Die Zwerge, Band 2 (Splitter)

Dezember 27, 2016

Kleine Wesen, großer Aufruhr: das Zwergenreich schwebt in Gefahr. Das geborgene Land, in dem die Stämme der kleingewachsenen Krieger, Handwerker und Schätzesammler friedlich leben, befindet sich im Zustand der Belagerung. Denn das Tote Land breitet sich aus wie eine Pest, Horden von finsteren Wesen wie Orks, Oger und dunkle Elben brechen in die Gebiete der Zwerge ein. Das bekommt auch Tungdil zu spüren, den sein Ziehvater, der Magier Lot-Ionan, auf eine gefährliche Mission geschickt hat: nämlich magische Bücher und Artefakte zu transportieren, die den Krieg entscheiden könnten. Denn in Grünhain, der ehemaligen Heimstatt des Magiers, findet Tungdil nur Verwüstung, angerichtet durch Nudin, der alle Magier des Reiches (Lot-Ionan inklusive) getötet hat und sich zum Herrscher der Invasion aufschwingen will. Der Fiesling würde Tungdil nur allzu gerne seine wertvolle Fracht abjagen, aber da tritt die tatkräftige Maga Andokai, die Nudin entkommen konnte, auf den Plan und rettet den wandernden Zwergen die Haut.

Sie eröffnet dem staunenden Tungdil, dass die Bücher und Artefakte, die er mitschleppt, den Schlüssel zum einzigen Weg enthalten, Nudin noch Einhalt zu gebieten. Flugs macht man sich auf den Weg zur Herrscherstadt des zweiten Zwergenreiches, um die kostbaren Information dort abzuliefern. Dort allerdings gerät Tungdil in eine handfeste Intrige: der greise Hochkönig Gundrabur harrt des in den Legenden angekündigten Thronfolgers, aber die Aspiranten Bislipur und Gandogar wollen dringend gegen die Orks und Elben in den Krieg ziehen. Gundrabur weiht Tungdil ein, dass seine angeblich adlige Herkunft nur eine Finte war, um die Kriegshetzer in den eigenen Reihen ruhig zu stellen. Dennoch muss sich der kleine Schmied den anderen Thronprätendenten stellen und einen Wettkampf überstehen, in dem der künftige Herrscher der Zwerge gekürt wird – während sich immer klar zeigt, dass der einzige Weg zur Rettung des Zwergenreiches in einer mythischen Axt besteht, die nach altem Ritus geschmiedet die Verbindung zwischen Mensch und Dämon, die Nudin beseelt, trennen kann…

Auch Kapitel Zwei der Romanadaption der Fantasy-Epen des emsigen Markus Heitz (neben den „Zwergen“ verfasste er unter anderem auch „Die Legenden der Albae“ und „Vampire!“) verlangt einem wieder nicht gerade wenig an Lesekapazität ab: da gehen Intrigen, Action-Sequenzen und eine Myriade von Charakteren einen bunten Reigen ein, in dem sich Motive aus Tolkiens Mittelerde aus neuem Blickwinkel präsentieren. Ganz ohne Hobbits verfolgen wir erneut die Geschicke der in Tolkiens Werken ja nicht unbedingt zentralen Zwerge, die sich einer Gefahr ausgesetzt sehen, die dann wiederum doch stark an die Ringkriege angelehnt ist – eine Idylle (dort das Auenland, hier das geborgene Land) wird durch einen Fiesling (dort Sauron, hier Nudin) bedroht, der mit dunkler Magie (Kopf abschlagen? Kein Problem, einfach wieder aufsetzen) und Horden von Unholden (wobei bei Heitz auch die Elben zu den Lumpensöhnen gehören) die heile Welt attackiert.

Wie diese durchaus ambitionierte Vorlage (in der Taschenbuch-Ausgabe kommt alleine Band 1 auf 640 Seiten) in eine Comicfassung verwandelt wird, das erfahren wir im ausführlichen Anhang: zunächst unterteilte Autor Yann Krehl den ersten Zwergen-Roman in vier Abschnitte, um der Stoffmenge Herr zu werden, und entwickelte daraus ein detailliertes Szenario, das Markus Heitz persönlich absegnete und dann in der Feder von Che Rossié wie in einem Storyboard zum Leben erweckt wurde. Die Grundzüge der Handlung bleiben dabei erhalten, jedoch kommen auch derbe Späße und vor allem panoramahafte Action-Szenen nicht zu kurz, die Rossié erneut durchaus eigenständig im leicht stilisierten Fantasy-Duktus gestaltet. Für Kenner der Romane und Tolkien-Freunde, die sich von Komplexität nicht schrecken lassen, eine spannende Reise. (hb)

Die Zwerge, Band 2: Der Thronanwärter
Text: Markus Heitz, Yann Krehl
Bilder: Che Rossié
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-86869-542-7

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