Langsam erholt sich Dr. Harry Vanderspeigle von dem Beinschuss, den er im Finale des letzten Bandes von der Arzthelferin/Krankenschwester Asta versehentlich erhalten hat. Kurz nachdem mit dem Jungspund Ethan der neue und gleich umstrittene Arzt von Patience vorgestellt wird, bittet die Polizei Harry ins örtliche Motel, wo die Leiche einer jungen Studentin aus Seattle mit Namen Shannon Riley gefunden wurde. Auf den ersten Blick ein tragischer Selbstmord, vermutet Harry aufgrund diverser Ungereimtheiten schnell ein Verbrechen, bei dem eventuell Gift im Spiel war. Da mit Bert Hawthorne der Bürgermeister höchst selbst als Täter verdächtigt wird, nimmt sich Harry gemeinsam mit Asta des Falls an und reist nach Seattle, wo die Tote studierte, um dort vor Ort in deren Umfeld zu ermitteln…
Jetzt wissen wir natürlich längst, dass Harry nicht nur ein gestrandeter Alien-Besucher von einem fernen Planeten ist, sondern auch, dass er eine Art siebten Sinn besitzt, wodurch er erkennen kann, wer lügt und wer die Wahrheit sagt. So weiss er, dass Bert unschuldig ist, muss dies aber natürlich offiziell beweisen. Für seine Mitmenschen nicht als Alien erkennbar (sondern nur für uns Leser) wird er von der fähigen wie resoluten Asta begleitet, die weiß, dass Harry nicht der ist, der er vorgibt, die dieses Wissen aber nicht mit ihm teilt. Ähnlich wie in Band 1 (gut, da gab es einen kurzen Showdown) finden Harrys und Astas Ermittlungen in einem angenehm unspektakulären und unprätentiösen Rahmen statt – auf Action wird zugunsten der detektivischen Aufbereitung des Falles verzichtet. Nach und nach wird so das bewegte und tragische Leben Shannon Rileys nachgezeichnet.
Parallel zur Haupthandlung legen Autor Peter Hogan (Durham Red, Sandman: The Dreaming ) und Zeichner Steve Parkhouse (Invisibles, Sandman: The Dreaming) diesmal noch mehr Gewicht auf die Person bzw. die Geschichte des Aliens Harry Vanderspeigle. Die Rückblenden berichten von den Ermittlungen und Entdeckungen der Regierungsbehörden von vor drei Jahren, als Harry havarierte, sein zerstörter Raumer entdeckt und nur zögerlich als Alien-Schiff identifiziert wurde. Und wir erfahren, dass jene namenlose Herren noch immer bzw. erneut aktiv nach dem Piloten des Schiffes suchen. Ob und wie sich diese Schlinge um Harrys Hals weiter zuzieht, werden die Folgebände (insgesamt werden es sechs) zeigen.
Im Gegensatz zur TV-Serie, die demnächst in die zweite Staffel (von drei geplanten) geht und die bei uns auf Syfy Deutschland läuft, konzentrieren sich die Stories der Comic-Vorlage (bisher) auf den Krimi-Aspekt und enthalten keine oder kaum komödiantische Momente. Harry Vanderspeigle wird als absoluter Sympath dargestellt – höflich, hilfsbereit und zuvorkommend –, der fast perfekt die Eigenschaften der Menschen übernommen hat, ohne jedoch alle zu verstehen. Zeichnerisch beeindruckt v.a. die Traumsequenz zu Beginn des Bandes, während Asta langsam zum (zweiten heimlichen) Star der Reihe avanciert. Band 3 ist noch nicht angekündigt, was sich aber sicher demnächst ändern wird. (bw)
Resident Alien, Band 2: Suicide Blonde
Text: Peter Hogan
Bilder: Steve Parkhouse
104 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
19,80 Euro
ISBN: 978-3-96792-266-0