Sasmira, Band 4 (Splitter)

Mai 6, 2020
Sasmira, Band 4 (Splitter Verlag)

Schloss Rovanac im Jahre 1909. Noch immer sind Stanislas und seine Bertille in der falschen Zeit gefangen. Und nach dem Tod von Prudence wird die Situation nicht einfacher. Denn Sasmira, die unsterbliche ägyptische Prinzessin, ist im Besitz der beiden magischen Ringe, mit deren Hilfe eine Rückkehr von Stan und Bertille in die Gegenwart möglich ist. Nachdem Bertille zusehends und rasant altert und Stan Sasmira erneut und endgültig zurückweist, wirft diese aus Rache einen der Ringe in den nahen See und besiegelt damit vermeintlich das Schicksal der Zeitreisenden. Doch Stan lässt nicht locker. Während das Gefühlsklima im Schloss endgültig in Hass umschlägt, suchen er und Bertille, die immer schwächer wird, im Schloss und im See verzweifelt nach einem der Ringe und werden dabei immer harscher von Sasmira verhöhnt. Bis ein kleines Wunder geschieht und Stan und Bertille zum Entsetzen Sasmiras plötzlich verschwunden sind…

Ende! Nach 22 Jahren schafft es Laurent Vicomte tatsächlich, seine Reihe mit Band 4 zu beenden (zur Erinnerung: Zwischen Band 1 und 2 lagen 15 Jahre und bis zum Erscheinen von Band 3 vergingen immerhin noch sechs). Und rückblickend zeigt sich noch einmal deutlich, dass die Reihe in erster Linie von einer ausgesprochenen Inhomogenität geprägt ist. Das betrifft vor allem die Zeichnungen, aber auch immer mehr die Story. Während der Auftakt – von Vicomte noch geschrieben UND gezeichnet – eines der faszinierendsten franko-belgischen Comic-Alben seiner Zeit war, elegant, spannend, aufregend und in eine Aura des Mystischen gekleidet, entschied Vicomte – warum auch immer – Band 2 nicht zu Ende zu zeichnen und überließ diesen undankbaren Job Claude Pelet (der anschließend auch an einem Album von Vicomtes Ex-Serie „Reise ans Ende der Welt“ mitarbeitete). Das hatte einen ersten Bruch im Zeichenstil zu Folge, auch wenn sich Pelet redlich bemühte. Und je mehr über Sasmira inhaltlich enthüllt wurde, umso mehr entzauberte sich die Story selbst – bis zum Finale.

Mit Band 3 holte sich Vicomte dann Anaïs Bernabé in Zeichnerboot, die wieder einen etwas anderen Stil pflegte und diesen nun im Abschlussband nochmals variiert. In großen Panels und digitalen Farbabstufungen treten Details in den Hintergrund. Die Optik ist sehr glatt, man kann immer wieder eine gewisse Steifheit in den Gesichtern ausmachen, manche Panels kommen gar ungelenk daher und sind einfach gestaltet. Eigentlich das genaue Gegenteil von Vicomtes ursprünglichem Stil, der gleichsam als Maßstab angesetzt werden muss. Wollte man etwa schnell zu einem ersehnten Ende kommen? Inhaltlich ist der Band zweigeteilt. Der erste Abschnitt ist geprägt von der verzweifelten Suche nach den Ringen, denn die Zeit wird knapp – Bertille altert zu schnell. Sasmira bleibt einmal mehr die tragische Gestalt, mit ewiger Jugend eher verflucht als gesegnet. Gegen Ende, als Stan und Bertille ihre letzte, verzweifelte Reise antreten, schließt sich erwartungsgemäß der Kreis der Story, indem ein weiter Bogen zu deren Beginn gespannt wird. Aber zu viel wurde vorher schon enthüllt, wirklich überraschend ist das nicht mehr. Immerhin ein Abschluss, der so gerade noch die Kurve kriegt. (bw)

Sasmira, Band 4: Die kleine rote Dose
Text: Laurent Vicomte
Bilder: Anaïs Bernabé
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-86869-482-6

Tags: , , , , ,

Comments are closed.