Nach Derrick im Auftakt und dem Ex-Gangster Maurice in Band 2 steht nun Ahmed im Mittelpunkt des Geschehens, das sich in jedem Band in etwa dem gleichen Zeitraum abspielt. Ahmeds tragisches Schicksal kennen wir bereits aus Band 1: Seine „Kollegen“ machten ihn, den „Neuen“, für das Verschwinden des wertvollen Rings verantwortlich und töteten ihn kaltblütig und grausam, während sie seine Frau vergewaltigten. Nun erzählt Ahmed seine Geschichte. Als Toter. Wie einst William Holdens Joe Gillis in „Sunset Boulevard“.
Ahmed Boutaleb ist tatsächlich ein Polizeibeamter. Nämlich ein hochspezialisierter Forensiker mit dem Schwerpunkt Entomologie (Insektenforschung). Er kann also anhand des Insektenbefalls ermitteln, wie lange Tote schon tot sind. Trotz seiner wertvollen Arbeit steht er in der Polizei-Hierarchie ganz unten. Besonders sein Chef ignoriert seine Erkenntnisse und Ergebnisse regelmäßig. Was Ahmed zusehends wurmt, zumal er bei diversen Fällen neuerdings ein Muster erkennt: offenbar getarnte Selbstmorde, die miteinander in Verbindung stehen, wobei die Wohnungen und Häuser der Toten jeweils seltsam leergeräumt sind. Ahmed, der sich endlich die verdiente Anerkennung ersehnt, beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und stößt dabei zufällig auf eine uns wohlbekannte Truppe…
Die beiden Vorbände hatten Ahmed nur Nebenrollen eingeräumt. Als neuer Kollege verschwand er gleich wieder, machte sich damit verdächtig und wurde schließlich ermordet. Nun werden etliche Hintergründe beleuchtet und zugleich neue Fragen aufgeworfen. Und obwohl der Trupp der obskuren, bestenfalls halbseidenen Tatortreiniger und damit deren „Jobs“ hier nicht im Mittelpunkt der Handlung steht, werden Leserinnen und Leser dennoch mit der gesunden Ekelkomponente versorgt, die diese Reihe inzwischen auszeichnet: so erfahren wir, von Ahmed wissenschaftlich genau erklärt, wie Leicheninsekten in Wellen den toten Körper befallen. Auch der Verwesungsprozess wird „anschaulich“ beleuchtet, bis wir zu einem besonderen Fall kommen, den wir bereits kennen.
Bei seinen eigenmächtigen Ermittlungen fasst der im Beruf gerne geschmähte Ahmed zusehends Selbstbewusstsein und Erfüllung (wobei er jedoch seine Frau vernachlässigt), ahnt dabei jedoch nicht, dass er einen folgenschweren Fehler begeht (den wir ja bereits kennen) – gerade als ihm offenbar ein Durchbruch (?) gelungen zu sein scheint. Wieder entstehen damit wunderbar überraschende Verknüpfungen zu dem bereits aus den beiden Vorbänden bekannten Geschehen, das einmal mehr erweitert und ergänzt wird und so in anderem Licht erscheint – dennoch erzählt Ahmed eine komplett neue Geschichte, natürlich aus seinem Blickwinkel, die dem großen morbiden Ganzen eine neue Richtung geben könnte. Denn eine Frage stellt man sich: Wer steckt hinter dem Trupp und woher bekommt er die Aufträge? Und wer hat die Morde begangen? Der kommende Band 4 (von 6) erscheint im August und wird sicher wieder für neue Überraschungen sorgen. (bw)
RIP, Band 3: Ahmed – Am richtigen Ort zur falschen Zeit
Text & Story: Gaet’s
Bilder: Julien Monier
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
22 Euro
ISBN: 978-3-96792-343-8
