Lemuria, Band 3 (Splitter)

Oktober 27, 2020
Lemuria, Band 3 (Splitter Verlag)

Spiele in ganz großem Stil, das praktiziert man in den Stadtmauern von Samonkrist, wohin sich das ungleiche Trio Russ, Lyann und Carp aufgemacht hat, um endlich den entführten Königssohn Kendra zu retten. In einem Tross von Bauern schafft man es tatsächlich, in die Stadt eingelassen zu werden, wo sich alles schon frohen Mutes auf das Erntefest, das man begeht, um der Rettung der Stadt vor grimmen Drachen vor einigen Jahren zu gedenken. Wer reichlich Erntegut mitbringt, ist da gerne gesehen – wer nicht, der darf in den großen Kampf der Elemente ziehen, aus dem es jedes Jahr nur einen Sieger und Überlebenden gibt.

Bald kommt die Sache vor allem dem Alien Carp seltsam vor: auf den Uniformen der Wachen erkennt er das Zeichen der Atlantiden, jener außerirdischen Marodeure, die auf einem gnadenlosen Beutezug von Welt zu Welt ziehen und auch ihn entführt hatten. Als man den jungen Kendra tatsächlich findet, gerät im Handgemenge ausgerechnet Carp in die Fänge der Häscher und des Hohepriesters Arhoa, der den „Mann mit der blauen Haut“ zutiefst interessant findet und verdächtig viel über Carps Heimatplaneten weiß. Während Russ und Lyann den alten Bekannten Minoa, den Kapitän der kaiserlichen Garde, den es irgendwie auch nach Samonkrist verschlagen hat, aus dem Kerker befreien, malträtiert Arhoa den armen Carp, der tags darauf auch als Kämpfer beim Erntefest antreten muss… 

Im dritten und letzten Band der Saga um das verschwundene Lemuria greift Sytse Algera ganz tief in die Trickkiste mit Versatzstücken der Antiutopien: da sind echsenhafte Aliens, die Planeten ausbeuten und weiterziehen, da gibt es ein Spiel um Leben und Tod, das der begeisterten Menge auf Großbildschirmen übertragen wird – V, die außerirdischen Besucher, treffen quasi auf den Running Man, der in den Hunger Games antritt. Das alles ist garniert mit fescher anachronistischer Storm und Trigan-Optik, mit Raumschiffen, die von römischen Zenturios gelenkt werden, fliegenden Löwen und allerlei anderem Kroppzeug.

Und natürlich geht am Ende alles gut aus, man befreit Kendra und gleich die ganze Stadt, denn – Spoiler alert – so ganz verkehrt ist der Hohepriester am Ende doch nicht. Der große Dreh oder kreative Funke erstrahlt hier also nicht, und auch die zeichnerische Inszenierung von Rully Akbar wirkt zwar deutlich an die oben genannten Molenaar-Epen angelehnt, aber bei Weitem nicht mehr so detailreich und liebevoll wie in Band 1 und 2, die noch von Apri Kusbiantoro gestaltet wurden. Sei’s drum, die Story wird damit ordentlich abgeschlossen, ergänzt um eine kleine Kurzgeschichte, die erzählt, wie Lyann einst den Sklavenhändlern in die Hände fiel. Dies beschließt also die Übertragung aus dem Lande der Lemuren – und eine komplette Reihe hat man doch immer gerne im Schrank stehen. (hb)

Lemuria, Band 3: Reise in die Vergangenheit
Text: Sytse S. Algera
Bilder: Rully Akbar
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
15 Euro

ISBN: 978-3-86869-730-8

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