Beim Leben meiner Tochter (Splitter)

Februar 15, 2024
Beim Leben meiner Tochter (Splitter Verlag)

Französisches Übersee-Departement La Réunion, östlich von Madagaskar. Hier auf dem vermeintlichen Inselparadies macht die Familie Bellion Urlaub – Martial, seine Frau Liane und die gemeinsame Tochter Josapha, die alle nur Sapha nennen. Nachdem Liane ihr Hotelzimmer aufsucht, ist sie verschwunden. Scheinbar spurlos. Martial wendet sich an die Polizei und gerät schnell selbst ins Fadenkreuz der Ermittlerin Capitaine Aja Purvi. Denn Zeugenaussagen und Indizien sprechen dafür, dass er seine Frau umgebracht hat. Doch als die Polizei ihn festnehmen will, ist er weg. Gemeinsam mit seiner Tochter Sapha begibt er sich auf eine abenteuerliche, waghalsige Flucht, auf der er äußerst clever agiert – für Purvi und ihren gemütlichen Sous-Lieutenant Christos ein weiterer Beweis, dass sie den Richtigen jagen. Aber irgendetwas erscheint seltsam an der Tat und dem Verhalten des Flüchtigen. Was nach und nach ans Tageslicht kommt…

Zugegeben, nach den beiden herausragenden Comic-Adaption der Michel Bussi Romane – „Schwarze Seerosen“ mit dem Wahnsinns-Twist, ebenfalls von Fred Duval und Zeichner Didier Cassegrain, und „Das Mädchen mit den blauen Augen“ (mit Zeichnungen von Nicolaï Pinheiro) sind die Erwartungen an diesen Band hoch. Der erweist sich dann inhaltlich aber erfreulicherweise sich als ganz anders aufgebaut. Kein großer Twist am Ende, keine finale Auflösung am Schluss. Vielmehr wird das Geheimnis um die Motive des flüchtigen Martial, der seiner Tochter Sapha dabei einiges zumutet, nach und nach erklärt und aufgeklärt. Schon früh macht uns die Story andeutungsweise klar, dass Martial nicht der Mörder seiner Frau sein kann (jaja, kleiner Spoiler) – warum flieht er also? Vor den offensichtlichen Indizien, die wie arrangiert wirken (Stichwort Wäschewagen)? Oder steckt ein ganz anderes, noch verborgenes Motiv dahinter? Und was ist mit Liane geschehen?

Abwechselnd begleiten wir in der Folge Aja Purvi und Christos bei den Ermittlungen und Martial mit seiner Tochter bei ihrer Flucht. Dabei erschüttern diverse Vorgänge und Enthüllungen immer wieder unsere Unschuldsvermutung, was von Duval und Cassegrain clever in Szene gesetzt wird. Ein letzter Zweifel bleibt also. Martial verfolgt eisern und scheinbar unbeirrbar ein unbekanntes Ziel (nicht jedoch geographisch) – er und sein Antrieb bleiben dabei ein Mysterium. Ansonsten bevölkern starke Charaktere den Band: Die taffe und ehrgeizige Aja, die von ihrem Vorgesetzten immer wieder ausgebremst wird. Christos als Ein-Mann-Spusi-Abteilung mit seiner Laissez-faire Attitüde und Rauschebart, der gerne auch mal Verbotenes raucht. Dann seine clevere Lebensgefährtin Imelda Cadjee, deren Rolle im Verlauf der Story immer gewichtiger wird. Dazwischen sitzt der Fokus wieder auf Sapha, die in jungen Jahren einen wahren Alptraum erlebt, was auch originell visualisiert wird.

Didier Cassegrain setzt die Story, die im Original „Ne lâche pas ma main“ / „Lass meine Hand nicht los“ heißt (wobei die deutsche Ausgabe des Romans auch „Beim Leben meiner Tochter“ betitelt ist), wieder mit leichter Hand, manchmal skizzenhaft und ohne traditionelle Tuschezeichnungen in Szene. Dabei benutzt er meist gediegene und stimmige Pastellfarben, auch bei den exotischen (Urlaubs-) Landschaften, seien es Strände, Wälder oder Vulkane. Somit gilt: Auch die dritte Michel Bussi Adaption ist absolut gelungen. Lesen lohnt sich! (bw)

Beim Leben meiner Tochter
Text & Story: Fred Duval, nach Michel Bussi
Bilder: Didier Cassegrain
136 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
35 Euro

ISBN: 978-3-98721-219-2

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