Samurai Gesamtausgabe, Band 2 (Splitter)

Juli 25, 2017

Weiter geht’s mit der Gesamtausgabe der Abenteuer des Samurais Takeo. In diesem zweiten Band wird der erste Zyklus, der insgesamt vier Einzel-Alben umfasst, beendet (drei davon enthielt die Gesamtausgabe Nr. 1). Und auch der zweite Zyklus, der lediglich aus zwei Einzel-Alben besteht, ist hier in seiner Gänze enthalten.

Den ersten Story-Bogen beschließt „Das Morinaga-Ritual“: Die Handlung des ersten Bandes der Gesamtausgabe kulminiert hier auf spektakuläre Art und Weise. Beinahe überhastet reiht sich Höhepunkt an Höhepunkt, wobei zwei Plots (Der Angriff Akumas auf den Kaiser und die Erweckung des 13. Propheten) parallel bzw. gegeneinander montiert sind: Akuma marschiert mit seiner Armee gegen den Kaiser, wohl wissend, dass er durch die Macht des 13. Propheten, der gleichzeitig erweckt werden soll, unbesiegbar sein wird. Der Kaiser sammelt seine Getreuen, zahlenmäßig unterlegen, aber mit dem Mut der Verzweiflung. Doch auch der nützt nichts, zumal noch Verrat im Spiel ist. Die Folge: Akumas Truppen überrennen beinahe mühelos den Palast. Gleichzeitig startet das Ritual für den 13. Propheten. Dazu wird das Blut der kleinen Natsumi benötigt, die ebenso wie Takeo und dessen Side-Kick Shiro Gefangene von Akumas Schergen ist. Mit dem Mut der Verzweiflung stemmt sich Takeo gegen das vermeintlich unausweichliche Ende…

Optisches Highlight dieser Episode ist zweifellos die epische Darstellung der Schlacht, bei deren Konstruktion Zeichner Genêt eine Doppelseite nicht ausreichte und er so noch eine zusätzliche Aufklappseite einbaute, um die Intensität des Kampfgetümmels wiederzugeben. Die eng gedrängten, schier unübersichtlichen Massen an Kriegern und Soldaten, die hier so heftig aufeinanderprallen, dass man fast glaubt, den Kampflärm zu hören, erinnert mit ihren Lanzen und Fahnen an die Schlacht auf dem zugefrorenen Peipussee in Eisensteins Epos „Alexander Newski“. Und – hier kommt wieder das Fantasy-Element zum Tragen – der 13. Prophet entpuppt sich wenig überraschend als Schuss in den Ofen, angedeutet als schwarzes Lovecraft’sches Tentakel-Monstrum, welches im titelgebenden Ritual befreit werden soll, was aber letztendlich in einer Katastrophe, zum Vorteil Takeos, endet. Vorher zeigt eine Rückblende die Ermordung der Kaiserin und die anschließende Flucht der beiden Brüder Takeo und Akio, ein Handlungsfaden, der im aktuellen Einzelband 9 aufgeklärt und abgeschlossen wird.

Ausschnitt aus dem Schlachten-Panorama

Takeo lässt seine Kampfgefährten zurück, schlägt auch die Belohnung des Kaisers aus und kehrt dahin zurück, wo er zu Beginn des ersten Bandes hinwollte: „Die Insel ohne Namen“ steht wieder auf seinem Besuchs-Programm und bildet gleichzeitig den Auftakt zu Zyklus zwei. Dort vermutet Takeo seinen verschollenen Bruder Akio. Doch vorher, ehe er ihn suchen kann, landet der Samurai in einem ärmlichen Dorf auf der Insel, in dem Seltsames vorgeht: Eine Truppe Yakuzas landet an, geführt von dem ebenso fetten wie grausamen Nobunaga. Das Dorf soll Tribut zahlen um im Gegenzug verschont zu werden (das kennen wir aus Kurosawas „Die sieben Samurai“). Um dies zu legitimieren, lässt Nobunaga jedes Mal ein perfides Schauspiel aufführen: ein Kämpfer des Dorfes stellt sich in einem ungleichen Duell mit einem Kämpfer Nobunagas. Der hat mit dem alternden aber kampferprobten Samurai Shobei („Shobei“ ist dann auch der Titel der dritten Episode) ein schweres Kaliber aufgefahren. Und wie erwartet stellt sich auf Seiten des Dorfes Takeo dem Zweikampf, der in drei Runden ausgetragen und der nicht nur über das Schicksal der Dorfbewohner entscheiden wird…

Natürlich gehören ehrenvolle Kämpfe und Schlachten zu einem anständigen Japan-Historien-Epos. Die Schlacht haben wir in der ersten Episode, beeindruckend und intensiv, siehe oben. Im zweiten Zyklus nun wird „lediglich“ ein Zweikampf geboten, der es aber auch optisch wieder in sich hat. Zwei Kämpfer, die sich schätzen. Einer kämpft wegen seiner Ehre, der andere, um sie wieder zu erlangen, indem er sein Schicksal erfüllt. Die wie immer sehr filmisch gehaltenen Szenenabfolgen, die oft ohne Worte auskommen und in denen Einzelpanels immer wieder in ein großes Hintergrund-Panorama montiert werden, beindrucken in ihrem schwungvollen Realismus, der durch den nervösen aber markanten Strich Genêts erzeugt wird. So sind auch die Zweikämpfe letztendlich monumental und bildgewaltig illustriert. Und ja – Takeo findet tatsächlich seinen Bruder, der schließlich auch seine Erinnerung zurück gewinnt. Womit wieder ein neuer Zyklus startet, der den dritten Band der Gesamtausgabe füllen wird. Erneut runden einige Skizzen den Band ab. Dazu werden diverse fertig getuschte Seiten Genêts abgebildet. Im Vergleich zur jeweils farbigen Version wird so auch klar, welch hervorragende Arbeit die Koloristin Delphine Rieu hier geleistet hat. (bw)

Samurai Gesamtausgabe, Band 2
Text: Jean-François Di Giorgio
Bilder: Frédéric Genêt, Delphine Rieu (Farben)
160 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
34,80 Euro

ISBN: 978-3-95839-438-4

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