Die drei Geister von Tesla, Band 2 (Splitter)

Juli 15, 2019
Die drei Geister von Tesla, Band 2 (Splitter Verlag)

Fassen wir kurz und überblickend zusammen: New York im Jahr 1943. Der geniale wie geheimnisumwitterte Erfinder und Wissenschaftler Nikola Tesla ist gerade gestorben, versteckt in einer Hotelwohnung. Sein Konkurrent Edison, für den Tesla einst tätig war, ist bereits seit über zehn Jahren tot. Nun, nicht ganz – und das gilt für beide Herren. Der eine (Edison) hat es geschafft, seinen körperlichen Zerfall zu stoppen und ist seitdem auf eine lebenserhaltende Maschinerie angewiesen, der andere (Tesla) konnte seinen Geist, bzw. sein Wesen in ein rundes, Fussball großes Gerät übertragen, was er Transmigration nennt. Soweit die Kontrahenten, die sich auch nach dem Tod in aller Heimlichkeit bekriegen. Denn Edison ist auf der Suche nach dem Geheimlabor Teslas, das sich irgendwo unter der Brooklyn Bridge befinden muss. Mit der dort verborgenen Technologie hofft er Waffen herzustellen, die kriegsentscheidend sein können. Und Tesla will das unbedingt verhindern.

Hier kommt Travis Cooley ins Spiel, der Junge, der mit seiner alleinerziehenden Mutter Kathleen (der Vater ist im Pazifik verschollen) in der Wohnung neben Tesla wohnte und der nun das „Gerät“ mit Teslas Geist mit sich herumträgt. Denn Travis soll helfen, die „Verschwörung der wahren Menschen“ einzuberufen, eine Gruppe Intellektueller, deren Ziel es ist, Teslas Forschungsergebnisse und Errungenschaften nur und ausschließlich pazifistisch einzusetzen. Zur Gruppe gehören illustre Namen, wie H.G. Wells, Marie Curie, George Orwell oder Robert Oppenheimer (einige davon sind bereits tot, aber wir wissen ja, dass das inzwischen kein Problem mehr ist). Auf der anderen Seite macht Edison massiv mobil, indem er sich mit einem prominenten Nazi verbündet, der 1941 in einer mysteriösen Aktion nach Schottland flog.

Und das ist noch längst nicht alles, denn in Band 2 des Dreiteilers explodiert die Story förmlich und wuchert wild und rasant nach allen Seiten. Stand im Auftakt noch der junge Travis im Mittelpunkt, der nicht verstand, wie ihm geschah – mit dem Tesla-Edison Konflikt im Hintergrund – eskaliert das Geschehen nun. Die Story wird komplexer, manchmal fast zu arg, wobei man genau herauslesen muss, welche Motive die Antagonisten Edison und Tesla antreiben. Edison outet sich endgültig als Mad Scientist und als Rassist, während Tesla geballte Intelligenz um sich schart. Aber dabei bleibt es nicht. Wir erfahren mehr über die Geheimwaffe der Japaner, die Eisensamurais, und damit wird auch das Schicksal von Travis‘ Vater Burton beleuchtet. Dann haben wir noch Inspektor Kelly, der stets die Nähe von Travis‘ Mutter zu suchen scheint (und der von FBI-Gründer Edgar Hoover rekrutiert wird) und den investigativen Journalisten Billing, der für ein linkes Blatt schreibt und der drauf und dran ist, die Wahrheit aufzudecken…

Autor Richard Marazano (u.a. Absolute Zero, Die Expedition, Pelikan Protokoll) vermischt hier gekonnt Mythen über den legendären Wissenschaftler (und Showman) Nikola Tesla mit allerlei Nazifolklore (U-Boote vor Manhattan, Wunderwaffen), Science Fiction und Pulp-Elementen (die Eisensamurais, die an „Sky Captain and the World of Tomorrow“ erinnern) und einer gehörigen Dosis Steampunk. Dementsprechend finster geht es hier zu, die Story spielt meist nachts. Dennoch schafft Zeichner Guilhem (der Bruder Christophe Becs) elegante, fast zarte Bilder, die prächtig rüberkommen und die das Fantastische immer wieder gekonnt einfangen. Wenn es Marazano gelingt, auch im abschließenden Band seine Story im Zaum zu halten und einigermaßen gut auflöst und beendet, haben wir es hier mit einem absoluten Genre Highlight zu tun. Bis dahin kann es noch etwas dauern, denn Band 3 ist auch in Frankreich noch nicht erschienen. (bw)

Die drei Geister von Tesla, Band 2: Die Verschwörung der wahren Menschen
Text: Richard Marazano
Bilder: Guilhem
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-95839-562-6

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