Nach dem Verrat des Tyrannen Oberon – auch an seinen Söhnen Rage und Hamelin – brennt nun das Sanktuarium, der heilige Wald. Yggdrasil, die Weltesche, ist zerstört, von den drei schwarzen Feen überlebt einzig die flüchtende Ness. Oberons Nachwuchs, die Wölfe, haben mit ihrem verheerenden Angriff ganze Arbeit geleistet. Die Bewohner des Sanktuariums sind tot oder auf der Flucht. Auch um Wika steht es nicht gut. Doch durch das Wirken Pans selbst erfährt sie ihre Wiederbelebung. Mit Hilfe von Ness und deren Großmutter, der Hexe Megg, die einst Oberons Rüstung verfluchte, schließen sich die sieben Zwergenreiche der wachsenden Rebellion an. Ihr Ziel: der gemeinsame Marsch auf Avalon, der Hauptstadt des Tyrannen Oberon und dessen Schwester Titania…
Sic semper tyrannis. Dass Oberon im abschließenden Band der Fantasy-Saga keine Zukunft hat, sollte kein großes Geheimnis sein. Der vermeintliche Sieg der Wölfe erweist sich als Bumerang, denn die Rebellion geht daraus geeint und gestärkt hervor. Inklusive Rage und Hamelin, die nun die Seiten gewechselt haben. Wika, jetzt eine hohe Fee, deren Kräfte durch Pans Eingreifen voll ausgebildet sind, lebt und ist mächtiger denn je. Unterstützt durch ihren Sidekick, dem Fauns Haggis, der auch für humorige Einlagen sorgt und als ihr Beschützer fungiert, mobilisiert man ein waffenstarrendes, erstmals vereinigtes Heer, das den Truppen Oberons sogar trotzen kann. Gemeinsam ist man stark, vereint durch Wika, die den Aufstand anführt. Denn für sie ist die Angelegenheit auch persönlich.
Die Gut-gegen-Böse-Story mit entsprechendem Ausgang, die in diesem abschließenden Band recht gradlinig verläuft, bedient sich nach wie vor ohne jegliche Berührungsängste etlicher Fantasy-Motive, Mythologien und deren Namen und mischt dazu munter und ungezwungen Steampunk-Elemente, die hier v.a. in Form von Waffen und diverser Gimmicks zum Tragen kommen. Die Heldin Wika, die nach ihrer „Auferstehung“ von der göttlichen Gnade Pans, nun als Befreierin/Heilsbringerin religiös belegt ist, wird von der Rachesuchenden zur göttlich legitimierten Messias-Figur. Der sich natürlich ergebende Zweikampf mit Oberon gerät dabei bedingt durch das massive Schlachtengetümmel beim Kampf um Avalon fast zum Nebenschauplatz.
Denn Zeichner Olivier Ledroit (u.a. „Die Chroniken des Schwarzen Mondes“) eskaliert in diesem Abschlussband endgültig, was die lange Wartezeit bis zu dessen Erscheinen erklärt. Er belässt es nicht nur bei den orchestrierten, sorgfältig inszenierten Seiten voller Ornamentik, mit Panels als Inserts, die sich einer geometrischen Ordnung unterwerfen und damit auch immer wieder am Kitsch vorbeischrammen. Hier dehnt er diese zuerst auf Doppelseiten aus, die hochkant gelesen werden, ehe er den Kampf um Avalon in Ausklappseiten präsentiert, die vollends ein monumentales Breitwand-Schlachtpanorama ergeben, das in seiner überbordenden Detailverliebtheit das Auge schon fast über- und minutenlanges Studieren des Geschehens einfordert. Ein somit in jeder Hinsicht wilder Fantasy-Ritt, der hier zu seinem fulminanten Ende kommt. (bw)
Wika, Band 3: Wika und der Ruhm des Pan
Text: Thomas Day, Olivier Ledroit
Bilder: Olivier Ledroit
104 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
22 Euro
ISBN: 978-3-95839-007-2