die Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen, hier meist nur eine Nebenrolle. Abe Sapien ist noch nicht mit von der Partie (er stößt erst 1979 zur Truppe), genauso wenig wie Johann Kraus. Als Hellboys Mentor, Ziehvater und Chef der B.U.A.P. tritt Prof. Bruttenholm als Nebenfigur auf und einmal steht Liz im Fokus. Ansonsten konzentriert sich das Geschehen auf den Höllenjungen. Und der macht das, was man von ihm erwartet. Passt. (bw)
Hellboy, Band 20: Hellboy und die B.U.A.P. – Die Bestie von Vargu
Text: Mike Mignola, Scott Allie
Bilder: Duncan Fegredo, Christopher Mitten, Adam Hughes,
Ben Stenbeck, Dave Stewart (Farben)
144 Seiten in Farbe, Hardcover
Cross Cult
22 Euro
ISBN: 978-3-96658-516-3