
„Junge“ nennt man ihn. Er hat nämlich keinen Namen. Dabei ist er alles andere als ein Niemand. Denn der Sechsjährige, der an der Burgpforte in einem schroffen Akt „abgegeben“ wird, ist tatsächlich der uneheliche Sohn des Kronprinzen Chivalric. Aber was tun mit dem nicht gerade willkommenen Neuankömmling? Man steckt ihn zu Burrich, Stallmeister und rechte Hand Chivalrics.
Der Junge, der von Burrich nun Fitz genannt wird, schläft im Stroh bei den Hunden und baut zu einem davon eine innige Verbindung auf, wodurch in Fitz eine magische Kraft geweckt wird. Was Burrich sofort unterbindet. Auch im Haus der Weitseher, dem Fitz nun angehört und das die sechs Provinzen regiert, löst Fitz mit seiner Ankunft ein Beben aus. Schließlich nimmt ihn der König persönlich unter seine Fittiche und lässt ihn ausbilden, in einer höchst ungewöhnlichen Lehre…
„Der Adept des Assassinen“ ist der Auftakt der Weitseher-Trilogie, 1995 als Roman erschienen und geschrieben von der US-Amerikanerin Robin Hobb (auf Deutsch erstmals 1999 bei Lübbe, dann bei Heyne veröffentlicht). Die Autorin präsentierte damit ein neues, geschlossenes Fantasy Universum, samt Landkarte, wie es sich gehört. Auch die Comic-Adaption von „Assassin’s Apprentice“, im Original bei Dark Horse erschienen, wird drei Bände umfassen, womit dann der erste Roman abgedeckt ist.
Sechs Provinzen umfasst das Reich, das vom Haus der Weitseher („Farseer“ im Original) beherrscht wird. Fitz als Bastard-Sohn des Thronfolgers bringt nun einiges durcheinander im Familien-Gefüge. Und als in ihm die Gabe der alten Macht erwacht, ist das auch nicht gerade zuträglich und nicht ungefährlich, kann aber vorerst von Burrich, der langsam zur Vaterfigur wird, eingedämmt werden. Fitz wird immer wieder von Einsamkeit geplagt. Anfangs spricht er kaum, ist in sich gekehrt. Später, als er reifer wird und seine Ausbildung erhält, um zum loyalen Werkzeug des Königs zu werden, ändert sich das grundlegend.
Die Fantasy-Elemente in diesem ersten von drei Bänden beschränken sich ausschließlich auf die Gabe des Jungen, eine Gabe, die auch der König beherrscht und die natürlich an die Star Wars Macht erinnert. Keine Orks, Drachen oder andere Wesen mischen mit. Ansonsten wird die Geschichte von Fitz, der hier ausnahmslos im Mittelpunkt steht und auch als Ich-Erzähler fungiert, angenehm ausführlich erzählt. Es gibt kaum Action, die Story fließt, nimmt sich Zeit und konzentriert sich voll auf den Jungen und dessen Werdegang, in bester Oldschool Manier.
Was man auch über die Zeichnungen von Ryan Kelly sagen kann (u.a. „Star Wars“, „The Unwritten“), die realistisch angelegt sind und die ausdrucksstarke Gesichter hervorbringen, in gediegenen Brauntönen koloriert von Jordie Bellaire. Die Geschichte spielt fast ausnahmslos in der Hauptstadt Bocksburg und in der Königsburg, die (Fantasy-) Welt draußen lernt Fitz und damit auch wir noch nicht kennen. Skinless Crow bringt den Band in einer wunderbar hochwertigen Aufmachung mit einem Cover der österreichischen Künstlerin Anna Steinbauer auf den Markt. Band 2 ist bereits in Vorbereitung. (bw)
Der Adept des Assassinen, Band 1: Die Gabe der Könige
Text & Story: Jody Houser, nach Robin Hobb
Bilder: Ryan Kelly, Jordie Bellaire (Farben)
144 Seiten in Farbe, Hardcover
Skinless Crow
39,50 Euro
ISBN: 978-3-03963-049-3