Peters seltsame Reisen (Salleck)

Juli 4, 2011

Heimlicher Star des diesjährigen Münchner Comicfestivals war ein 87-jähriger deutscher Zeichner, der bereits Jahrzehnte in den USA lebt und seit 1964 in der Branche nicht mehr aktiv ist. Und der wohl auch ob seiner anhaltenden Popularität hierzulande angenehm überrascht war: Helmut Nickel.

Pünktlich zu Nickels Besuch in München veröffentlicht Eckart Schott quasi als Gesamtausgabe mit ‚Peters seltsame Reisen‘ ein Funny-Comic, das Nickel von 1957 bis 1959 zeichnete und das seinerzeit in ‚Harry – Die bunte Jugendzeitung‘ abgedruckt wurde.

Peter ist ein typischer Bub der Fünfziger, gleich das erste Panel zeigt ihn beim Lesen der damals populären Piccolo-Comics. Eher er sich’s versieht, trifft Peter den Dschungelheld Akim und den Weltraumfahrer Nick, beide damals Helden eigener Piccolo-Serien. Und mit beiden erlebt er auch quasi aus dem Stand fantastische Abenteuer in fernen Ländern und auf fernen Planeten, wobei die Bösen natürlich stets ihr verdientes Fett abkriegen. Später begegnet Peter zahlreichen Personen aus der Geschichte oder der Literatur: Die Drei Musketiere, Münchhausen, Sindbad und andere geben ihr munteres Stelldichein. Die Abenteuer und Gefahren werden beschwingt gemeistert und irgendwie findet Peter immer wieder nach Hause zurück – ohne dass seine Eltern von Peters Reisen und Begegnungen erfahren (gut, seine Schwester ist zum Schluß mit von der Partie).

Im Gegensatz zu Hansrudi Wäschers Arbeiten (der ja im Akkord zeichnen musste, das sei gerechterweise erwähnt), wirken Nickels Zeichnungen moderner und zeitloser, mit viel Liebe zum Detail. Und Nickel stellt Peter ohne viel Federlesens etliche populäre und jugendtaugliche Heroen zur Seite, so dass das Lesen heute noch Spaß macht (ich kannte die Serie nicht, das war weit vor meiner Zeit). Peter erlebt seine Abenteuer nicht im Traum, wie etwa Little Nemo, hier ist alles echt. Was mag das die Buben damals beeindruckt haben…

Wirklich edel wird der Band (von dem lediglich 1.200 Stück gedruckt wurden) durch die teilweise neue Kolorierung (alle schwarz-weiß Seiten wurden unter Nickels ‚Schirmherrschaft‘ mit Farbe versehen) und die Farb-Korrekturen, die an den vorhandenen bunten Seiten vorgenommen wurden. Diese Arbeiten sind sehr sorgfältig ausgeführt und gehen auf das Konto von Gerhard Schlegel und Elke Reinhart von Laska Comics, die sich damit ein dickes Extralob verdient haben. Drei informative, einleitende Artikel runden den Band ab, der hoffentlich seine Käufer findet. Denn das haben er, wie auch die Macher, verdient.

Als es mit der bunten Jugendzeitung zu Ende ging, wurden Peters Abenteuer überhastet nur mit ein paar abschließenden, warmen Worten beendet. Als Clou schloss Helmut Nickel die Serie nun nach 52 Jahren ab. Mit einem abschließende Panel, das er extra für diese Ausgabe zeichnete. Und was soll man sagen – er kann’s noch immer. (bw)

 

Text & Bilder: Helmut Nickel
120 Seiten in Farbe, Hardcover
Salleck Publications
29,80 Euro

ISBN 978-3-89908-395-8

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