The Spider King (Cross Cult)

März 13, 2023
The Spider King (Cross Cult)

Ganz normaler Wikinger-Alltag – eigentlich: Vor zehn Jahren tötete Aarek, genannt der Wolf und Anführer der Rhund, den König Hallvard vom Clan der Laxdalen. Dessen Sohn und Nachfolger Hrolf schwor damals Rache, aus der heute, eine Dekade später, aber noch immer nichts geworden ist. Doch nun bietet sich erneut die Chance, stehen sich Hrolf und Aarek doch endlich gegenüber. Gerade als sich die Schlacht zu Ungunsten von Hrolf und seinen Kriegern zu entscheiden droht, geschieht es. Ein Sternenregen – heute würden wir Meteoritenschauer sagen – geht auf die Metzelnden nieder und beendet den Kampf vorzeitig. Und bald wird klar, dass nicht nur Steine auf die Erde krachten. Auch eine Flotte von zehn Kampfkreuzern aus der Weite des Alls fiel dem Sternenregen zum Opfer und ist im Land der Wikinger abgestürzt, was sowohl auf Seiten Aareks als auch auf Hrolfs einen kurios skurrilen, wie völlig unvorhersehbaren Culture Clash auslöst…

Wikinger & Aliens. Aber eher passiv. Denn Hrolf und die Seinen scheren sich anfangs wenig um die Aliens und deren Schiffswracks. Die Götter haben all das gesandt, fertig. Ein Raum wird als Waffenkammer identifiziert, unbekümmert bedient man sich. So gelangt Hrolf an ein futuristisches Schwert, außerdem findet eine Art mechanischer Arm unverhofft seinen neuen Platz. Auch Aarek stößt auf Außerirdisches, was für ihn jedoch einschneidende Folgen für Körper und Geist hat. So dienen Alien-Technologie und fremde Lebensformen als drastische Brandbeschleuniger, die den tödlichen Konflikt der beiden irdischen Streithähne auf ein ganz neues Level heben. Parallel dazu wird die Geschichte der aufmüpfigen und entschlossenen Prinzessin Sigrid Kjartandottir vom benachbarten Lombarden-Clan erzählt, die bald ebenfalls in das Geschehen eingreift und die Hrolf seit Jugendzeiten kennt und schätzt.

Schwarzer Humor und skurril witzige wie auch konsequent originelle Episoden ziehen sich dabei durch den ganzen Band, den der australische Autor Josh Vann so unbekümmert erzählt wie er seine Charaktere agieren lässt: Ob eine missglückte Attacke auf Aarek, oder der Maulesel Sigmund, der zum Supergaul mutiert und dann ungeahnte Fähigkeiten entwickelt, ob Frodi, das Alien, das quasi adoptiert wird oder die bissigen Kommentare der kleinen Helga. Die Story wird locker flockig erzählt, wobei Motive aus Science Fiction-Klassikern wie „Krieg der Welten“, „Alien“ oder die Borg aus „Star Trek“ auszumachen sind, die die Eigenständigkeit und Stilsicherheit der Erzählung aber nicht weiter beeinflussen.

Kommen wir zu den Zeichnungen. Auch die sind anders. Und unkonventionell, wie die Story an sich. Der Italiener Simone D’Armini präsentiert hier einen wilden Stil aus opulentem Funny, übertriebenen groben Proportionen, mit einem kräftigen, markanten Tuschestrich, mitunter an den von Mike Mignola erinnernd. Kampf- und Action-Szenen werden überbordend inszeniert, wobei stilistisch atmosphärische Variationen, beispielsweise in Nachtszenen oder bei Seiten in Form von Mosaiken an Kirchenfenstern für visuelle Überraschungen sorgen. Vier Kurzgeschichten, eine von Kolorist  Adrian Bloch gezeichnet, ergänzen den großformatigen Hochglanz-Band. Hier sticht mit 26 Seiten „Frostgrimm“ heraus, die im Prinzip eine Variation der Thematik der Hauptstory darstellt und in der Simone D’Armini etwas filigraner arbeitet. Werden wir Hrolf und seine wilde Truppe noch einmal wiedersehen? Dagegen wäre wahrlich nichts einzuwenden. (bw)

The Spider King
Text: Josh Vann
Bilder: Simone D’Armini, Adrian Bloch, Daniel Irizarri
152 Seiten in Farbe, Hardcover
Cross Cult
35 Euro

ISBN: 978-3-96658-837-9

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