Giacomo C., Band 4 (Comicplus)

Dezember 15, 2017

Venedig, Mitte des 18. Jahrhunderts. Giacomo soll im Auftrag eines vermeintlich gehörnten Ehemannes einen Nebenbuhler „entsorgen“, ihn also mit schlagenden Argumenten überzeugen, in Zukunft von der Holden abzulassen. Nichts Besonderes, eigentlich nur Routine. Doch dabei stoßen Giacomo und sein Diener Parmeno zufällig auf ein Mordkomplott gegen einen Signor Ferracina. Der ist, wie sich herausstellt, Uhrmacher und soll die Turmuhr am Markusplatz, die noch aus dem 15. Jahrhundert stammt, erneuern. Und genau daran soll Ferracina offenbar gehindert werden. Denn gewisse hohe Kreise, die bis zum Dogen reichen, vermuten irgendwo im Uhrturm einen Schatz unbekannter Art, den der damalige Doge dem Konstrukteur der Uhr vermacht haben soll. Natürlich mischt sich Giacomo in die Sache ein. Er und Parmeno retten Ferracina bei diversen Anschlagsversuchen und legen sich mit den Mächtigen an, bei denen es auch rivalisierende Gruppen gibt. Auch der Cavaliere und die „Mylady“, die diverse Male in der Serie bereits die Femme Fatale gab, sind wieder mit von der Partie. Als eine neue Spur zum Schatz in eine ganz andere Richtung geht, überschlagen sich die Ereignisse…

Band 4 der Gesamtausgabe umfasst den nächsten abgeschlossenen Zweiteiler der Reihe, der aus den Einzelalben 9 („Die letzte tötet“) und 10 („Die Stunde der Contadini“) besteht. Treibende Kraft der Geschichte ist natürlich der vermeintliche Schatz. Was Giacomo aber erst nach und nach in Erfahrung bringen muss. Zuvor umgarnt er naturgemäß selbst die Dame – Aurelia – nachdem er deren Liebhaber in spe erfolgreich aus dem Weg schaffte. Über Aurelia erfährt er auch von Ferracina, schafft sich illegal Zutritt zum Uhrenturm und verstrickt sich dabei immer tiefer in das Komplott, indem er den „Verschwörern“, die gerne Maske tragen (siehe Cover), ein lästiger Dorn im Auge wird. Am Ende des ersten Teils scheint Giacomo dann endgültig den Kürzeren zu ziehen, als er in einem veritablen Cliffhanger kurz vor dem Ertrinken steht und nur seine Hausmaus Mimi ihn retten kann (das klingt skurril und albern und ist es auch). Im zweiten Teil werden die Zusammenhänge klarer und auch die rivalisierenden Gruppen kristallisieren sich heraus, als Giacomo entdeckt, dass Aurelia, bzw. ihr Mann, aus familiären Gründen selbst an dem vermeintlichen Schatz interessiert sind.

Jean Dufaux braucht nur wenige Seiten, um das Grundgerüst der Story zu konstruieren und seinen Giacomo C.(asanova) samt Leser in ein neues Abenteuer zu stürzen, das diesmal nicht nur Krimi- sondern auch Thriller-Qualitäten besitzt. Giacomo ist wieder mit vollem Elan unterwegs, missachtet munter Regeln und Gesetze, nimmt dabei etliche Risiken in Kauf, bleibt aber stets ein Galan, vor allem, wenn Damen im Spiel sind. Der Leser nimmt dies schmunzelnd zur Kenntnis. Überhaupt durchzieht ein bisweilen trockener Humor die Seiten, für den immer wieder Parmeno sorgt, als er beispielsweise eine „Verfolgungsjagd“ auf Gondeln zunichtemacht, oder erfolglos versucht, mit Damen anzubandeln. Dazu kommen pointierte und geschliffene Dialoge, sei es um Frauen zu betören oder versteckte Drohungen auszusprechen. Prachtvoller Schauplatz des Geschehens ist natürlich das Venedig des Rokoko, das auch im Fokus der Sekundärartikel steht: Zeichner Griffo (d.i. Werner Goelen) war nie in Venedig – erstaunlicherweise –und entnimmt seine Vorlagen und Motive u.a. aus bekannten Reiseführern. Das Ergebnis sind elegante, opulente Panels voller ausdrucksstarker Darstellungen in einem edlen, realistischen franko-belgischen Stil mit fein abgestuften, kräftigen Farben. Schön anzusehen und spannend zu lesen. Band 5 erscheint 2018 und soll dann wieder drei Einzelalben beinhalten. (bw)

Giacomo C. Gesamtausgabe, Band 4
Text: Jean Dufaux
Bilder: Griffo
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Verlag Sackmann und Hörndl
34 Euro

ISBN: 978-3-89474-298-0

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