
Sioban, die junge Sudennenkönigin und ihr Getreuer, der Ritter Seamus, sind unterwegs zum Schloss ihres Onkels, Lord Heron. Kurz vor ihrem Ziel machen sie einen Abstecher zum „Tor der Wächter“, ein riesiges, mächtiges wie massives hölzernes Tor, das den Zugang zum Inneren eines Berges versperrt und das niemand bisher zu öffnen vermochte. Und auch niemand weiß, was sich dahinter verbirgt. Nur Gerüchte und Legenden machen die Runde. Bei ihrem Onkel angekommen erfährt Sioban, dass sie eine Cousine namens Aylissa hat, deren arrangierte Hochzeit bevorsteht. Während eines zwanglosen Ausritts mit Aylissa stürzt Sioban in eine enge, tiefe Schlucht, aus der es angeblich kein Entrinnen gibt. Bis jetzt…
Mit „Die Sudennen“ startet der prominente Autor Jean Dufaux den bereits vierten Zyklus um das verlorene Land (eigentlich eine Insel), seiner 1993 begonnenen Fantasy-Saga, und kehrt dabei zu den Anfängen der Reihe zurück. Folglich treffen wir hier erneut auf Sioban, die inzwischen die Königin der Sudennen ist und Seamus, ihren treuen Bewacher und Sidekick. Jeder Zyklus wurde oder wird von einem illustren Zeichner gestaltet. Den Anfang machte „Thorgal“-Zeichner Grzegorz Rozinski. Ihm folgte bei „Ritter des verlorenen Landes“ Philippe Delaby („Murena“) und nach dessen frühem Tod Jérémy, der den Zyklus beendete. „Hexen des verlorenen Landes“, der dritte Zyklus, ist noch nicht abgeschlossen. Hier fehlt noch ein Band. Zeichnerin ist Béatrice Tillier („Fee“, „Der Wald der Jungfrauen“).
Bei den Sudennen ist nun Paul Teng am Werk, der seine hiesige verlegerische Heimat bisher in erster Linie bei Salleck hatte. Dort erschienen seine Historien-Reihe „Shane“ und der Einzelband „Das Teleskop“ (nach einem Szenario von Jean van Hamme). Teng zeichnet ebenfalls äußerst realistisch, sein Stil ist dabei aber wesentlich nervöser als beispielsweise der präzise Strich von Béatrice Tillier und passt damit aber bestens zu den rauen Landschaften und kalten Gemäuern in diesem Land. Wobei die stimmige Kolorierung von Bérengère Marquebreucq, die bereits diverse Vorbände einfärbte, wieder einen großen Anteil am visuell atmosphärischen Gesamtbild des Bandes hat.
Die Story, die Anleihen an keltische Mythologie und der Artus-Sage erkennen lässt, kommt nach und nach in Gang und verspicht für die folgenden beiden, in kurzen Abständen erscheinenden Bände, einiges: Die hübsche Aylissa, die es faustdick hinter den Ohren hat, und ihr Vater Lord Heron, verfolgen eigene Pläne. Sioban, über deren Schicksal gerne orakelt wird („Das Böse ruht im Herzen der Liebe“), gelangt eher zufällig zu großer Macht, die sie erst verstehen muss. Was die Situation zusätzlich verkompliziert. Dreh- und Angelpunkt der Story ist dabei das „Tor der Wächter“, bzw. das, was es verbirgt und einsperrt – ein Blick auf das Cover erübrigt sämtliches Spoilern. Fazit: inhaltlich und zeichnerisch ein wie gewohnt gelungener Auftakt, der ein weiteres Kapitel der Fantasy Saga eröffnet. Wir freuen uns auf die Fortsetzung. (bw)
Das verlorene Land: Die Sudennen, Band 1: Lord Heron
Text & Story: Jean Dufaux
Bilder: Paul Teng, Bérengère Marquebreucq (Farben)
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
18 Euro
ISBN: 978-3-98721-492-9