Berlin: Untot (Epsilon)

Januar 6, 2025
"Berlin: Untot", von Renatus Töpke, Kristina Schlemmer & Ralf Schlüter; im Epsilon Verlag

Berlin an einem (scheinbar) ganz normalen Morgen. Während Martin Paulsen mit seiner Freundin Tina, die in Mannheim lebt, über ihre unbefriedigende Fernbeziehung diskutiert, schwirren zahlreiche Hubschrauber über ihn hinweg. Irgendwo in der Stadt scheint es Krawalle zu geben. Am nächsten Morgen geraten er und sein Nachbar Olli in eine blutige Situation. Der Notruf funktioniert nicht, keine Spur von der Polizei. Niemand weiß was genau los ist. Martin, der keinen Führerschein hat, beschließt, sich nach Mannheim zu Tina durchzuschlagen. Doch zuvor muss er noch zu seinen Eltern, sie vor der drohenden, noch diffusen Gefahr warnen. Die Fahrt mit dem Rad durch die Stadt gerät zu einem Horrortrip. Überall herrschen Chaos und blutige Anarchie. Doch das ist erst der Anfang…

Wenn schon Zombies, dann in Berlin. Nachdem die Stadt in „Berlinoir“ bereits erfolgreich von Vampiren heimgesucht wurde, wüten jetzt die anderen Untoten (nicht nur) dort. Dabei folgt der Band gern den Genre-Regeln: Erst beobachten wir kleine Zwischenfälle, ahnen aber bereits, wie der Hase läuft. Dann weitet sich das Szenario aus, bis schließlich Chaos ausbricht und der Überlebenskampf beginnt. Den verfolgen wir in der Person Martin Paulsens, der nach Mannheim will und sich damit der Gefahr offensiv stellen muss. Seinen Eltern in Pankow, die die Situation selbstverständlich verharmlosen, rät er dringend, sich zu verbarrikadieren – ob das gelingt, bleibt offen. Martin, der sich auf seiner Flucht aus der Stadt mit Jessica, die nach Frankfurt muss, zusammentut (man begegnet sich in einem Geräteschuppen als Hommage an „Shaun of the Dead“), handelt moralisch nicht immer einwandfrei, seine Entscheidungen sind getrieben von seinem Überlebens-Instinkt – auch das ein wiederkehrendes Genre-Motiv.

Drehbuchautor und Regisseur Renatus Töpke (der mit „Films of the Dead“ auch ein einschlägiges Sachbuch zum Thema schrieb), verfolgte die Idee zu diesem Band schon lange, wie er im Vorwort schildert (samt der schwierigen und steinigen Entstehungsgeschichte). Er variiert aber auch gängige Motive: So kategorisiert er seine Untoten, indem er Martin und Jessica schnelle und langsame Zombies mit verschiedenen Eigenschaften beobachten lässt. Nur Bisse verwandeln, ein bloßer Kontakt mit Zombieblut genügt nicht – wertvolle Informationen für die (noch) bestehende Obrigkeit, freilich nur bis das Bundeskanzleramt überrannt wird, in einer fulminanten Wimmel-Sequenz, die an „World War Z“ erinnert.

Der Band ist in Schwarz-Weiß gehalten, wobei sparsam gesetzte rote Akzente blutige Szenen „bereichern“. Auch fördern die knappen Dialoge das rasante Erzähltempo. Die realistischen Zeichnungen von Kristina Schlemmer („Wolkenvolk“ Zeichner Ralf Schlüter besorgte schon vor Jahren das Storyboard) sind dagegen nicht immer auf der Höhe und wirken zwischendurch ungelenk. Und am (vorläufigen?) Ende überrascht ein Gastauftritt. Mit „Berlin: Untot“ setzt der Epsilon Verlag seine Tradition mit Originalausgaben aus deutschen Landen fort. Wobei man dem Band eine Fortsetzung gönnen möchte, denn die Geschichte von Martin ist eigentlich noch nicht zu Ende. „Mannheim: Untot“ klingt dann aber wieder weniger verlockend. Warten wir’s ab. (bw)

Berlin: Untot
Text & Story: Renatus Töpke
Bilder: Kristina Schlemmer, Ralf Schlüter
64 Seiten in Schwarz-Weiß, Hardcover
Epsilon Verlag
15 Euro

ISBN: 978-3-86693-200-5

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