Streamliner, Band 1 (Splitter)

November 24, 2017

Mitten im Nichts, irgendwo am Rande der Route 66 betreiben Anfang der Sechziger Jahre Cristal O’Neil und ihr Vater eine Tankstelle. Mehr schlecht als recht. Der Anblick ist zwar imposant – inklusive stillgelegtem Flugzeug, das teilweise als Behausung dient – aber viel los ist nicht. Dazu kommt, dass der alte O’Neil ein ehemaliger Rennfahrer ist, der früher mit seinem stromlinienförmigen Flitzer (eben einem Streamliner) namens Black Widow Geschwindigkeitsrekorde aufstellte und dessen Karriere unrühmlich und abrupt mit einem Crash endete. Ein Drama, das er bis heute im Alkohol zu ertränken versucht. Als der charismatische Billy Joe mit seinem Rennwagen auftaucht, ist die Ruhe Geschichte. Denn Billy ist amtierender Chef der Red Noses, einer Bande von Autonarren, die ihre alten Kisten zu hochgezüchteten Rennwagen ummodeln. Jedes Jahr veranstalten die Red Noses ein Rennen, um ihren neuen Chef zu küren und in diesem Jahr hat man sich ausgerechnet die Tankstelle der O’Neils als Basis und Startpunkt des Wettstreits ausgesucht. Zum Leidwesen Cristals…

Vier Teile wird die Reihe umfassen, deren Kern das (natürlich unangemeldete und damit illegale) Rennen sein wird. In diesem ersten Band wird erklärt, um was es überhaupt geht und gleichzeitig die Personen (also die Teilnehmer) vorgestellt und positioniert. Als Warm-Up sozusagen, als eine Art Qualifying. Dabei wird die Story immer interessanter. Erst taucht Billy aus dem Nichts auf, dann seine Red Noses mit ihren Hotrods. Später kommt auch eine konkurrierende Frauentruppe ins Spiel, die Black Panties (hehe), die ausschließlich auf Motorrädern unterwegs sind und ebenfalls beim Rennen teilnehmen wollen. Aber auch der Polizei, bzw. dem FBI bleiben die Rennaktivitäten nicht verborgen: um die illegale Rennerei bzw. vor allem deren zwielichtige Teilnehmer beobachten zu können, schleust man ebenfalls ein Rennteam ein (gut, das ist jetzt etwas weit geholt, aber was soll’s). Letztendlich gesellt sich noch ein flüchtiger Mörder (namens William Boney, in Anlehnung an „Billy the Kid“) zum Fahrerlager und am Ende muss Cristal mit der rekonstruierten Black Widow selbst teilnehmen, da ihr Vater im Suff die Tankstelle als Wetteinsatz aufs Spiel setzt.

Billy Joe und sein Hotrod

An was man sich hier zuerst gewöhnen muss, ist die Optik. ‘Fane (mit richtigen Namen Stéphane Deteindre und in Deutschland bekannt als Zeichner der Graphic Novel „Sonnenfinsternis“, die ebenfalls bei Splitter erscheint) zeichnet nicht sonderlich detailliert, bisweilen sogar recht grob und beschränkt sich in seinen Panels auf das Wesentliche, womit er auf den ersten Blick einen durchaus spartanischen Look präsentiert. Sein Stil ist modern und eigen, sehr schnittig (passend zu den Autos) und in großzügigen Bildern angelegt. Die Farben sind der Wüsten-Location entsprechend in Brauntönen gehalten, von hell bis dunkel – einen blauen oder gar wolkigen Himmel gibt es nicht. Dazu kommen dunkelgraue und dunkelblaue Klamotten, was der Farb-Optik eine ganz eigene, fast monochrome Note gibt. Hinter dem ungewöhnlichen Zeichenstil verbirgt sich eine breit angelegte Handlung, die noch in Lauerstellung ist. Die von diversen Alpha-Männchen und –Frauchen bestimmt ist – klar, will doch jeder das Rennen gewinnen. Dazu gesellen sich andere Story-Aspekte, wie die FBI-Undercover Typen oder William „The Kid“, was eine spannende Fortsetzung verspricht. Und dann ist da ja noch das eigentliche Rennen, das noch gar nicht begonnen hat. Band 2 ist für den Januar 2018 geplant. Bis dahin wird auch die Startaufstellung fest stehen. (bw)

Streamliner, Band 1: Billy Joe
Text & Bilder: ‘Fane
88 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16,80 Euro

ISBN: 978-3-96219-007-1

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