Usagi Yojimbo, Band 6/7 (Dantes Verlag)

Mai 22, 2017

Schwertkämpferin Tomoe Ame, treue Ergebene ihres Fürsten Noriyuki, besucht unter einem Vorwand die Burg von Fürst Tamakuro. Ihre Mission: sie soll dort ungewöhnlichen Vorgängen nachgehen und entdeckt bald, dass Fürst Tamakuro heimlich Waffen, Munition und Schwarzpulver hortet. Außerdem wirbt er etliche Ronins an, um eine Armee zu formen. Schnell wird klar: der Fürst plant eine Verschwörung gegen den Shogun, was den Frieden des ganzen Landes gefährdet. Blöd nur, dass Tomoe Ame gefasst und in den Kerker geworfen wird, ehe sie diese beunruhigenden Nachrichten ihrem Herrn zukommen lassen kann. Zuvor begegnet sie bei einem erfolglosen Fluchtversuch Usagi, der sich entsetzt sogleich in Richtung Burg Tamakuro aufmacht, seine Freundin zu retten. Er heuert dort als Ronin an, erwirbt den Respekt des Hauptmanns Torame und verschafft sich alsbald Zugang zum Kerker, in dem Tomoe Ame schmort. Doch der Befreiungsversuch geht schief und Usagi muss erkennen, dass er allein nichts gegen Tamakuro und für Tomoe Ame ausrichten kann. Er sieht sich gezwungen, eine ungewöhnliche Allianz einzugehen, bei der auch zwei altbekannte Weggefährten mitmischen…

Im Gegensatz zur letzten Ausgabe mit abgeschlossenen Stories wartet dieser dicke Doppelband mit einer einzigen durchgehenden Geschichte auf. Und die ist clever konstruiert. Im ersten Kapitel werden die Figuren in Parallel-Montagen auf dem Spielfeld verteilt und positioniert. Die Handlung beginnt mit der Mission Tomoe Ames, die sich dann zufällig mit dem umherziehenden Usagi kreuzt, der sich im Regen verirrt hat. Dann die beiden alten Bekannten: Kopfgeldjäger Gen (das Nashorn) ist hartnäckig auf der Suche nach dem blinden Zato-Ino, (das Schwein mit Holznase), der sich wiederum souverän mit Gens Konkurrenz auseinandersetzt. Nach und nach werden diese Handlungsstränge zum absoluten Höhepunkt zusammengeführt: dem verzweifelten Angriff auf die Burg des verräterischen Fürsten Tamakuro, der zum einen die Verschwörung vereiteln und zum anderen Usagis Freundin Tomoe Ame retten soll. Danach folgt als Schluss ein ruhiger, beinahe gefühlvoll leichter Ausklang der Handlung, der den weiteren Werdegang der Protagonisten zeigt (inkl. einer kleinen „Sieben Samurai“ Hommage mit Zato-Ino).

Die Story, die wie ein typisches Samurai-Drama gezielt auf ihren Höhepunkt zusteuert, ist an jedem Punkt geschickt inszeniert und eingefädelt. Sakai vergisst keine Nebenfigur, keine Nebenhandlung und bringt alles schlüssig zu ende. Dabei wird neben der Konstruktion der Handlung auch die Action nicht vernachlässigt. Sei es der Kampf zwischen Gen und Zato-Ino (in der Gen sein Nashorn verliert!), das Duell zwischen Usagi und dem Chef-Ninja Shingen, der vor der beeindruckenden Kulisse eines Wasserfalls stattfindet, oder dann als Highlight die epische Schlacht um die Burg. Alles fulminant inszeniert, wobei der ständige Regen, das Unwetter beinahe als Running Gag, als Symbol für dräuendes Unheil funktioniert, und der sich erst legt, nachdem die Sache – soviel sei verraten – aus der Welt geschafft ist. Als es endlich wieder aufklart, ist sprichwörtlich alles wieder im Reinen und die Figuren setzen ihren zuvor eingeschlagenen Weg fort.

All dies serviert Stan Sakai natürlich in der charakteristischen anthropomorphen Figuren-Form, die er konsequent durchzieht. So gibt es mit Hebi einen Fürsten als Schlange, der dann entsprechend ein meterlanges Gewand trägt. Der Band ist im Layout wie auch der Vorgänger der Usagi-Reihe vom Verlag Schwarzer Turm angepasst und schließt nun endlich die Lücke in der dortigen Veröffentlichungs-Historie. Der kommende Band 8 im Juli schließt an Band 13 vom Schwarzen Turm an und beginnt nun losgelöst von „Altlasten“ mit neuem Design eine „eigene“ Serie um den Leibwächter Hase, die sich an den Paperbacks bei Dark Horse optisch wie numerisch orientiert (dort ist man inzwischen bei der Nr. 31 angelangt!). Klingt kompliziert, ist aber so und macht so durchaus auch Sinn. (bw)

Usagi Yojimbo, Band 6/7: Die Drachenschrei-Verschwörung
Text & Bilder: Stan Sakai
180 Seiten in schwarz-weiß, Softcover
Dantes Verlag
18 Euro

ISBN: 978-3-946952-01-5

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