Luc Orient Gesamtausgabe, Band 1 (Ehapa)

Juni 19, 2011

Etliche Jahre ist es jetzt her, da gab es in Mannheim eine kleine Comicbörse. Mittendrin hatte Verleger Eckart Schott einen der ganz Großen des Comics platziert: Da saß Eddy Paape himself (Jahrgang 1920) und signierte und zeichnete für die Fans, was das Zeug hielt. Was für ein Fest. Eine Luc Orient-Dédicace später schwebte ich für den Rest des Tages (und wahrscheinlich auch der Woche) mit verklärten Augen auf Wolke sieben. Mann, Eddy Paape in Fleisch und Blut zeichnet mir einen der (Comic) Helden meiner Jugend…

Und der ist jetzt wieder da. Ein alter Hase in der deutschen Comic-Landschaft und Zack-Held der ersten Stunde: Luc Orient, der Sohn des blauen Planeten, wie es bei Bastei weiland 1983 hieß. Eine der zahlreichen deutschen Verlags-Stationen, die die Serie über sich ergehen lassen musste (for the record: Koralle, Bastei, Hethke, Carlsen, Salleck). Und nun wird ihm bei Ehapa eine verdiente Gesamtausgabe spendiert.

Die Geschichte beginnt vergleichsweise harmlos mit einer Expedition in den unerforschten Dschungel irgendwo im mittleren Osten. Unser Held Luc, Doktor Kala, ein brillianter Wissenschaftler und dessen hübsche Assistentin Lora wollen dort der Legende des mysteriösen Feuerdrachens und dem Tal der drei Sonnen auf den Grund gehen. Doch auch Argos, ein Prachtexemplar von bösem Gegenspieler, bekommt Wind von der Sache und heftet sich an Kalas Fersen. Natürlich entpuppen sich die drei Sonnen als gestrandete Raumschiffe (klassische Untertassen) vom fernen Planeten Terango, deren Besatzung im Tiefschlaf die Zeiten überdauerte. Und natürlich werden Galax-Ajh, der Kaleun der Terangoner und die Erdlinge dicke Freunde, Argos bekommt sein Fett weg und man kehrt auf den Heimatplaneten zurück. Doch die Ruhe ist nur von kurzer Dauer, denn just auf Terango hat inzwischen ein übler Diktator die Macht ergriffen: Sectan, der mit seinen Schwarzen Garden ein blutiges Regime führt. Und ausgerechnet drei armselige Erdlinge sollen den Rebellen um Galax-Ajh helfen, Sectan zu stürzen…

Greg und Paape nehmen sich lange Zeit für die Einführung. Die klassische Spannung wird geschickt aufgebaut. Zuerst trifft man im Dschungel auf mutierte Pflanzen und Tiere und schließlich auf die Außerirdischen selbst. Der Konflikt mit Argos ist vergleichsweise schnell gelöst und das ist gut so, denn mit der Ankunft der Erdlinge auf Terango kommt die Story so richtig in Fahrt. Paape brilliert mit einer wunderbaren Fantasiewelt, die kaum Vorbilder erkennen lässt. Star Wars und Co. gab es damals (1967) halt noch nicht. So wird eine eigenständige, fremde Welt mit einer ebenso fremden Technologie kreiert, die zugleich sehr widersprüchlich ist. Da ist zum einen die hoch technisierte Zivilisation der bleichen Terangoner und zum anderen unergründliche Landstriche voller Gefahren mit fremden Völkern, wie Drachen- und Vogelmenschen, die der Moderne massivst hinterher hinken. Das gibt der Geschichte einen ganz eigenen Reiz. Der Terango-Zyklus wird im zweiten Band der Gesamtausgabe (insgesamt wird es fünf geben) abgeschlossen, danach folgen Einzel-Alben, bis sich Greg und Paape der epischen Storyline um das Kristalltor zuwandten.

Einen Abzug in der B-Note gibt es für den einführenden Sekundärteil, der nur die Oberfläche kratzt. Denn Paape ist seit 1946 im Comic-Geschäft und war damals schon ein alter Hase. Da geht für die nächsten Bände sicher noch mehr. Ansonsten gilt: Macht auch beim x-ten Durchlesen noch immer höllisch Spaß! (wg)

Text: Greg
Bilder: Eddy Paape
192 Seiten in Farbe, Hardcover
Ehapa Verlag
29,99 Euro

ISBN 978-3-7704-3444-2

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