Terroristen sind immer ein Ärgernis. Gut also, wenn die Teen Titans in Gestalt von Starfire und Raven einen Bombenanschlag auf ein Baseball-Spiel vereiteln können. Weniger gut allerdings ist, dass Cyborgs frühere Freundin Marcy in die Fänge der Sekte eines gewissen Brother Blood geraten ist, dessen Schergen jeden Fluchtversuch radikal bestrafen – und so wird auch Marcy kurzerhand „exkommuniziert“, nachdem sie Vic Stone um Hilfe gerufen hatte. Die Titans versprechen den tief getroffenen Eltern von Marcy, den Sektenführer zur Rechenschaft zu ziehen. Erfolgreich schmuggeln sich Robin, Wonder Girl, Cyborg, Raven und Changeling sich ins Hauptquartier des Kults, fliegen aber alsbald auf und werden in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt, den nur Ravens Seelen-Ich übersteht. Während der große wunderbare Führer seine hervorragenden Kontakte in Politik, Wirtschaft und Medien nutzen möchte, um seiner Heimat, dem Schurkenstaat Zandia, endlich internationale Anerkennung zu verschaffen, sehen sich die Titans mit handfestem Horror konfrontiert, der wortwörtlich böse enden könnte…
Der Weltraum, unendliche Weiten: eigentlich hatte Starfire ja geglaubt, ihrer Vergangenheit als Koriand’r, entflohene Sklavin und Prinzessin von Tamaran, endgültig entflohen zu sein. Aber in Gestalt ihrer Schwester Komand’r holt das Schicksal die güldene Schöne gewaltsam ein: mit einer Horde Goradanianern entführt Komand’r ihre Schwester in Richtung der Zitadelle, um dort ein Machtspiel anzuzetteln. Die entsetzten Titans nehmen in einem erbeuteten Zitadellen-Raumer die Verfolgung auf, scheitern dabei aber erst einmal durchaus kläglich und retten sich gerade noch auf den Satelliten der Gerechtigkeitsliga, wo sie der wachhabende Superman empfängt. Hilfe tut also Not, und die naht in Form der Omega Men, die als Bewohner des Planeten Euforix aus dem Vega-System, das die Zitadelle komplett unterjocht hat, ein ganz eigenes Hühnchen mit den Lumpensöhnen zu rupfen hat.
Einstweilen erreicht Koriand’r, die sich als Replik auf ihre Schwester mittlerweile Blackfire nennt, mit ihrer Geisel den Hauptstützpunkt der Zitadelle, wo der Tyrann Lord Damyn mit grausamer Willkür die Herrschaft führt. Ein abtrünniger Psion heckt darauf den Plan aus, doch einfach die ehemalige Königin X’Hal aus ihrem Exil auf dem Planeten Okaara zu befreien, was in der ultimativen Vernichtung enden dürfte. Aber genau dort haben sich die Teen Titans und die Omega Men mittlerweile eingefunden, um Unterstützung für ihren Überfall auf die Zitadelle einzusammeln. Ein epischer Kampf wahrhaft galaktischen Ausmaßes entspinnt sich, der mit einem Duell von Starfire und Blackfire seinen Höhepunkt nimmt…
Zurück auf der Erde, sehen sich die Titans mit viel banaleren und dennoch wichtigeren Problemen konfrontiert: als Robin und Starfire sich einen entspannten Abend im Musical machen wollen, werden sie Zeuge, wie ein offensichtlich drogenabhängiger Jugendlicher bei einem Versuch, sich Geld zu verschaffen, ums Leben kommt. Gleichzeitig trifft Raven auf ein junges Mädchen namens Lizzie Angelo, das offenbar auf dem Straßenstrich gelandet ist. Sie bringt die abgemagerte Gestalt in die Wohnung von Cyborg, und alsbald stellen sich Parallelen ein: es handelt sich um Jugendliche, von durchgebrannt sind und in New York ihr Glück gesucht haben. Davon wollen gewissenslose Drogenkartelle profitieren, aber die haben nicht mit den Titans gerechnet…
Mit den Ausgaben ab Nummer 21 wollten sich Marv Wolfman und George Pérez vom dem Muster lösen, immer kurze Fälle vorzuführen, in denen sich die Titans gegen den Schurken des Monats bewähren mussten. Wolfmans Worten zu Folge setzte man nun auf ambitioniertere, komplexere Storylines und Handlungszyklen, die die Grenzen des kommerziellen Superhelden-Genres ausloten sollten. So servierte man mit dem Zweiteiler um Brother Blood ein astreines Stück Horror, in dem eine Stark an Wolfmans Dracula angelehnte Figur die Fäden spinnt und es an grauslichen Monstern nicht mangelt. Gleichzeitig verweisen Bloods hervorragende Connections in die Politik und seine bewusste Unterwanderung der Medien und der Wirtschaft auf Sekten-Praktiken, die gerade in den USA der frühen 80er begannen für Aufsehen zu sorgen.
Mit der epischen Saga um Blackfire, die von September bis November 1982 erschien, nahmen Wolfman und Pérez dann Kurs ins Weltall, wo sich Elemente von Jack Kirbys „New Gods“ und „Inhumans“ in den Omega Men wiederfinden. Viel wichtiger allerdings noch nimmt dieser Zyklus, der die ganz große Geste in Form von Weltraumschlachten, split panels und apokalyptischen Zügen auspackt, die „Secret Wars“ vorweg, in die der Konkurrent Marvel seine Helden nur kurze Zeit später 1984 schicken sollte – und natürlich auch die Infinity-Saga des „kosmischen“ Jim Starlin von 1991. Der Humor darf dabei allerdings nicht zu kurz kommen – vor allem Changeling kalauert sich durch die Galaxis und stellt wiederholt fest, das sei ja ganz wie bei Krieg der Sterne oder Raumschiff Enterprise.
Und ein Steinwesen namens Broot, das von sich in der dritten Person spricht, kommt auch vor. Ganz bewusst holte Wolfman seine jugendlichen Helden dann auf den Boden der Tatsachen zurück und lieferte mit dem sozialkritischen Zweiteiler „Runaways“ eine direkte Verneigung vor den Abenteuern der „hard travelling heroes“ Green Lantern und Green Arrow, die Dennis O’Neil und Neal Adams in den 70ern auf eine Reise durch das zeitgenössische Amerika geschickt hatten. Ging es bislang also um private Themen wie Erwachsenwerden und Generationskonflikte, wurden die Titans in den 20er-Ausgaben also zu voll ausgereiften Figuren in ausladenden Geschichten – was der vorliegende Sammelband mit den Heften „The New Teen Titans“ 21-27 sowie dem Annual 1 vom November 1982 bestens illustriert. (hb)
Teen Titans von George Pérez, Band 4: In der Gewalt von Blackstar
Text: Marv Wolfman, George Pérez
Bilder: George Pérez, Romeo Tanghal
228 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
24 Euro
ISBN: 978-3-7416-2565-7