Flash Gordon, Heft 1 (Zauberstern)

Oktober 6, 2023
Flash Gordon Magazin, Heft 1 (Zauberstern Comics)

Flash – ahaaaaa!! Saviour of the universe (wenn Freddie das singt, dann stimmt das), blondester Hüne der Galaxie, Kampfgefährte von Professor Zarkov und Göttergatte von Dale Arden, ewig im Kampf mit seiner Nemesis, dem Fiesling Ming, der mit wehenden Gewändern seine Heimat Mongo und wahlweise auch weitere Planeten unterjochen will. Vorbild für so ziemlich alle Superhelden des Golden und Silver Age, angefangen von der zweiten Inkarnation des Flash (ach was) über Hawkman bis hin zu Robin und dem Grünen Pfeil. Und natürlich Inspiration für das größte Leinwand-SF-Abenteuer aller Zeiten und Welten: nicht nur in den ikonischen, nach oben rollenden Eingangstiteln, sondern auch in Storyline und Gestaltung setzte George Lucas in Star Wars seinen ursprünglichen, letztlich gescheiterten Plan, Flash Gordon zu verfilmen, auf seine Art dann doch noch um.

Aber auf den Comic-Seiten, auf denen Flash ja eigentlich aus der Feder von Alex Raymond das Licht der Welt erblickte, herrscht zumindest hierzulande Ödnis: zuletzt konnte man den schlagkräftigen Helden 1982 in den seligen Condor-Taschenbüchern erleben, und dann nochmals 1990 in einer kleinen aber feinen Ausgabe bei Hethke (das lobenswerte Großprojekt aus dem Hannibal-Verlag, der die klassischen Raymond-Geschichten komplett neu eingerichtet wieder zugänglich macht, ergänzen wir gerne). Das, so beschlossen die umtriebigen Macher des Zauberstern-Verlages, kann ja wohl nicht sein: ein neues, großformatiges Flash Gordon-Comic-Magazin muss her, damit wie schon beim wandelnden Geist Phantom aus dem gleichen Hause diese Lücke geschlossen wird. Gesagt, getan, Raketenstart für Ausgabe 1, die auf über 100 Seiten eine gekonnt arrangierte Kombination aus relativ neuem Material und Klassiker-Stories verbindet.

Los geht’s mit „Zeitgeist“, einem Epos, das im Dynamite-Verlag 2011 herauskam (jenem Haus also, das auch die famosen James-Bond-Adaptionen und Originalstories auflegt). Eric Trautmann und Daniel Indro steigen mit einer recht genauen Nachstellung der Eingangssequenz des poppig-bunten Kinoabenteuers von 1980 ein: Ming beklagt sich bei seinem Adjutanten Klytus, er sei gelangweilt, worauf man den Planeten Erde als neues Ziel ausmacht, wo man das Jahr 1934 schreibt. Der dort eigentlich auserkorene Statthalter kommt nicht in die Pötte, weshalb man die Erde mit Meteoriten beschießt, vor denen sich Flash und Dale gerade noch aus einem abstürzenden Flugzeug retten können. Man landet beim einsiedlerischen Zarkov, ab geht’s per Rakete nach Mongo, dort gerät man in eine Falle Mings, und Flash muss in der Arena antreten, während Dale der neueste Zugang zu Mings Harem werden soll.

Soweit, so aus der Vorlage bekannt, aber dann kommt der Twist, den Trautmann und Indro dem Geschehen geben: der Statthalter, den Ming sich ausgesucht hatte, ist niemand anders als der angehende selbsternannte größte Feldherr aller Zeiten: Adolf Hitler himself wird von Ming mit Waffen aufgerüstet, um die Erde zu unterjochen – aber da haben der Vogelmensch Vulkor, Löwenmann Kimjo und die schmucke Ziraq Aljanni einiges einzuwenden…

Ganz klassisch gediegen wird es dann mit insgesamt vier Stories, die 1966 unter der Ägide von Al Williamson sowie dem Duo Archie Goodwin und Frank Bolle entstanden: in „Flash Gordon und das Geheimnis der Eisdrachen“ kehren Flash, Dale und Zarkov von Tropica zurück nach Mingo City – man musste sich vor Ort mit Radium versorgen, weil die Waffen der Erde diesen Rohstoff dringend benötigen. Bei einem Jagdausflug müssen sich Flash und die hübsche Fria gegen einen Eisdrachen zur Wehr setzen, aber viel brenzliger wird die Intrige, die die Höflinge Trival und Bellam aushecken, um König Barin zu stürzen… Zurück auf der Erde, machen sich Flash und Zarkov in der Nachkriegszeit auf eine Expedition ins Innere der Erde, wohin sie per „Maulwurf-Maschine“ vordringen. Dort treffen sie auf die gewaltige Stadt Krenkelium und die entsprechenden Herrscher, die die Besucher zwar willkommen heißen, aber nicht mehr gehen lassen wollen, um das Geheimnis des „Volks der Tiefe“ für immer zu bewahren…

Flash Gordon Magazin 1 - Cover von Timo Wuerz

Bei einem weiteren Abstecher in die unendlichen Weiten gerät Flash in die „Todesfalle von Mongo“: der Dissident Gorlak und ein dubioser Magier wollen den Umsturz und teleportieren Dale als Lockvogel zurück nach Mongo. Vor Ort entdecken die hinterdrein eilenden Flash und Zarkov, dass König Barin und der gesamte Hofstaat verschwunden sind und Anarchie herrscht. Flash staunt nicht schlecht, als sich hinter der Kapuze des Magiers niemand anders als der totgeglaubte Ming enthüllt…In einem Sturm auf dem Rückweg nach Mingo stürzen unsere drei Helden über dem Ozean ab und werden von einem gewaltigen U-Boot geborgen, aber die vermeintliche Rettung erweist sich als trügerisch: die „See-Bestie“ fährt unter dem Kommando von Piraten, die Flash, Dale und Zarkov an Ming verkaufen wollen…

Optisch könnten die Stories kaum unterschiedlicher aufgemacht ein, die wir hier vergleichen können: auf der einen Seite der klassische Duktus, in dem Al Williamson den Stil von Alex Raymond, der die Serie ja schon Mitte der 40er abgab, möglichst genau nachempfand. Daneben der moderne, eher krachige Ansatz von Zeichner Indro, der explosive Panels und formbetonte Figuren in den Vordergrund rückt. Dabei werden beide Ausführungen dem Geist von Raymond gleichermaßen gerecht: immerhin entstand die Dynamite-Story unter der künstlerischen Leitung von Alex Ross, der sich seine akribische Orientierung an realen menschlichen Modellen (sensationell umgesetzt in seinen Meilensteinen „Marvels“ und „Kingdom Come“) von Raymond selbst abschaute, der seinerseits immer exaktere Physiognomie in seine Darstellungen brachte.

Auch inhaltlich bewegt man sich stets im Geiste von Raymond: die Story-Elemente um die Eisdrachen, die Eiskönigin Fria und das in Tropica besorgte Radium greifen direkt auf den Raymond-Zyklus „Das Eiskönigreich von Mongo“ zurück, das 1939/1940 bereits die Zeitungsseiten bevölkerte. Aber auch die Idee, den grimmen Ming in Verbindung zu Hitler zu bringen, verweist auf Raymond zurück, der in Mings Gefangenencamps klar und deutlich auf die parallel in Deutschland entstehenden Konzentrationslager verweist, weshalb die Serie hierzulande seinerzeit auch relativ schnell verboten wurde. Auch ansonsten gibt es in beiden Teilen der Ausgabe die üblichen Cliffhanger, Verfolgungen, unmöglichen Situationen und vor allem auch phantastische Erfindungen: das ist der Materie-Transmitter, mit der Dale nach Mongo „gebeamt“ wird (1966 stand Gene Roddenberrys Star Trek noch auf der Startrampe…), wir bestaunen einen „volltransistorierten Signalgeber“ (sollte jeder haben), die „Seebestie“ steht Nemos Nautilus in nichts nach – wobei auch die Mantel-und-Degen-Kämpfe nicht fehlen dürfen, in Raymond als wunderbaren Anachronismus in seine SF-Welt einbaute und damit auf Trigan und Storm vorausdeutete.

Wie schon bei der Neuauflage der SF-Reihe „Mikros“ lassen es sich die Zauberstern-Macher nicht nehmen, das klassische Material erstmals ungekürzt, unzensiert und neu übersetzt zu präsentieren und dabei auch den einen oder anderen Scherz unterzubringen – so etwa ruft Flash einmal aus „Mein Baby gehört zu mir!“, worauf man fast schon eine Tanzeinlage à la Patrick Swayze erwartet. In Summe also ein weiterer formidabler Wurf aus dem Hause Zauberstern, in zwei Cover-Varianten erhältlich, den wir hoffentlich möglichst lange erfreut begleiten können – Heft 2 steht schon in den Regalen. (hb)

Flash Gordon Magazin, Heft 1
Text: Archie Goodwin u.a.
Bilder: Daniel Indro, Al Williamson, Frank Bolle
100 Seiten in Farbe, Magazinformat
Zauberstern Comics
9,99 Euro

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