Ingenieure leben gefährlich: das bekommen die Mitarbeiter der Ideenschmiede Athena Industries schmerzlich zu spüren. Auf dem Heimweg nämlich wird der umtriebige Erfinder Benen O`Meara höchst ruppig ins Jenseits befördert: eine geheimnisvolle Angreiferin trennt fein säuberlich Ober- von Unterkörper. Die Beerdigung gerät zu einem who is who der Tüftlerszene von Mechanika City: die halbe Athena-Belegschaft war früher bei Lord Blackpool tätig, dem Waffenfabrikant, dessen Experimenten auch die gute mechanische Lady entsprungen sein dürfte. Aber das fröhlich-melancholische Zusammentreffen wird jäh gestört, als auch O`Mearas Kollege Yaromir eines unnatürlichen Todes stirbt: klammheimlich hat man ihn wohl mit einem spitzen Gegenstand unbemerkt erstochen.
Während Inspektor Singh die Ermittlungen aufnimmt, überstürzen sich die Ereignisse: auch der Heimweg des Unsympathen Harry Johnson – ehemals in Diensten von Blackpool – endet im Tod, und dieses Mal behauptet ein Zeuge sogar, die Angreiferin sei eine mechanische „ergänzte“ schmucke Dame – was den Verdacht natürlich direkt auf die gute Lady M. lenkt. Die lässt sich das nun nicht länger bieten und macht wieder einmal mit Inspektor Singh gemeinsame Sache. In einem abenteuerlichen Manöver gelingt es ihr, eine Wanze vor Blackpools Büro zu installieren. Staunend erfährt man, dass die Arbeiten am Projekt Sparta, das in einem tragischen Unfall endete, dem auch Frau und Kind von Mechanikas Mitstreiter Archibald Lewis zum Opfer fielen, alles andere als beendet ist. Und als man den nächsten Kandidaten der Todesliste um Haaresbreite vor der wieder zuschlagenden Angreiferin rettet, stellt man fest: offenbar ist der Täter kein Mensch, sondern der erste vollautomatische Uhrwerk-Assassine der Welt…
Nach einigen Ausflügen in die fremde Territorien (so etwa betätigte sich Lady Mechanika in Band 3, „Die Schicksalstafel“, als weiblicher Indiana Jones und verlebte in Band 4, „La Dama De La Muerte“, einen alptraumhaften Tag der Toten) kehrt Joe Benitez mit seiner Steampunk-Lady wieder in angestammte Gefilde zurück: wie schon öfter versetzt eine Verbrechensserie die Jules-Verne-Hommage Mechanika City in Angst und Schrecken, die Dame steht selbst im Zwielicht und nimmt mit Inspektor Singh Ermittlungen auf, wobei sie durch allerlei Gadgets ihres Quasi-Lebensgefährten Archibald unterstützt wird. Neben der Abhöranlage sind es hier die Ant Man-artigen Rüstungen der Geheimpolizei, die man Zirpen nennt, die für ordentliche SF-Elemente innerhalb des viktorianischen Settings sorgen. Dazu gesellen sich die üblichen optischen Leckerbissen, zu denen dieses Mal nicht nur die Lady selbst, sondern auch ihre Gegenspielerin Gwendolyn Cain gehört, die eine schmucke Fabrikantin abgibt. Somit erneut ein mehr als furioser Beitrag zu einer Reihe, die sich entgegen so mancher Erwartung bestens im Kanon etabliert hat. Was auch sehr gut so ist. (hb)
Lady Mechanika, Band 5: Der Uhrwerk-Assassine
Text: Joe Benitez, M. M. Chen
Bilder: Joe Benitez, Martin Montiel
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
19,80 Euro
ISBN: 978-3-96219-113-9