Holly Ann, Band 2 (Splitter)

August 20, 2018

Irgendwann um 1900 in New Orleans: Akwenuh Uwahci ist tot. Er liegt mit einer Kugel im Kopf in der Gosse. Stadtbekannt ist er eigentlich als „Bacchus“, ein Säufer, der auch gerne das Etablissement von Saphira aufsuchte. Und: er war der letzte vom Stamm der Natchez Indianer. Als seine Tochter Diane ihn in New Orleans sucht, trifft sie auf Holly Ann, bestens bekannt und bestens vernetzt mit allen Bürgerschichten. Holly Ann nimmt sich ihrer Sache an, beginnt Spuren zu sammeln und gemeinsam mit ihrer Kombinationsgabe schafft sie sich ermittlungstechnisch schon gleich zu Beginn einen Informationsvorsprung gegenüber der Polizei, die in Gestalt von Inspektor Loyola kein besonders glückliches Bild abgibt. Gilt anfangs Liam O’Neal, der Saufkumpan von Bacchus, mit dem er noch kurz vor seinem Tod zusammen zechte, als Hauptverdächtiger, deckt Holly Ann schon bald Hintergründe auf und stellt Beziehungen her, die den Fall in einem anderen, komplexeren Licht erscheinen lassen.

Fast drei Jahre nach Band 1 bestreitet die resolute, wie clevere Holly Ann ihren zweiten Fall im Splitter Verlag. Holly kennt ihre Stadt und ihre Bewohner. Und die kennen sie. Sie weiß, wie sie an Informationen kommt und verarbeitet, bzw. kombiniert diese ganz nach Art eines Sherlock Holmes. Dabei kommt ihr auch der Zufall und ein Kniff der Autoren zu Hilfe: denn jede Person, die in diesem Band auftritt, vermag irgendetwas zu dem Fall beizutragen. Kleine, unscheinbare Details werden so wichtig und helfen Holly Ann bei der logischen Aufklärung. Dazu hängt über der Story wieder ein Hauch von Mystik, auch passend zu New Orleans, dem Mississippi Delta, den Bayous und dem Voodoo (das hier keine Rolle spielt und stattdessen Indianerlegenden den Vortritt lässt). Trotzdem: mit dem Tod des Indianers beginnt der große Regen. Sturm kommt auf und lässt den Mississippi über die Ufer treten. Und Holly Ann schippert gemeinsam mit Diane mit einem Sarg durch die überfluteten Straßen der Stadt, dem dramatischen Finale entgegen.

Autor Kid Toussaint gelingt hier wie bereits in Band 1 ein ungewöhnlicher Krimi mit Holly Ann als starker Frau und unangefochtener Star der Geschichte. Sie genießt hohes Ansehen, ist allgemein bekannt und wird durchweg respektiert. Was sie umtreibt, ihre Herkunft, bleibt (noch) mysteriös. Sie ist keine Kostverächterin, überrascht mit Kenntnissen indianischer Kultur und bleibt in jeder Situation Herr(in) der Lage. Die gesamte Geschichte hindurch begegnet uns das Motiv des schwarzen Schafes bzw. des schwarzen Schwanes, was immer wieder aufgegriffen und auf diversen Personen übertragen wird. Dazu gesellt sich der allgegenwärtige, andauernde Regen, den viele mit dem Mord in Verbindung bringen. Zeichner Stéphane Servain („Warrens Schwur“ bei Carlsen und Finix) setzt dieses feuchte Geschehen in trockene Bilder, die zum Teil skizzenartig daherkommen, die aber in den Straßen der Stadt und in dem sumpfigen Umland eine fantastische Atmosphäre ausstrahlen. Die spannende und immer wieder überraschende Handlung tut ihr Übriges und macht den Band wie auch bereits den Erstling zu einem Lesevergnügen. (bw)

Holly Ann, Band 2: Wer hält den Regen auf?
Text: Kid Toussaint
Bilder: Stéphane Servain
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-95839-233-5

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