Die Schiffbrüchigen der Zeit, Band 1 (Splitter)

Mai 18, 2015

Die Schiffbrüchigen der Zeit, Band 1 (Splitter)

Jetzt schreiben wir das Jahr 2990. Vor über tausend Jahren stand die Welt am Abgrund. Die ‚Große Plage‘ wütete auf der Erde und drohte die Menschheit zu vernichten. Aus diesem Grund schoss man eine Frau und einen Mann ins All, um den Fortbestand der menschlichen Rasse zu sichern. Nun wird der Mann namens Christopher von einem Team um die hübsche Wissenschaftlerin Mara geborgen. Kein gutes Erwachen für Chris, denn erneut wird die Erde von der ‚Große Plage‘ heimgesucht. Weshalb Chris und Mara gleich wieder ins All fliehen. Einmal, um der Seuche zu entkommen und dann, um die Frau, Chris‘ Gefährtin namens Valerie, zu finden, die noch irgendwo in den Tiefen des Alls treiben muss. Doch sie kommen vom Regen in die Traufe. Denn die Trasserer, eine mysteriöse Alien-Rasse, greift überall im Sonnensystem menschliche Vorposten und Kolonien an. Mehrfach können Chris und Mara den Angreifern (die sich tatsächlich als Ratten entpuppen!) nur knapp entkommen. In einem abgestürzten Schiff der Trasserer findet Chris eine erste Spur von Valerie. Diese führt auf den Saturnmond Lykaon, genauer gesagt auf dem Fluss des Todes, der den Mond in Form eines Ringes umgibt. Chris versucht dort das Rätsel um Valerie zu lösen, gefolgt von Mara, die sich inzwischen unsterblich in diesen verliebt hat.

‚Die Schiffbrüchigen der Zeit‘ trieben erstmals ab 1976 durch Deutschland, als die ersten fünf Bände in der Topix Reihe bei Bastei veröffentlicht wurden, begleitet übrigens vom Debut von ‚Yoko Tsuno‘ (damals noch mundgerecht Joko Zuno) und ‚Kosmi‘. Richteten sich letztgenannte SF-Reihen an jüngere Leser, kamen die Schiffbrüchigen mit einer erwachseneren Thematik (inkl. zensierter Nacktszenen) daher und wirkten so etwas deplaziert. Carlsen brachte dann von 1988 bis 1991 die kompletten zehn Bände als Softcover-Alben heraus. Verantwortlich für die Reihe waren (beide sind inzwischen verstorben) zwei Hochkaräter in Sachen Comics – Jean-Claude Forest etablierte mit ‚Barbarella‘ Comics für ein erwachsenes Publikum und Paul Gillon wurde auch bei uns durch realistische gezeichnete Serien wie ‚Die Überlebende‘ und ‚Der Schrei nach Leben‘ bekannt. Nur die ersten vier Bände der Schiffbrüchigen stammen übrigens aus der Feder von Barbarella-Schöpfer Forest – danach, als sich beide entzweiten, übernahm Gillon komplett. Die Splitter Ausgabe erscheint nun wie gewohnt im HC-Format und in überarbeiteter Kolorierung.

Forest ist es auch, der der Reihe seinen Stempel aufdrückt. Ähnlich wie bei ‚Barbarella‘ lebt der erste Band von vielfältigen, bekannten (Seuchen, die die Menschheit ins All treiben; schwimmende Städte; Cyborgs) originellen (körperlosen Metallwesen; der mythologische Fluß des Todes) und bisweilen skurril-albernen Episoden (Ratten als Alien-Gegner; Amphibienwesen, die auf Schnaps stehen). Das Leitmotiv ist in der SF wohlbekannt und beliebt: ein Mensch wird aus seinem Leben und/oder seiner Zeit gerissen, um dann viel später in einer fremden Welt seine heldenhaften Abenteuer in einer epischen Quest (die Suche nach Valerie) zu erleben. Das kennen wir von John Carter, über George Taylor (alias Charlton Heston) bis zu Storm, nur um einige beliebte Vertreter zu nennen. Dazu wird dem Helden eine attraktive Begleiterin zur Seite gestellt, deren Liebe er nicht erwidern kann oder will, was wiederum Konfliktpotential birgt. Denn wie sagt der Wissenschaftler Otomoro treffend: „Es gibt kein größeres Rätsel im Universum als die Handlungen des Menschen.“

Der Band endet mit einem klugen Cliffhanger, der ganz wie ein Shakespearesches Drama konstruiert ist: während sich Chris anschickt, die gerade entdeckte Valerie zu befreien und aus ihrem tausendjährigen Schlaf zu holen, ist Mara bereit sich zu opfern, weil sie nicht mehr glaubt, Chris‘ Liebe zu gewinnen. Wie und ob das gut geht, erfahren wir in der Fortsetzung des SF-Klassikers, die bereits im Juli mit Band 2 folgen wird. (bw)

Die Schiffbrüchigen der Zeit, Band 1: Der schlafende Stern
Text: Jean-Claude Forest
Bilder: Paul Gillon
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-95839-100-0

Tags: , , , , , , , ,

Comments are closed.