Miles Morales: Ultimate Spider-Man, Band 1 (Panini)

August 11, 2015

Miles Morales: Ultimate Spider-Man 1 (Panini)

Spider-Man ist tot – lange lebe Spider-Man! So oder so ähnlich könnte man den Ausgangspunkt dieses Serien-Neustarts im Rahmen des Ultimativen Universums fassen. Peter Parker ist im Kampf gegen den Grünen Kobold gefallen, Galactus hat versucht die Erde zu verschlingen und dabei die erste Heldenriege Captain America, Thor und Iron Man ins Jenseits befördert. Der junge Miles Morales, der ebenfalls von einer radioaktiven Spinne gebissen wurde, avanciert so plötzlich zum Nachfolger des Netzschwingers, den die Nachbarschaft und die Welt natürlich nach wie vor bitter nötig hat. Tante May, Gwen, Mary Jane und andere Weggefährten mögen noch trauern: Miles muss sich mit zwei weiteren Spider-Men herumschlagen, die ganz offenkundig von den Osborn-Laboren technisch hergestellt wurden.

Mitten in diesen Trubel hinein gelingt dann Norman Osborn auch noch die Flucht, und der monströse Grüne Kobold – in dieser Inkarnation mehr Dämon als sonst irgendetwas – macht wieder Jagd auf seine Nemesis. Die allerdings hat alle Hände voll zu tun: als wenn es nicht schon genug Ärger wäre, dass ihm seine Freundin Katie als Reaktion auf sein doch nur vertrauensvoll und ehrlich gemeintes Geständnis, der Netzkopf zu sein, wegläuft, staunt Miles nicht schlecht, als ihm plötzlich kein anderer als Peter Parker begegnet, ohne genau zu erklären, was denn nun geschehen ist. Lange Zeit zum Nachdenken bleibt auch nicht, denn der Grüne Kobold attackiert, und nur mit vereinten Kräften scheinen der neue und der wieder auferstandene alte Spidey überhaupt nur den Hauch einer Chance zu haben…

Brian Bendis ist für seine Achterbahnfahrten bekannt, und seit 200 Ausgaben nutzt er die Möglichkeiten des Ultimativen Universums trefflich aus, bekannte Charaktere einen ganz eigenen Schliff zu geben und überraschende Wendungen einzubringen. Und obgleich auch hier alle seine Trademarks – der fast schon maschinengewehrsalvenhafte Dialog, die hintersinnige Komik und die flippige Charakterisierung – alle an Bord sind, gerät der Bogen der Glaubhaftigkeit doch arg an seine angespannt-ächzenden Grenzen. Spider-Man ist tot und lebt aber gleich wieder? Morales selbst tippt auf „Klon“, schließlich ist ja auch Black Widow Jessica Drew ein Klon von Peter Parker, und überhaupt wimmelt es in der Welt nur so von künstlich erzeugten Spidermännern.

Allein diese Kombination dürfte in manchem Leser leidgeprüfte Erinnerungen an die närrische Klon-Saga heraufbeschwören, bei der ja Peter Parker erst nicht mehr Spider-Man war und dann doch wieder alles ganz anders, sprich wie gewohnt, kam. Ob man sich das Spektakel durch die in der Tat schmissigen Action-Szenen, kühne Einfälle (Morales verfügt über weitere Spinnenfähigkeiten wie Tarnung und Venom Blast) und die coolen Sprüche auch von Morales‘ Kumpel Ganke dennoch schmecken lässt, das kann ja jeder selbst für sich entscheiden. Der vorliegende Band enthält die US-Ausgaben ‚Miles Morales: The Ultimate Spider-Man‘ 1-5 von 2014 sowie als Auftakt das schöne Special im Rahmen der US-Ultimate-Seriennummer 200, in der durch den erzählerischen Kunstgriff einer Trauerfeier für Peter Parker mit jeder Menge Erinnerungen alle bisherigen Ultimate-Zeichner nochmal ran durften. (hb)

Miles Morales: Ultimate Spider-Man, Band 1
Text: Brian Michael Bendis
Bilder: David Marquez, Mark Bagley, Sara Pichelli u.v.a.
148 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Verlag
16,99 Euro

ISBN: 978-3-95798-323-7

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