Moses Rose, Band 2 (Bunte Dimensionen)

Oktober 11, 2018

Weiter geht die wilde Reise in Richtung Alamo, wo der ehemalige Soldat Louis „Moses“ Rose beweisen will, dass er keinesfalls der feige Deserteur ist, als den man ihn gerne sieht. Außerdem soll er Sheriff Millsaps zu den Dokumenten führen, die dort immer noch schlummern – die nämlich sichern die Hälfte der Schürfrechte an der Mine San Saba zu, die Millsaps Bruder im Würfelspiel gewonnen hatte. Der Weg durch die Sumpfgebiete des Bayou war schon gefahrvoll genug, aber jetzt wird die Lage für Moses, Millsaps und ihre Begleiter – der ex-Sklave Betti, die Edelkurtisane Madame Cloud und die stumme Kämpferin Miss Camélia – immer brenzliger. Der hinterhältige Kapitän Robbard, der sie auf der Résente eigentlich Richtung Ziel bringen sollte, verrät die bunte Truppe glatt an den Mafiosi Don Masseria, der Moses Rose im Auftrag der Staatsgewalt mit durchaus rabiaten Methoden verfolgt. Verkleidet als Rose und Millsaps, bringen zwei Sizilianer Frauen und Kinder der umliegenden Komantschen um, die auf diese perfide List hin postwendend auf Kriegspfad gehen und sich an die Fersen des Trosses heften. Auf der Flucht gelangt man alsbald zur Hazienda von Alexandro, einem Alamo-Veteranen, der als einer der letzten Kuriere aus der Festung geschickt wurde und dem Untergang so entging.

Quasi zum Gedächtnis hat Alexandro sein Haus wie ein kleines Alamo gestaltet, wo sich bald auch weitere Flüchtlinge einfinden: die Lehrerin Miss Campbell versucht eine kleine Gruppe Kinder in Sicherheit zu bringen, deren Eltern von den marodierenden Komantschen umgebracht wurden. So entsteht in der Tat fast eine Art Neuauflage des angeblich glorreichen Widerstandskampfes, als Moses, Alexandro und die restlichen Abenteurer das Anwesen gegen die anrennenden Indianer verteidigen. Das gelingt dank trickreicher Taktik auch eine ganze Weile, bis man eine günstige Gelegenheit zur Flucht nutzt, auf der die Gefährten dann wieder getrennt werden. Als Moses Rose die Chance für einen Abstecher zur San Saba-Mine nutzt, um vor Ort zu prüfen, ob die Goldader immer noch so reichhaltig wie früher ist, fällt er endgültig seinen Häschern in Form von Ranger Mitchell in die Hände, der ihm aber immerhin einen fairen Prozess machen will…

In Teil 2 des bunten Spektakels, bei dem eine der größten Legenden der amerikanischen Geschichte den Hintergrund liefert, steht weniger die geschickte Dekonstruktion des Alamo-Mythos im Vordergrund, die ja in Band 1 durchaus mitschwang. Vielmehr wird das im klassischen Western kolportierte Rollenverhältnis noch weiter auf den Kopf gestellt: die weißen Siedler und auch die Regierung und Washington erscheinen mit wenigen Ausnahmen entweder korrupt, habgierig oder schlichtweg verbrecherisch. Die Indianer, ohnehin schon auf dem Rückzug, sehen sich durch die Machenschaften der weißen Besatzer zur Verteidigung gezwungen und stehen dabei – symbolisch durch die falschen Feinde, auf die sich hetzen lassen – von vornherein auf verlorenem Posten. Moses Roses Kampf für seine Rehabilitation ergibt sich eher aus der Not heraus, als verschiedene Parteien ihm aus Geldgier zu Leibe rücken – dieser Antiheld führt eher zufällig eine Truppe aus Außenseitern, deren Frauengestalten zwar stark, aber dennoch abseits der Gesellschaft stehen. Und ganz nebenbei gibt es noch jede Menge feurige Action und wunderbare Landschaften, die Christelle Galland malerisch-detailreich gestaltet. Ein hübsches Kapitel subversiver Western-Epen, das mit Band 3 zum Abschluss kommen wird. (hb)

Moses Rose, Band 2: Das Geheimnis der Ruinen
Text: Patrice Ordas, Patrick Cothias
Bilder: Christelle Galland
48 Seiten, Hardcover
Bunte Dimensionen
15 Euro

ISBN: 978-3-944446-65-3

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