Mangas und deren Bewegtbild-Vetreter, die Animes, boomen nach wie vor in Deutschland – zwei von drei verkauften Comics gehören inzwischen zum Manga-Segment, zahlreiche Comicverlage führen eine Manga-Sparte, die auch gerne ausgebaut und erweitert wird. Die Anzahl der Veröffentlichungen steigt noch immer stetig. Gleichzeitig entstehen Streaming-Plattformen, die sich ausschließlich den Animes widmen. Apropos: Viele von uns „Älteren“ kannten Animes schon lange, ohne sich dessen bewusst gewesen zu sein. Zeichentrickserien unserer Kindheit (wir sprechen von den 1970er Jahren) wie Heidi, Pinocchio, Wickie oder die Biene Maja wurden in Japan produziert und sind daher als Animes zu bezeichnen.
Nach „Unnützes Wissen für Marvel Nerds“ hat Autor Stefan Mesch offenbar Blut geleckt und legt mit „Unnützes Wissen über Manga und Anime“ eine weiteres Buch vor, das die bereits stattliche Unnützes Wissen – Reihe im riva Verlag ergänzt. Diesmal widmet er sich eben jenen Comics und Zeichentrickserien aus Japan. Mit den beiden Japanologen und Übersetzern Jasmin Dose und Jan Lukas Kuhn stehen ihm dabei zwei Fachleute zur Seite und warten mit allerlei thematisch geordneten Fun Facts über das japanische Popkultur Phänomen auf. Wieder 25 Kapitel beinhaltet das Buch, einmal chronologisch nach Jahrzehnten geordnet, dazwischen immer Kapitel mit anderen Themenbereichen.
Folgen wir der Chronologie mit einigen Beispielen: Ab 1902 erschienen erste Geschichten, die aus mehreren Bildern bzw. Panels bestehen, oft sind es vier (Einen informativen Einblick in die Geschichte des Mediums gibt übrigens auch Yoshihiro Tatsumis Autobiografie „Gegen den Strom“ erschienen bei Carlsen). Wir erfahren, was Osamu Tezukas „Metropolis“ von 1949 mit dem deutschen Stummfilmklassiker zu tun hat – nämlich (fast) nichts. Und welchen Einfluss Marilyn Monroes wehender weißer Rock aus „Das verflixte 7. Jahr“ auf die Mangas der Sechziger hatte. In den 70er Jahren kaufte ein Animationsstudio die Rechte an Marvel Figuren und damit auch diese zu verändern. Und Löffel-Verbieger Uri Geller mochte aus Gründen ein bestimmtes Pokemon nicht.
Weitere interessante Fun Facts in Ausschnitten: Was Hayao Miyazaki (Studio Ghibl) mit Astrid Lindgren zu tun hat, bzw. hatte. Wie Mangas die Netflix-Serie „Squid Game“ beeinflusst haben. Wie kontrovers in Mangas heute noch das Massaker von Nanking, verübt 1937 von japanischen Soldaten, diskutiert wird. Außerdem erfahren wir, warum und wofür Stanley Kublick einmal fast den legendären Osamu Tezuka engagiert hätte und warum daraus nichts wurde. Und der italienische Comic-Autor und -Zeichner Igort bekommt massiv sein Fett weg. Hochinteressant auch das Kapitel mit den Manga-Beziehungen und Verbindungen nach Deutschland. Fazit: Ein Buch mit unzähligen Fakten, das man immer wieder zur Hand nehmen kann, verbunden mit der (freilich nicht neuen) Erkenntnis, dass Wissen niemals unnütz ist. (bw)
Unnützes Wissen über Manga und Anime
Autoren: Jasmin Dose, Jan Lukas Kuhn & Stefan Mesch
192 Seiten, Softcover
riva Verlag/Münchner Verlagsgruppe GmbH
10 Euro
ISBN: 978-3-7423-2764-2