Exo, Band 1 (Splitter)

November 10, 2017

Pasadena, Kalifornien, in nicht allzu ferner Zukunft. Hier bei der NASA offenbart Astrophysiker John Koenig eine kleine Sensation: ein neu entdeckter Exoplanet, Darwin II getauft, ist offenbar erdähnlich und die Wahrscheinlichkeit, dass dort Leben zu finden ist, wird von den Wissenschaftlern als hoch eingeschätzt. Und das Beste: eine Sonde, die bereits seit 1996 im All unterwegs ist, kann umgeleitet werden und so in etwa zwei Jahren den Planeten erreichen. Gleichzeitig ereignet sich im All ein folgenschweres Unglück: ein Objekt, das mit rasender Geschwindigkeit geradewegs auf die Erde zusteuert, durchschlägt auf seiner Bahn Teile der internationalen Raumstation, was zahlreiche Opfer fordert. Auf der Erde eingeschlagen entweichen dem kleinen, Fußball großen Objekt diverse Lichtkugeln, die sich offenbar zufällige menschliche „Wirte“ suchen, welche sich zusammentun, um sodann gemeinsam ein Ziel zu verfolgen. Und das heißt… John Koenig! Parallel dazu reagiert die NASA bzw. die Armee auf das zerstörerische Objekt, das als Geschoss und somit als Angriff von Unbekannten, bzw. Aliens gewertet wird. Man schickt eine Elite-Einheit Marines unter dem Kommando von William Linden zum Mond, denn von dort scheint das Geschoss zu stammen. Aber schon bei der Landung auf dem Mond bahnt sich ein Drama an…

Autor Jerry Frissen (bekannt durch „Meta-Baron“ bei Splitter und „Als die Zombies die Welt auffraßen“ bei Cross Cult) greift im ersten Band seiner dreiteiligen Reihe diverse Genre-Motive auf, die Science Fiction Profis natürlich bestens bekannt sind. Neben der Alien-Thematik (Angriff, bzw. Invasion von Unbekannt), futuristischer Technologie (die „Landefähren“ der Marines) ist das natürlich die „feindliche Übernahme“ unbescholtener, zufällig ausgewählter Bürger durch außerirdische Lebensformen, wie wir das u.a. aus diversen Body Snatcher Filmen kennen. Dass diese Motive nicht nur nicht abgedroschen wirken, sondern in ihrer Kombination hier auch noch bestens funktionieren, liegt an der sorgfältigen Story-Präsentation und diversen Nuancen, mit denen Frissen die Geschichte ausstattet: seinen Haupt-Charakteren verpasst er jeweils eine realistische Vita, die persönliche Probleme nicht ausspart (John Koenig geht zum Psychiater) und selbst bei den Aliens (nennen wir sie mal so) läuft nicht alles wie geplant. Erst der ungewollte Zusammenstoß mit der Raumstation, dann ist einer der „Wirte“ ein schizophrener Psychiatrie-Patient, der sich nicht kontrollieren lässt, was für die „Besucher“ bedeuten kann, dass man vorzeitig auffliegt.

Dabei tut sich eine brennende Frage auf: was wollen die Aliens überhaupt? Nach einer Invasion schaut das nicht unbedingt aus. Und warum wird John Koenig zum Ziel ihres Tuns? Nur so viel: ganz am Ende lassen die „Besucher“ eine Bombe platzen und hauen einen lupenreinen Cliffhanger raus, der ganz plötzlich diverse Zusammenhänge herstellt. Gleichzeitig verfolgen wir das Geschehen auf dem Mond und fragen uns, wie das Geschoss von dort kommen kann… Keine abgedrehte Science Fiction, keine grünen Männchen oder Alien-Monster werden uns hier kredenzt, sondern eine noch in unserer Gegenwart verhaftete, wenngleich in der nahen Zukunft angesiedelte phantastische Geschichte, die Frissen in einem furiosen Rhythmus ständig nach vorne treibt, wobei er die diversen Handlungsfäden immer im Griff behält. Passend dazu die klaren wie kräftigen, realistischen Zeichnungen des 1969 in Toulon geborenen Philippe Scoffoni, der mit geschickten Szenenwechseln die Schauplätze immer wieder optisch verbindet. Der Band ist stets spannend und unterhaltsam, Teil 2 („Moon Strike“) ist in Frankreich bei Les Humanoïdes Associés bereits erschienen und lässt bei uns hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten. Und ob John Koenig als Hommage an den gleichnamigen Commander der Mondbasis Alpha („Space: 1999“) gedacht ist, erfahren wir dann vielleicht auch noch. (bw)

Exo, Band 1: Darwin II
Text: Jerry Frissen
Bilder: Philippe Scoffoni
48 Seiten, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-95839-565-7

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