
Tierschützerin Juliana Tobon lebt gefährlich. Dabei will sie doch nur die intelligenten Affen retten und in sichere Rückzugsorte bringen. Das ist allerdings alles andere als mehrheitsfähig – immerhin lebt man in einer Welt, in der das Retrovirus ALZ 113, besser aber auch fälschlicherweise bekannt als Affengrippe, die Menschheit massiv dezimiert. Ursprünglich als Mittel gegen Alzheimer konzipiert, geriet das Virus außer Kontrolle und hält grausame Ernte, während die zunehmend intelligenten Affen immun zu sein scheinen. Die immer mehr zusammenbrechende Weltordnung zerfällt dabei in zwei Lager: die Weltgesundheitsorganisation und die wenigen verbleibenden Regierungen wollen die Affen nutzen, um ein Gegenmittel zu entwickeln, weshalb man die Affen in Reservaten wie Borneo oder auch Ghana sammelt, um sie zu studieren.
Dagegen steht die Terror-Organisation Exercitus Viri, die die Affen für das Virus verantwortlich machen und sowohl Tiere als auch ihre Verteidiger gnadenlos jagen. In dieser apokalyptischen Gemengelage erhält die entsetzte Juliana den Befehl, die Affen aus dem Reservat in Ghana in die USA zu schaffen, um die Forschungsarbeiten dort zu unterstützen – sprich, um die Affen als Labormaterial zu verwenden. Ebenso wenig schmeckt Juliana allerdings das Vorhaben einiger Tierschützer, ihre intelligenten Schützlinge auszubilden und zum Wiederaufbau der zerstörten Erde zu nutzen, was aus ihrer Sicht auf eine moderne Form der Sklaverei hinauslaufen würde. Widerwillig macht sich Juliana dennoch mit ihren Affen auf einem Kreuzfahrtschiff auf in Richtung USA, aber mitten auf dem Ozean kommt es zu einem Angriff einer Exercitus Viri-Flotte, die den Transport aufhalten wollen…
Man könnte diesen ganzen Wurf ja wunderbar als Verpackung der Pandemie-Geisterbahnfahrt deuten, die die Welt ab 2020 erleben durfte – passt aber nicht. Vielmehr nimmt David Walker die Grundidee dieser neuen Serie aus der Filmtrilogie, die 2011 mit „Rise of the Planet of the Apes“ startete und dabei einen Bogen hin zum Original von 1968 schlug, indem eine alternative Vorgeschichte zu den Geschehnissen entfaltet wurde, mit denen sich Charlton Heston schließlich konfrontiert sah. Waren es im 68er-Film noch die eher angedeuteten Folgen eines Atomkriegs, die die Ordnung auf den Kopf gestellt hatte („You blasted it! Damn you!“, so ruft Taylor vor der Ruine der Freiheitsstatue aus), war es in Rupert Wyatts Reprise des Franchise fehlgeleiteter Forscherdrang, der bei der Suche nach einem Gegenmittel gegen Alzheimer Experimente an Affen vornahm, die letztlich eine globale Pandemie und gleichzeitig den evolutionären Quantensprung der Affenpopulation verursachte.
In den Folgefilmen „Dawn of the Planet Of The Apes“ (2014) und “War for the Planet of The Apes” (2017) entfaltete sich die Geschichte des intelligenten Affen Caesar als Anführer bis hin zum Auftauchen von menschlichen Figuren wie Nova, die dann auch Charlton Heston kennenlernte. Walker setzt irgendwo im Kontext von Episode 1 und 2 an, ergänzt die radikalen Terroristen und fügt mit der „Legende des intelligenten Gorillas Pug“ noch ein Element zur Mythologie hinzu – Pug findet in einem verlassenen Haus einen Kinder-Lern-Computer, mit dem er sich sukzessive das Sprechen beibringt und zum Anführer der sagenumwobenen Affenarmee avanciert. Zeichnerisch inszeniert David Wachter das Geschehen düster, in Rückblicken auch optisch abgesetzt und in großflächigen Action-Szenen gerne auch mit bedrohlich-aggressiven Szenen vom Kampf Affe gegen Mensch. Insofern eine willkommene Ergänzung zum Affen-Kanon, die hier die ersten fünf Ausgaben der US-Serie „Planet of the Apes“ zusammenfasst, die zeitlich durchaus synchron mit dem vierten Teil der Kino-Serie erscheint, die unter dem Titel „Kingdom of the Planet of the Apes“ jüngst in den Lichtspielhäusern zu bestaunen war. (hb)
Planet der Affen, Band 1
Text & Story: David Walker
Bilder: Dave Wachter
128 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
16 Euro
ISBN: 978-3-74163-822-0