Strangers in Paradise, Band 2 (Schreiber & Leser)

März 14, 2014

Strangers in Paradise, Band 2

Weiter geht die epische Geschichte um die Freunde und Freundinnen Francine, Katchoo und David. Wie auch schon im ersten Band steht die Story auf zwei Säulen, die durch die Figur der Katchoo verbunden sind. Zum einen ist da natürlich wieder das Beziehungsgeflecht, das vermeintlich einfach (nur drei Hauptpersonen) und kompliziert (zur genauen Konstellation siehe Band 1) zugleich ist. Es gibt massive Spannungen zwischen David, von dem man jetzt weiß (ebenfalls aus Band 1), dass er der Bruder von Syndikatschefin Darcy Parker ist, und Katchoo, deren Erzfeindin, Ex-Chefin und Ex-Geliebte ebenso besagte Dame darstellt (zur Erinnerung: Frau Parker ist Chefin der Big Six, einer überaus mächtigen und einflussreichen kriminellen Organisation, die u.a. Frauen in höchste politische und gesellschaftliche Kreise einschleust). Katchoo und David gehen im Streit auseinander. David verschwindet in Richtung seiner Schwester und Katchoo plagen sofort schwere Gewissensbisse. Dann ist der Thriller-Plot wieder als Gegenpol ganz stark vertreten. Darcys langer Arm reicht natürlich bis ins Berufsleben von Francine. Die wird in ihrem neuen Job unversehens das Gesicht (und der Körper) einer neuen Aufklärungs-Kampagne. Und schließlich landet Katchoo, um Francine zu schützen, wieder in den Fängen Darcys, die mit ihrer Hilfe ihre Macht als Chefin der Big Six maximal ausweiten will, also bis ins Weiße Haus. Doch plötzlich brechen ihre Allmachtspläne wie ein Kartenhaus zusammen. Mehr wird nicht verraten. Die witzige Schlussepisode ist eine originelle Hommage an Xena – Die Kriegerprinzessin (Die Älteren werden sich amüsiert erinnern…).

Der Band beginnt mit einer furiosen, ironischen Superheldenhelden-Episode, die komplett bunt ist und von keinem Geringeren als Fanliebling Jim Lee gestaltet wurde. Ein schönes Kontrastprogramm, ein kurzer Ausflug in ein anderes Genre und dadurch umso origineller. Traum hin oder her. Ansonsten sind stilistisch wieder die aus Band 1 bekannten, für ein Comic ungewöhnlichen Zutaten vorhanden: Die Handlung begleitende Songtexte, Prosatexte und als Überraschung eine Rahmenhandlung, die die eigentliche Story quasi als Rückblick präsentiert: Es sind mittlerweile zehn Jahre vergangen. Francine und Katchoo gehen eigene Wege. Francine ist verheiratet und hat eine Tochter. Und ist todunglücklich, weshalb Francines Mutter wieder den Kontakt zu Katchoo knüpft. Ja, Terry Moore versteht sein Handwerk. Inhaltlich und zeichnerisch. Sein Stil – reines schwarz-weiß – ist elegant und rund, mal dramatisch, mal komisch und dann fast Funny ähnlich. Die Panelstruktur ist abwechslungsreich und in der Story gibt es keinerlei Längen. Die Geschichte lebt von unerfüllten Beziehungen und dunklen Vergangenheiten.

Noch ein Wort zur Präsentation: Die ist mit den dicken Sammelbänden (fast 350 Seiten!) goldrichtig. Man liest schön lange an einer Ausgabe und nimmt dadurch intensiver an der Story teil. Das Format, obwohl kleiner, ist den Heften (nur 9 Ausgaben) die zwischen 1995 und 2003 bei Tilsner/Speed erschienen, haushoch überlegen. Lesevergnügen pur. Band 3 steht bereits in den Läden, insgesamt soll es die Gesamtausgabe auf sechs dicke Schmöker bringen. (bw)

Strangers in Paradise, Band 2
Text & Bilder: Terry Moore
344 Seiten in Farbe und schwarz-weiß, Softcover
Verlag Schreiber & Leser
16,95 Euro

ISBN 978-3-943808-25-4

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