Carthago Adventures, Band 2 (Splitter)

September 23, 2014

Carthago Adventures, Band 2: Chipekwe

Offenbar kurz nach dem Bigfoot-Abenteuer (die Zeitangabe auf Seite 4 muss falsch sein, sonst würde die Kontinuität von Band 1 zu Band 2 nicht stimmen, siehe auch die Inschrift auf dem Grabstein am Ende) wird der stinkreiche Kryptozoologe Feiersinger (den man auch als Hundertjährigen aus den Karpaten kennt) von einer jungen Frau kontaktiert. Sie ist die Tochter seines verstorbenen langjährigen Konkurrenten Lord John Russell. Der hinterließ Schulden, denn er ging einem Betrüger auf den Leim, der ihm angeblich echtes Material über das Monster von Loch Ness verkaufte. Feiersinger will Russells Schuld begleichen und bittet die Tochter, ihm dafür Zugang zu dessen Sammlung zu gewähren. Dort stößt er auf ein Original Tagebuch eines Großwildjägers, der 1946 im Dilolo See in Afrika eine riesenhafte, vorzeitliche Echse ausgemacht haben will, die von den Einheimischen Chipekwe genannt wird. Natürlich erwacht Feiersingers Jagdinstinkt und gemeinsam mit London Donovan, seiner ‚ausführenden Gewalt‘ und dessen Freundin Luyana (auch hier beachte man die Kontinuität zu Band 1) und jeder Menge technischem Material auf nach Angola. Dort am See angekommen wird man von den Einheimischen unterstützt und mittels eines riesigen Hovercrafts beginnt die Suche im unerforschten See- und Sumpfgebiet. Schon bald mit Erfolg. Der Chipekwe zeigt sich. Und erweist sich als billige Dino-Attrappe der Einheimischen, die nach dem Vorbild von Nessie und Loch Ness Touristen anlocken und so Kohle verdienen wollten. Enttäuscht ziehen Feiersinger und seine Crew ab. Bis man auf ein massivst verstümmeltes Naßhorn stößt. Und ehe man sich’s versieht, kommt es zu einem – diesmal – waschechten Drama, bei dem es zahlreiche Opfer gibt. Denn der See beherbergt doch etwas sehr gefräßiges. Und ein Krokodil ist es nicht…

Schon wieder Christophe Bec! Sein Carthago Adventures ist ein Ableger, ein Spin-Off seiner Hauptserie, die nur Carthago heisst und von der bisher drei Bände erschienen sind. Dort geht es auch um Kryptozoologie, also um das Aufspüren und Erforschen verborgener Tiere (vorzugsweise Urzeitgeviech), aber mit einer durchgehenden, fortlaufenden Handlung (die Jagd auf ein Megalodon – einen riesigen prähistorischen Hai), in der der Hundertjährige aus den Karpaten ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. Die Adventures berichten nun einerseits von dem jüngeren Feiersinger und bilden andererseits abgeschlossene Geschichten, wobei sich jede (bisher) einem klassischen Fabelwesen widmet. In Band 1 war das der Bigfoot, nun also Nessie – wenngleich in einer ungewohnten Variante. Eher indirekt, quasi als Schnittmuster. Was auch gut ist, ist doch die Nessie-Legende ein wenig arg strapaziert. Der exotische Schauplatz in einem unbekannten See in Afrika, den es in Angola auch wirklich gibt, bietet Bec deutlich mehr handlungstechnische Freiheiten, als die medial ausgebeutete Loch Ness Mär, der aufgrund unzähliger wissenschaftlicher Unternehmungen jeglicher Zauber abhanden kam.

Dass Schauspieler den handelnden Personen ihr Gesicht leihen, ist im Bec’schen Universum auch nicht neu, siehe Heiligtum. Hier steht dem Konterfei Feiersingers völlig schamlos das Gesicht von Ian McKellen (Gandalf, Magneto und James Whale – für Eingeweihte) Pate, nur mit Halb-Glatze. Und das so eindeutig und unverblümt, dass es schon fast irritiert. Überhaupt die Zeichnungen: Der filigrane Strich Max von Fafners – es ist dessen Debut in Deutschland – der oft aus vielen kleinen Punkten besteht und die Bildeffekte (Feuer, Licht, Himmel) erzeugen beeindruckend realistische und atmosphärisch dichte Panels. Manchmal scheinen gar echte Fotos eingebunden zu sein. Das einzige Manko des Albums: es fehlt ein wenig der Drive, der Schwung in der Darbietung der Geschichte. Die ist mitnichten langweilig – im Gegenteil – wird aber, was vielleicht auch am Realismus liegt, etwas emotionslos von den Charakteren vermittelt. Interessantes Detail am Rande: für Band 2 hat man der Reihe ein Plural-‚s‘ angefügt. Band 1 (er trug auch keine Numerierung) hieß noch Carthago Adventure. Vielleicht kam die Konzeption als Serie erst später, vielleicht war man vorsichtig und wartete erst die Verkaufszahlen ab – und die scheinen dann ja gestimmt zu haben… (bw)

Carthago Adventures, Band 2: Chipekwe
Text: Christophe Bec
Bilder: Max von Fafner
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-86869-761-2

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