Problemlöser, Vampirjäger, Detektiv mit Hang zum Übersinnlichen, Philanthrop, Frauenversteher. Malcolm Max hat’s wirklich drauf. Deshalb mischt er auch für die Geheimloge der Hüter des Lichts im viktorianischen London die okkulte Unterwelt auf. Ihm zur Seite steht die selbstbewußte Halbvampirin Charisma Myskina. Beide sind sich durchaus zugeneigt, aber Etikette und Herkunft verbieten alles, was über die ‚berufliche‘ Zusammenarbeit hinaus geht.
Als das ungleiche Team auf einem Friedhof des Nachts Fällen von Leichenraub und dem zugehörigen Berufsstand nachstellt (den titelgebenden Body Snatchers. Zur Vertiefung der Materie sei hier der Film „Der Leichendieb“ mit den Herren Karloff und Lugosi wärmstens empfohlen), stoßen sie auf eine besonders grausame Mordserie, deren potentieller Urheber eigentlich nicht der Täter sein kann. Denn der Massenmörder Darkwood wurde hingerichtet und verscharrt. Oder doch nicht? Die Ermittlungen führen Malcolm und Charisma mit detektivischen und übersinnlichen Methoden, wobei auch der Zufall eine Rolle spielt. Was hat es mit der hässlichen Kreatur auf sich, ein Typ, der sich scham- und mühelos die schönsten Frauen gefügig machen kann? Wieso tragen die Morde die klare Handschrift Darkwoods? Schließlich begeben sich beide getrennt in große Gefahr und Malcolm gerät selbst ins Visier der Ermittler. Fortsetzung folgt.
Verschiede Genre zu mischen kann mitunter gefährlich sein und in die Hose gehen, will man damit doch möglichst viele Geschmäcker zufriedenstellen. Hier funktioniert das reibungslos. Und das bei einem wahren Genre-Mix. Die Hauptfigur – wie das Setting – erinnert natürlich am Sherlock Holmes, weiß aber um das Übernatürliche und ist diesem nicht abgeneigt. Seine Mitbewohnerin und Assistentin (nein, das würde nicht gerne hören) ist eine selbstbewusste und mitunter sture Halbvampirin, die die festgefahrenen viktorianischen Mann-Frau Strukturen aufweicht. Und dann sind da noch die Anleihen an Steampunk die evtl. in Band 2 eine stärkere Rolle spielen werden (wir wollen hier nicht vorgreifen oder zu viel verraten) und natürlich Elemente aus dem Schauer-Horror. Eine Crime-Horror-Fantasy-Steampunk Geschichte?! Doch Mennigen verliert die Story, bzw. den roten Faden nicht aus den Augen. Schön in den historisch viktorianischen Kontext eingebettet ermitteln Malcolm Max und Charisma Myskina für die Geheimloge Custodes Lucis, die Hüter des Lichts mit wunderbar unkonventionellen Methoden. Auch die Neben-Charaktere, wie die beiden hochbegabten Kinder Emmeline und Miranda, die dann auch ein Muster in der Mordserie entdecken, zünden. Inspector Blunt wiederum ist ganz unverhohlen an Lestrade, sein Sherlock Holmes Pendant, angelehnt, wenn auch weniger unbeholfen. Aber zum Tatort kommt er auch gerne zu spät.
Auffallend ist das äußerst hohe Produktionsniveau des Albums, das sich in zwei Dingen äußert: Da ist einmal die wunderbare sprachliche Komponente. Mach spricht sich mit dem vornehmen „Ihr“ an, ist stets höflich und besonnen, mit kaschierten Spitzen und trockenem, englischen Humor. Auch die einleitenden und erklärenden Textpassagen tragen das Ihre dazu bei. Es gibt viel zu lesen! Zum anderen muss man die Zeichnungen hervorheben. Das soll Römlings erstes Comic-Album sein? Kaum zu glauben. Denn sein Stil präsentiert sich ausgereift, als sei er ein alter Hase in dem Geschäft. Auch seine Farbgebung ist stimmig, wirkt fast wie von Hand gemacht und unterstützt die eher düstere Atmosphäre. Personen, deren Mimik oder Kleidung und die Handlungsorte sind detailliert und abwechslungsreich gestaltet. Da stimmt jeder Strich. Chapeau! Autor der Serie ist Peter Mennigen, ein Comic-Routinier, der u.a. etliche Storys für die seligen Gespenster Geschichten von Bastei kreierte. Mit Malcolm Max setzt Splitter seine vorbildlichen Veröffentlichungen von Serien deutscher Zeichner und Autoren (Frostfeuer, Das Wolkenvolk, Ria, Annas Paradies) fort, die problemlos mit dem franko-belgischen Markt konkurrieren können. Band 2 soll noch umfangreicher werden und ist für Ende 2014 geplant. (bw)
Malcolm Max, Band 1: Body Snatchers
Text: Peter Mennigen
Bilder: Ingo Römling
80 Seiten in Farbe
Splitter Verlag
15,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-546-5