Button Man, Band 3 (Panini)

August 11, 2021

Aussteigen aus dem mörderischen Killerspiel, das will Harry Exton schon lange. Der ehemalige Button Man ist mittlerweile in Montana untergetaucht und lebt dort unter dem falschen Namen Raymond Perkins. Er hat eine nette Affäre mit der Zahnarztgattin Grace Wyatt und wird auch sonst kaum behelligt. Umso erfreulicher ist es da, dass sein alter Auftraggeber Senator Jacklin bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kommt und damit die letzte Verbindung zum Leben als moderner Gladiator gekappt scheint. Aber da irrt Harry ganz gewaltig: ganz im Gegenteil sehen die feinen Hintermänner des Button Man-Spiels jetzt erst recht ihre Chance gekommen, die ultimative Hetzjagd auf den wohl bekanntesten abtrünnigen Ex-Mitspieler zu veranstalten.

Nicht weniger als 13 Button Men werden auf ihn angesetzt, insgesamt geht es um 6,5 Millionen Dollar, die die siegreiche „Stimme“ des Gewinners einstreicht. In einer High-Tech-Kommandozentrale können die dekadenten Spieler Harrys Position jederzeit auf einer riesigen Landkarte verfolgen: dank GPS-Tracker, der Harry unbemerkt angehängt wurde, ist die Beute überall auffindbar, und die beauftragten Jäger können einmal pro Tag sogar einen „Sonderwunsch“ äußern und z.B. per Flugzeug ans offensichtliche Ziel Harrys vorausreisen. So entspinnt sich ein perfides Katz- und Maus-Spiel, in dem sich Harry Exton zunehmend fragt, wie zum Teufel die Button Men ihn immer so traumhaft sicher aufspüren.

Die ersten Angreifer wehrt er so ungerührt wie zielsicher ab: in einem Motel tötet er den ersten Jäger, den ihn aus einem seiner ersten Kämpfe schon bekannten Falco (den aus dem Schlachthof in Band 1) zieht er ebenso aus dem Verkehr wie die Button Woman Frankie, wobei zunehmend auch Zivilisten als „Kollateralschäden“ in Mitleidenschaft gezogen werden. Auf dem Weg nach Chicago erkennt Harry dann in einer Fernsehsendung an der Stimme den Mann, der als Drahtzieher zumindest an der Sache beteiligt sein muss: der Filmproduzent Michael da Silva promotet da seinen neuesten Reißer „Killer Killer“, der mit einer inszenierten Jagd, jeder Menge Leichen und vor allem abgeschnittenen Fingern doch deutliche Parallelen zum Spiel der Button Men aufweist…

Harry Exton kommt im digitalen Zeitalter an! Fast zumindest, immerhin spielt in diesen Episoden, die 2001 auf den Seiten von 2000 AD debütierten, doch erstmals die moderne Technik in Form des Global Positioning Systems eine Rolle, das noch heute die Basis für die meisten Navigations- und Ortungssysteme ist. Die Hetzjagd auf Harry hat immer noch Züge des Millionenspiels, aber die Kommandozentrale, von der heraus die feinen Herren die Hatz verfolgen, ähnelt weniger einem Fernsehstudio als einem von Ken Adam designten Hauptquartier eines James Bond-Bösewichtes vom Schlage eines Largo, Dr. No oder Blofeld.

Harry selbst braucht einige Zeit, um zu verstehen, dass man gleich mehrere Jäger auf ihn angesetzt hat und das Preisgeld eher Nebensache ist: wichtiger scheint, dass man sich des einzigen Button Man entledigt, der jemals aus dem Spiel ausgestiegen ist. Dabei wendet Harry zunehmend radikale Methoden an, die – ähnlich wie schon im Finale von Band 2, die in den Sümpfen Floridas endeten – in einem Showdown in der Natur kulminieren, der in dieser Episode direkt aus dem seligen ersten Rambo namens „First Blood“ entsprungen scheint – fiese Fallen und Holzpfähle inklusive.

Dass der Leser wohl deutlich schneller kapiert, wo Harry den Peilsender trägt (nicht umsonst hat er eine Affäre mit der Frau eines Zahnarztes, den er eingangs auch einmal aufsucht), tut dem grimmigen Vergnügen keinen Abbruch. Und dass Harry vor allem am Ende mindestens ebenso kaltblütig und radikal vorgeht wie seine Widersacher, vermag alle Freunde dieser Reihe nicht zu überraschen. Immerhin hat er sich ganz am Anfang als absoluter Drecksack vorgestellt. Gut so. (hb)

Button Man, Band 3: Killer Killer
Text: John Wagner
Bilder: Arthur Ranson
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
22 Euro

ISBN: 978-3-7416-2167-3

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