Outlaws, Band 1 (Splitter)

April 3, 2023
Outlaws, Band 1: Das Gipfel-Kartell (Splitter Verlag)

Elend und Verzweiflung werden seit jeher von skrupellosen Geschäftemachern ausgenutzt. Das ist auch im Jahr 2779 nicht anders. Hier schmuggelt Commander Grello als Schlepper mit seinem Raumschiff Illegale aus aller Herren Welten zum Planeten Drenn. Mit vier Wochen Fronarbeit sei die Reise bezahlt, hieß es, dann könnten die illegalen Migranten ein neues Leben beginnen. Denkste. Auch für eine junge Dame, eine Menschin, wie sie hier wenig respektvoll genannt wird, endet die Reise vorerst. Denn der mafiöse Gipfel-Clan verlangt nun ganze sechs Monate „kostenlose“ Arbeit und behandelt die Neuankömmlinge mit äußerster Brutalität. Schnell wird allen klar, dass es aus diesem Sklaven-Dasein kein Entrinnen gibt, zumal sich die Arbeit (man saugt Dino-artigen Tieren Fett ab, um daraus fragwürdige Medikamente herzustellen) als hart und ungesund erweist. Doch dann tut sich für die Menschin eine unverhoffte Gelegenheit auf, dem vermeintlich sicheren Ende zu entkommen…

„Outlaws“ spielt im Universum von „Orbital“, einer faszinierenden Science Fiction-Reihe, die in zurzeit acht Bänden und einem Spin-Off bei Splitter vorliegt. Neben dem außergewöhnlichen visuellen Konzept der Serie, das sich v.a. in der Farbgebung und den fantasievoll gestalteten Alien-Rassen niederschlägt, zeichnet sich „Orbital“ dadurch aus, dass hier einmal nicht die Menschen das Weltall erobern und federführend in der interplanetarischen Gemeinschaft sind, die hier Konföderation genannt wird. Auch hier in „Outlaws“ greift dieses Motiv. Die Erde ist gerade erst der Konföderation beigetreten. Die Spezies Mensch und ihr Heimatplanet sind weitgehend unbekannt – was man zu wissen glaubt, speist sich aus Hörensagen und massiven Vorurteilen. Menschen seien hässlich und dumm – Vorurteile, die unsere „Menschin“ hier andauernd zu hören bekommt, entsprechender Behandlung inklusive.

Die Story, die wie die Hauptserie wieder von Autor Sylvain Runberg stammt, ist schlüssig, wobei der Verlauf der Geschichte neben den aktuellen Bezügen (illegale Migration, Rassismus, Korruption und Ausbeutung) zu einem guten Teil vorhersehbar ist. Alles steuert auf einen actionreich inszenierten, unvermeidlichen Höhepunkt zu, während dem die Hauptakteure verzweifelt ihre letzte Chance ergreifen müssen. Am Ende aber lässt Runberg noch eine äußerst gelungene Bombe platzen. Die Hauptserie „Orbital“ pausiert gerade nach einer dramatischen Episode – wir können hoffen, dass es dort bald weiter geht. Einstweilen kann der Einstand von „Outlaws“ als gelungene Origin-Story eines neuen Duos gesehen werden. Welchen Weg die nächsten Episoden einschlagen (bei „Orbital“ sind es immer Zweiteiler) wird sich dann zeigen.

Zeichnerisch wandelt Éric Chabbert auf den stilistischen Pfaden von Orbital-Stammzeichner Serge Pellé ohne ganz in der gleichen Liga zu spielen. Seine Bilder sind glatter, weniger markant und bestimmt als die von Pellé, wobei er mit dem gleichen Farbenspektrum arbeitet und die gleichen Alienrassen und Raumschiffe zeichnet, weshalb man sich als gestandener Orbital-Leser hier sofort gut aufgehoben fühlt. Der Band erschien im Original bei Dupuis 2002. Bisher ist es bei dem Erstling geblieben – bis es hier weitergeht wird es also noch etwas dauern, was auch daran liegen mag, dass der vielbeschäftigte und umtriebige Runberg diverse Serien und Titel gleichzeitig schreibt. (bw)

Outlaws, Band 1: Das Gipfel-Kartell
Text & Story: Sylvain Runberg
Bilder: Éric Chabbert
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-98721-093-8

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