Gewerkschaften und Gangster gehören in Amerika ja irgendwie zusammen und bilden traditionell gerne eine unheilige Allianz. Jetzt muss Privatdetektiv John Blacksad im New York der Fünfziger Jahre in diesem Milieu ermitteln. Denn sein Schützling Kenneth Clarke, Chef der Gewerkschaft der U-Bahn Angestellten, wurde vor seinen Augen ermordet. Nicht der einzige Mord. Auch Iris Allen, Leiterin des Theater-Projektes „Shakespeare im Park“ ist tot. Ausgerechnet Weekly, der windige Reporter und Sidekick Blacksads, soll der Mord in die Schuhe geschoben werden.
Und als sei es nicht genug der Überraschungen taucht auch noch Alma Mayer auf, Blacksads Verflossene aus Band 3 („Rote Seele“, 2005). Langsam gelingt es Blacksad, die Zusammenhänge der Morde und die Motive der vermeintlich Beteiligten zu entwirren, in deren Mittelpunkt der mächtige Bauherr Solomon steht, dem jedoch keine krummen Geschäfte oder gar die Verbrechen nachzuweisen sind.
Der Abschluss des ersten Zweiteilers der Reihe erscheint nur gut zweieinhalb Jahre nach dem Auftakt, was für die Serie ein ordentliches Tempo bedeutet. Das Auftauchen Almas auf der letzten Seite war dabei ein gelungener Cliffhanger. Alma wird auch in diesem Band noch für Überraschungen sorgen. Derweil hat Blacksad Shelby im Visier. Shelby muss der wahre Mörder sein (wissen wir) und entwickelt sich zu einer tragischen Gestalt, als Blacksad die Verbindung zwischen ihm und Solomon entdeckt und damit auch den traurigen Grund, warum Shelby als dessen Erfüllungsgehilfe unterwegs ist.
Bekannte klassische Krimi-Motive lassen sich in der Story erkennen, wohl ausgesucht und dosiert, immer der Geschichte dienlich. Sei es der Polizist, der wider besseres Wissen ermittelt, ein Schuhputzer, der gegen Bares wichtige Informationen weitergibt (und der den Täter markiert wie einst Peter Lorre in M) und natürlich das dramatische Finale in luftiger Höhe, das jedoch noch nicht das Ende ist – denn das hat es noch einmal in sich…
Wie schon in den Vorbänden durchzieht das wunderbare, handgemachte Farbenspiel von Zeichner Juanjo Guarnido („Der große Indienschwindel“) das komplette Album. Kräftig, bunt, atmosphärisch, aber kaum düster und damit im Prinzip diametral entgegengesetzt zu der Figur des hartgesottenen Privatdetektivs John Blacksad und dessen üblicher, „angestammter“ Noir-Umgebung. Guarnido beherrscht die komplette Farbpalette – ob heftiges, städtisches Schneetreiben mit Neonreklame im Hintergrund oder kunstvoll gestaltete Rückblenden, die dem Stil eines van Gogh ähneln.
Die Story ist sauber auserzählt, es bleiben keine Fragen, kein Ende offen und ganz am Schluss überrascht Autor Juan Díaz Canalès (der auch Corto Maltese fortsetzt) noch mit einem schönen Story-Bonmot. Große franko-belgische Comic-Kunst – man beachte auch die Cover der beiden Bände, die ein Gesamtbild ergeben. Und jetzt heißt es wieder warten auf John Blacksads nächsten Fall… (bw)
Blacksad, Band 7: Wenn alles fällt – Teil 2
Text: Juan Díaz Canalès
Bilder: Juanjo Guarnido
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Carlsen Verlag
16 Euro
ISBN: 978-3-551-75280-2