Samsara (Comicplus)

Februar 21, 2022
Samsara Gesamtausgabe (Comicplus)

Manchester im Jahre 1885. Elizabeth Griffith ist eine selbstbewusste, zielstrebige Lehrerin. Doch ihre New School, ein ambitioniertes Projekt, um Straßenkindern Bildung zu vermitteln, scheitert trotz diverser Bemühungen. Eine bittere Pille, die sie da schlucken muss. Doch es kommt noch schlimmer: bald nach der Hochzeit ihrer Schwester stirbt ihr Vater, wodurch letztendlich ein Familiengeheimnis zu Tage gefördert wird. Und Elizabeth erfährt nun auch, was vor fast 30 Jahren in Indien wirklich geschah, als sich ihr Vater gemeinsam mit ihrer Mutter aufmachte, in einer unzugänglichen und gefährlichen Region in einer verfallenen und vergessenen Tempelanlage nach dem lange verschollenen Schatz eines Sultans zu suchen. Die dazu ausgerüstete Expedition scheiterte kläglich und tragisch zugleich. Als Elizabeth erfährt, dass ihre Schwester und deren Mann auf Hochzeitsreise in Indien Station machen, fasst sie den Entschluss, die Suche nach dem Schatz wieder aufzunehmen, um so ihre Schule zu finanzieren…

Samsara bedeutet so viel wie der Kreislauf des Lebens. Alles fließt, alles wiederholt sich, gerne auch Geschichte. Wie die profane Suche verbunden mit der vagen Hoffnung auf einen Schatz. Nicht nur einmal schlägt man dazu alle Warnungen in den Wind, nimmt Strapazen und Gefahren auf sich und ignoriert schlechte Vorzeichen, wider alle Vernunft. Da Autor Frank Giroud die erste Expedition von 1857 mit Elizabeths Eltern ausführlich schildert, ahnen wir bereits, was in der zweiten Auflage des Unternehmens auf uns zukommt, spätestens als erneut von Aufständischen die Rede ist und auch die Expedition im Jahre 1885 ihre ersten Opfer fordert. Dazu gehört, dass Dummheiten gerne zweimal gemacht werden, angetrieben von der Gier nach Gold und Reichtum. Und sei es auch aus einem hehren Motiv, will Elizabeth doch die New School wieder ins Leben rufen, um Kindern aus sozial schwachen Familien die Kinderarbeit zu ersparen.

Die Suche nach dem Schatz, initiiert von zwei Familien-Generationen und kombiniert mit exotischen Schauplätzen im kolonialen Indien, ist dabei eine Säule der Geschichte. Die anderen sind die Geheimnisse und verborgenen Tragödien, die sich rund um die Familie Griffith gebildet haben und die Giroud nach und nach ans Licht bringt, sowie letztlich die Zwischenfälle und Dramen die sich während der Suche abspielen oder sich zwischenmenschlich entwickeln. Dass gegen Ende ein feiner Twist droht und dann auch serviert wird, erwartet man beinahe und wird schließlich auch nicht enttäuscht.

Comicplus hat sich über die Jahre und Jahrzehnte zum Haus- und Hof-Verlag des 2018 viel zu früh verstorbenen Autors Frank Giroud entwickelt. Seine Reihen, darunter „Zehn Gebote“, „Azrayen‘“ oder zuletzt „Quintett“ erschienen im Verlag im Albumformat oder gleich als Gesamtausgabe. „Samsara“ entstand bereits 2006 als Zweiteiler und wurde von Michel Faure gestaltet, der bei uns u.a. durch seine Serie „Der Sohn des Adlers“ bekannt ist und der auch Band 9 von Girouds „Zehn Gebote“ beisteuerte. Faure malt eher als er zeichnet und das in opulenten, bunt-kräftigen direkt aufgetragenen Farben, was natürlich bestens zu den exotischen Schauplätzen passt. Dabei gestaltet Faure auch kleinste Panels detailliert und farblich abgestuft, auch bei den sepiafarbenen Rückblenden. Ein typischer Giroud, möchte man sagen. Und damit absolut lesens- und sehenswert. Eine kleine Dokumentation, mit Skizzen und Infos zu Giroud und Faure beschließt den Band. (bw)

Samsara
Text: Frank Giroud
Bilder: Michel Faure
176 Seiten in Farbe, Hardcover
Verlag Sackmann und Hörndl
39 Euro

ISBN: 978-3-89474-320-8

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