Anthony Stark ist Iron Man. Und das seit 1963, als er erstmals in den „Tales Of Suspense“ in der noch eher klapprigen Mark 1-Rüstung auftrat. Die lange Historie der Figur, mit unzähligen neuen Rüstungen, privaten Abstürzen und allerlei Konflikten, greifen die beiden nigerianischen Virtuosen Murewa Ayodele und Dotun Akande („Moon Knight: Schwarz, Weiß & Blut“) in dieser Anthologie auf, die unseren Lieblingsingenieur in unterschiedlichen Phasen seiner Karriere zeigt und dabei gerne auch persönliche Momente erzeugt.
In „Held“ etwa muss sich Tony Stark – noch in der grau-gelblichen Rüstung Nummer 1 – mit einer wildgewordenen Gitarristin namens Tami herumschlagen, die durch die Zeit reisen kann und ihm letztendlich bescheinigt, dass er der einzig wahre Held der New Yorker ist. In „Der Mann mit dem blutenden Herzen“ versucht Iron Man – jetzt gekleidet in die rot-goldene Rüstung der Phase 2 – Trümmer eines radioaktiven Meteors zu bergen, die auf dem Grunde des Ozeans gelandet sind. Dort trifft er eine mutierte Sardine, die Gedanken lesen kann und ihn zu seinem Ziel führt, wobei allerdings der ewige Schwachpunkt, das angeschlagene Herz, auszusetzen beginnt…
„Bester Freund“: Tony geht in Gestalt des Iron Shogun gemeinsam mit War Monger (einer japanischen Ausgabe von War Machine) gegen die Horde von Onis vor, die im Auftrag des fiesen Mojo die Mutter eines Dorfbewohners entführt haben – was Tony an die tiefe Bindung zu seiner eigenen, viel zu früh verstorbenen Mutter erinnert… „Grenzenlos“: Tony Stark hat seltsame Visionen, die allerdings seine zu Hilfe gerufenen Kumpels Spider-Man, Moon Knight und auch Doktor Strange nicht sehen. Auf einem Helicarrier im ewigen Eis wird klar, dass Stark, der im voll entbrannten Civil War mittlerweile Direktor von SHIELD ist, den Feind an allen Ecken vermutet und wunderliche Apparaturen wie den Thor Buster und auch den Hulk Buster gebaut hat, bis dann schließlich in der letzten Episode „Der wahre Iron Man“ enthüllt wird…
In dem teilweise inhaltlich etwas verwirrenden Kompendium entsteht somit ein buntes Kaleidoskop, das einen Parforce-Ritt durch die Historie des Eisernen bietet, wobei die Marvel-typischen Schwachstellen des Charakters – das auf ewig dank Granatsplitter schwache Herz – eher am Rande erscheinen und der spätere Alkoholismus des Playboys Tony (der im zweiten Leinwandabenteuer durchaus zum Tragen kam, wo Stark in Iron Man-Rüstung besoffen durch einen Empfang fegt) ausgespart bleibt.
Wunderbar elegisch erscheinen dabei die Zeichnungen von Dotun Akande, die beispielsweise in den Szenen im Ozean epische Momente einfangen. Damit also nicht unbedingt Kost für Einsteiger, aber eine spannende Herausforderung für Kenner der Figur, die mal einen anderen Blickwinkel probieren wollen. Der vorliegende Band enthält die US-Hefte „I Am Iron Man“ 1-5 aus dem Jahr 2023. Die ebenfalls erhältliche Hardcover-Variante (siehe oben links) ist auf 222 Exemplare limitiert und kostet € 30,–. (hb)
Ich bin Iron Man
Text & Story: Murewa Ayodele
Bilder: Dotun Akande
116 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
14 Euro
ISBN: 978-3-7416-3414-7
