Spy Island (Splitter)

März 14, 2022
Spy Island – Ein Bermudadreiecksmysterium (Splitter Verlag)

Lust auf was Schräges, ja so richtig Skurriles? Dann willkommen auf Spy Island. Diese ansonsten namenlose wie überschaubare Insel irgendwo am Rande des Bermudadreiecks ist ein Tummelplatz von schrillen Agenten und Spionen jeglicher Couleur. Und: Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Von den unterseeischen Ruinen von Atlantis und außerirdischen Artefakten bis hin zu bissigen Meerjungfrauen, Riesenkraken und seltsamen Sandflöhen. Aber der Reihe nach: Nora Freud ist eine Spionin. Natürlich. Gerade hat sie erfolgreich einen Konkurrenten „gewässert“. Außerdem ist sie Harry Fauntleroy zugetan – zumindest scheint es so -, der für den britischen MI-6 arbeitet. Eines Tages kommt mit dem Schiff, das immer montags anlegt und die einzige Verbindung zur Außenwelt darstellt (Telefon und Internet gibt es hier nicht), Noras Schwester Connie auf die Insel. Die ist Meereskryptozoologin und soll ungewöhnliche Meerjungfrauenaktivitäten erkunden. Doch wie bei Spionen üblich, ist hier nichts so wie es scheint…

Um den Band, der alle vier Teile der Dark Horse Miniserie umfasst, genießen zu können, braucht es einen gewissen Humor und ein Faible für das Groteske. Denn Autorin Chelsea Cain, die auch schon diverse Romane schrieb (Krimis und Thriller) vermischt hier so ziemlich alles, was man üblicherweise nicht vermischen kann, freilich ohne groß Begründungen zu liefern, erst recht nicht logische. Warum sich die Agenten auf der Insel tummeln? Keine Ahnung. Auch ist deren Outfit bisweilen höchst fragwürdig oder zumindest kurios. Beispielsweise gibt es einen später noch wichtigen Pantomimen im Marcel Marceau Dress; ein weiterer Spion trägt ständig Maske und Harry tritt mit Union Jack Unterhose auf – manchmal auch ohne. Der Kern der Story bleibt eine ganze Weile unklar, man ist beim Lesen sowieso ständig abgelenkt, weil überall Gags lauern. Dennoch bildet sich später eine Handlung heraus, die einige Fäden zusammenzieht, freilich ohne sich allzu ernst zu nehmen und sich selbst immer wieder in Frage stellend.

So ist der Band sicher nicht für jedes Spaßgemüt geeignet und vermag durchaus Unverständnis hervorrufen. Ob hier Style over Substance geht mag jeder für sich selbst entscheiden. Fest steht jedoch: Der Band ist aus einem Guss und bildet trotz der ganzen Wildheit eine visuelle und inhaltliche Einheit. Denn immer wieder werden die Comicseiten durch fiktive Prospekte, Hinweis- und Warnschilder, sonstige Werbung und Publikationen unterbrochen – wie gleich in der Einleitung -, die konsequent in das gleiche spaßig-schräge Horn blasen, wie die Story. Mit grobkörnigen, altmodischen Fotos gespickt werden hier u.a. die Vorzüge der Insel beworben, immer mit einem ironisch witzigen Unterton („Alles ist besser im Bermudadreieck“). Was konsequent bis zum Schluss durchgehalten wird – selbst die Lobeshymnen auf dem Backcover sind fake. Auch die Comicseiten und Farben von Elise McCall, Lia Miternique und Rachelle Rosenberg kommen schrill und bunt daher, samt origineller Perspektiven und Stilmittel. Und die Cover der einzelnen Hefte sind mal wirklich stylish. Keine Ahnung, was sich die Damenriege beim Machen des Comics eingeworfen hat. Aber es hat sich gelohnt. (bw)

Spy Island – Ein Bermudadreiecksmysterium
Text: Chelsea Cain
Bilder: Elise McCall, Lia Miternique, Rachelle Rosenberg (Farben)
144 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
22 Euro

ISBN: 978-3-96792-108-3

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