Khaal, Band 1 (Splitter)

Oktober 30, 2013

Khaal, Buch 1

Eigentlich, ja eigentlich wäre die Welt für Khaal doch in bester Ordnung. Immerhin ist er ein veritabler Gewaltherrscher, der mit eiserner Hand eine Gefängniskolonie namens E.T.H.E.R. regiert, auf der drei Rassen – Menschen, Psycogs und Geistige – nur darauf lauern, einen endgültigen Krieg gegeneinander zu entfesseln. Khaal hält sich nur an der Macht, weil er durch eine geheimnisvolle Verbindung mit zwei Vertretern der anderen Rassen die Kraft jedes Gegners durch bloße Berührung übernehmen kann. In der Arena macht er damit alles und jeden platt, der wagt ihn und seine absolute Herrschaft herauszufordern. Wen kümmert es da schon, dass E.T.H.E.R. eigentlich eine künstliche Raumstation ist, geschaffen für Schwerverbrecher – und ironischerweise das einzige Überbleibsel eines galaktischen Krieges, der die ursprünglichen Erbauer längst hinweggerafft hat.

Nachdem Khaal von seinem flugs auftauchenden Vater erfährt, dass die beiden Kollegen nicht nur seine geistigen, sondern auch seine echten Brüder sind, fühlt er sich gänzlich unbesiegbar und führt die Menschen in die Schlacht gegen Psycogs und Geistige. Und da fängt der Ärger an. Denn kaum ist die universelle Keilerei im Gange, bricht ein riesiger Tentakel durch die Raumstation und läßt Khaal wissen, dass seine Königin angekommen sei, die aus den Tiefen des Weltraums seiner Vitalspur (was auch immer das sein mag) gefolgt ist und genau so einen Psychopathen als ihren Mitherrscher haben möchte. Ihre Armee beginnt, alle Insassen zu assimilieren (Widerstand hiergegen ist zwecklos, das wusste schon Captain Picard), worauf sich die Reihen plötzlich hinter Khaal schließen, um den neuen, gemeinsamen Feind zu bekämpfen. Khaal macht sich die Kraft der Invasoren zu eigen und befördert die Möchtegern-Königin ins Jenseits – und auf geht‘s auf neue Beutezüge in neu gefundener Freiheit nebst Raumschiff.

Louis – der auch für die hier schon besprochenen 42-Intergalaktischen Agenten verantwortlich zeichnet – entwirft in Khaal das Experiment, das wir alle schon als Schullektüre analysieren durften: nimm die zivilisatorische Hülle weg, und es dauert nicht lange, bis sich die gleichen totalitären, darwinistischen Machtstrukturen entwickeln wie in jeder landläufigen Diktatur. Das mussten schon einige schiffbrüchige Schulkinder im Herrn der Fliegen durchmachen, und den Bewohnern von E.T.H.E.R. geht es nicht besser: wenn sich ein Despot anbietet, dann folgt man ihm. Zusätzlich garniert wird das Ganze dadurch, dass Khaal eigentlich nur seine Angst bekämpft und getrieben wird von einem finsteren Verlangen, mehr zu sein als ein Mensch. Sécher inszeniert das Opus in schmissigen, realistischen Bildern, die teilweise durchaus starken Tobak kredenzen. Temporeich, inhaltlich vielschichtig und dennoch nicht verkopft – so muss Science Fiction sein. Band 2 ist in Vorbereitung. (hb)

Khaal, Band 1: Erstes Buch
Text: Stéphane Louis
Bilder: Valentin Sécher
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
13,80 Euro

ISBN: 978-3-86869-573-1

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