Ronson Inc., Band 1 (Splitter)

September 2, 2012

Wilder Westen! Goldgräber! Geheimagenten! Cowboys und (na zumindest ein) Indianer! Mord und Totschlag! Eine offenherzige Lesbe! Kann man mehr vom Leben wollen??

Kaum, insofern dürfte es keine große Überraschung sein, dass Ronson Inc. ein ganz gewaltiger, zugegebenermaßen höchst trashiger Spaß ist. Comics und Western gehören zweifelsohne zusammen, aber Qualität, Anspruch und Gravitas à la Blueberry oder Comanche ist hier nicht gefragt. Muss auch nicht sein, denn wenn das so eine Mordsgaudi ist, soll uns das mal gelinde egal sein.

Die Grundidee allerdings bringt durchaus Originalität ins Spiel: es geht mal nicht um die ewigen Konflikte zwischen Siedlern und Ureinwohnern oder Nord- und Südstaatlern, sondern um rivalisierende Detektiv-Agenturen. Als da wären die allseits bekannt-verhassten und historisch verbürgten Pinkerton-Agenten aus Chicago, die in ihren Methoden ungefähr das Gegenteil von zimperlich sind, und die werte Konkurrenz von Firmengründer und Geschäftsführer Richard Ronson, der mit seiner wilden Bande keine Gelegenheit auslässt, dem mächtigen Marktführer Aufträge abzujagen. Das findet der wiederum gar nicht spaßig, und so herrscht gegenseitig respektvolles Kehleschlitzen, Kugeldurchdenkopf-Jagen und andere Vorgehensweisen zur Regelung der Auftragslage. In einem geschickten Schachzug schickt Pinkerton sogar Ronsons Sohn, der aus Auflehnung gegen den Vater beim Erzfeind angeheuert hat, gegen den Widersacher ins Gefecht. Das geht allerdings daneben, und nachdem man sich in der Folge versucht des verhinderten Attentäters zu entledigen, wechselt der flugs die Seiten. Zwischendurch gerät Ronson in eine Falle, als er Pinkerton nur vermeintlich eine lukrative Goldtransport-Eskorte abluchst. Und irgendwie sind alle hinter einem seltsamen Koffer her, dessen Inhalt offenkundig von höchstem Interesse ist. Band 1 endet zwar nicht einem Cliffhanger, aber läutet die Suche nach dem verschwundenen Ronson sen. unter der zunächst widerwillig akzeptierten Ägide des Juniors ein.

Ok, das ist natürlich grell, auf Effekt getrimmt, mit nur halbherzigen Anklängen an die dreckig-realistische Western-TV-Serie Deadwood, aber die von Willem Ritstier ersonnene Grundkonstellation und vor allem einige Charaktere machen gehörig Laune – die dralle, den Damen zugeneigte Diane, die jedem, der sie „Schätzchen“ oder „Mädchen“ nennt, gerne die Massakrierung anbietet, und hinter der gegen jede Hoffnung der hünenhafte farbige (darf man das sagen, oder muss es Afro-Amerikaner heißen?) Denny her ist, oder der im wahrsten Sinne des Wortes messerscharfe Becker, der Pinkertons auf laufenden Meter niedersticht. Inszeniert ist das Ganze vom leider kurz nach Fertigstellung von Band 2 verunglückten Minck Oosterveer in viel Pastell und teilweise nicht ganz geglückten Panels, die bisweilen arg schematisch wirken. Dem diebischen Spaß tut das aber keinen Abbruch, so dass wir uns schon freuen wie es in Band 2, Grundehrlich, weitergeht. Man darf davon ausgehen, dass beim Titel Ironie im Spiel ist. (hb)

 

Text: Willem Ritstier
Bilder: Minck Oosterveer
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
13,80 Euro

 

ISBN 978-3-86869-446-8


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