Weiter geht es mit der Wiederentdeckung des Wandelnden Geistes hierzulande. Mit Kult Comics bringt der nächste Verlag Storys aus dem reichhaltigen Geschichten-Fundus des 1936 von Lee Falk erdachten, anderen Dschungel-Helden. Bei Zauberstern sind inzwischen neun Ausgaben des jeweils 100-seitigen Phantom Magazins erschienen und auch Wick Comics und der ECR-Verlag bringen gegenwärtig klassische Geschichten über das Phantom heraus.
Kult hat sich dabei ein besonderes Schmankerl gesichert und veröffentlicht nun die Episoden, die Jean-Yves Mitton ab 1989 für das schwedische Fantomen Magazin gezeichnet hat. Kult ist Mittons hiesiger Haus- und Hofverlag. Hier erscheinen die Historien-Comics, für die der 1945 geborene Franzose bekannt ist: „Vae Victis“, „Chronik der Barbaren“ u.a. Dass Mitton auch zu Beginn seiner Karriere auch das Superhelden-Genre bespielte, wissen wir durch die Serie „Mikros“, die ebenfalls im Magazin-Format bei Zauberstern erscheint.
Nun also Mittons Phantom. Wie es zu dieser eher unbekannten Episode seines Schaffens kam, auf kuriose wie interessante Weise, und wie Mitton sogar ein Silver Surfer Heft zeichnete, erläutert der ausführliche, informative Sekundärpart, der Mittons Anfänge als Zeichner schildert. Der erste Phantom-Band beinhaltet vier Episoden mit 28 bis 35 Seiten Umfang. Los geht’s mit „Der gelbe Tod“: nach einem Flugzeugabsturz über dem Dschungel Bangallas kriecht ein todbringender Nebel über das Land, der viele Opfer unter Mensch und Tier fordert. Phantom macht sich gemeinsam mit dem Mädchen Alona auf, die Schuldigen an dieser Umweltkatastrophe zu finden und zu bestrafen.
In „Worubu“ benimmt sich ein Oberst der Dschungelpatrouille, die vor 300 Jahren ein Vorfahr Phantoms in Leben rief, seltsam. Kann es sein, dass er auf die schiefe Bahn geriet und sogar in einen spektakulären Goldraub verwickelt ist? Phantom ermittelt und deckt bald die Wahrheit auf. „Die Kinder des Dschungels“: Wieder sucht eine Umweltkatastrophe Bangalla heim, diesmal jedoch in noch größerem Ausmaß und willentlich herbeigeführt. Mit Hilfe des Stammes der „Kinder des Dschungels“ kann Phantom die schurkischen und skrupellosen Urheber identifizieren, die unter einem legalen Deckmantel ihr Unwesen treiben.
In „Der Nektar der Götter“ dreht sich alles um die Suche nach einer seltenen Pflanze, die in einem abgelegenen Tal wachsen soll und deren Konsum angeblich übernatürliche Kräfte verleiht (eine Variation des Pflanzen-Motivs finden wir auch im Phantom Magazin 9 des Zauberstern Verlags). Vor allem die letzte Episode zeigt opulente Zeichnungen – so ist der nächtliche Kampf mit dem Zauberer großartig inszeniert. Mittons Zeichenstil ist ausgereift und verkörpert sowohl die klassische franko-belgische Schule wie auch Einflüsse der Superhelden-Amis (John Buscema, Gil Kane). So oder so ist sein Stil realistisch und detailliert, was durch die schwarz-weiß Zeichnungen erst recht zum Ausdruck kommt.
Der Band wurde als Softcover produziert und beinhaltet Mittons Phantom-Schaffen von 1989 bis 1990. Natürlich bietet Kult Comics wieder eine limitierte Vorzugsausgabe mit zwei signierten Exlibris, auf nur 99 Exemplare limitiert (und noch nicht vergriffen) – die ist dann auch im Hardcover-Format (siehe Cover links). Da Mitton acht Phantom-Storys inszenierte (die von diversen Autoren geschrieben wurden), wird es noch einen weiteren Band mit seinen Storys geben, auf den wir uns freuen können. Denn der Dschungel birgt Gefahren, Geheimnisse, unendlich viele Geschichten. Und den Wandelnden Geist. (bw)
Das Phantom, Band 1
Text & Story: Scott Goodall, Norman Worker,
Donne Avenell, Lennart Moberg
Bilder: Jean-Yves Mitton
148 Seiten in Schwarz-Weiß, Softcover
Kult Comics
25 Euro
ISBN: 978-3-96430-367-7