Pauls fantastische Abenteuer, Band 1 (Carlsen)

April 18, 2014

Pauls fantastische Abenteuer, Band 1

Paul ist ein ganz normaler Junge. Er zockt gerne am Computer, hat ein Meerschwein namens Dingsda (so undefiniert wird es auch gezeichnet) und einen kleinen Bruder, der ihn ständig terrorisiert. Da stehen urplötzlich zwei Professoren vor der Tür. Paul wurde weltweit ausgewählt, für die erste Reise der Menschen zu den Sternen. Denn ein interstellares Raumschiff wurde erfunden, das mit Lichtgeschwindigkeit fliegt. Es geht auch ohne Umschweife los. Die Reise startet in Kourou – wir haben hier ja schließlich einen französischen Comic, keinen amerikanischen – und geht Richtung Alpha Zentauri. Dort angekommen, gibt es, nach einem Diskurs über Lichtgeschwindigkeit und Relativitätstheorie, die erste Begegnung mit Aliens. Zuerst mit schrägen Wuschelwesen und anschließend mit den typischen Roswell-Aliens in – natürlich – klassischen fliegenden Untertassen. Nach einem erstaunten Kennenlernen der höflichen und ehrlichen Aliens und einem turbulenten Aufenthalt inklusive zarter Liebesgeschichte muss der Planet noch schnell gerettet werden, bis es zur Erde zurückgeht, wo inzwischen die Zeit schneller lief. Doch, das kann man gerne vorweg nehmen: alles wird gut.

Ein Album, an dem Kinder und Erwachsene gleichermaßen ihren Spaß haben. Neben der geradlinig erzählten Geschichte, die ohne Umschweife zur Sache kommt, den Außerirdischen, die einerseits originell, andererseits ganz stereotyp gestaltet sind, gibt es das ein oder andere Schmankerl für ältere Leser, wie den Raumschiffkapitän Takanaka , der mit seinen ganz Manga mäßig operativ (!) vergrößerten Augen aussieht, wie Captain Future. Man darf ihn übrigens auch gerne Fu nennen. Der typisch Bravo’sche Humor bedient also jedes Lesealter. Das Raumschiff der Reisenden gleicht einer Taschenlampe, mit dem Physiker Bennet ist der typisch zerstreute Wissenschaftler dabei, der für Slapstick-Einlagen sorgt. Außerdem lernen wir, dass fliegende Untertassen ganz schön eng sind und wie wichtig Völkerverständigung ist.

Bravo wurde vor einigen Jahren mit seiner fast klassischen Spirou-Interpretation (‚Portrait eines Helden als junger Tor’) bekannt. Ein Band, der zum 70. Spirou Jubiläum noch einmal in edler Ausstattung im Schuber erschien und der für viele als bestes Spirou-Album der letzten Jahre gilt. Daneben gewann er mit der Graphic Novel ‚Meine Mutter ist in Amerika’ als erster Comiczeichner den Deutschen Jugendliteraturpreis. Eine weitere komische Serie, auch bei Carlsen, ist ‚Die sieben Zwergbären’. Auch ‚Pauls fantastische Abenteuer’ wurde preisgekrönt. Bravo begann die Reihe 1999, die fünf Bände umfasst und für die er den Prix René Goscinny in Angoulême erhielt. Seine deutschen Fans beehrte der in Paris geborene Zeichner schon auf dem Comicfest in München. Zeichnerisch bewegt sich Bravo irgendwo zwischen Ligne Clair und typischem Funny-Stil, aber auf einer ganz eigenen Ebene. Die Bilder stehen in der gleichen Tradition wie die Arbeiten von Lewis Trondheim, Christophe Blain oder Manu Larcenet (dessen Reihe ‚Blast’ mal ausgenommen). Ein erfrischend gut lesbarer Band, humorvoll, abenteuerlich und – wie erwähnt- für alle Altersklassen geeignet. (bw)

Pauls fantastische Abenteuer, Band 1: Sprung in die Zukunft
Text & Bilder: Émile Bravo
56 Seiten in Farbe, Softcover
Carlsen Verlag
9,99 Euro

ISBN: 978-3-551-73664-2

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