Cowboys, Weiber, Sensationen: weiter im Takt mit der schmissigen Western-Serie um die Privatdetektei Ronson, der nichts und niemand heilig ist, wenn sie nur dem Branchenprimus Pinkerton Konkurrenz machen kann. Im zweiten Teil der Serie setzt die US-Armee den bunten Haufen auf zwei Deserteure an, die einen Colonel ermordet haben und Unterschlupf bei einem Bandenboss finden. Nachdem der zwielichtige Messerkünstler Becker sich lieber mit leichten Mädchen amüsiert als seine verletzte Eitelkeit zu kurieren, wegen derer er beleidigt den Dienst quittiert hat, muss Agenturchef Richard Ronson zunächst mit verringerter Mannstärke ins Felde ziehen – aber das löst sich alsbald, als eine hübsche Blondine zu ihnen stößt. Die hat mit dem Outlaw-Chef ein ganz persönliches Hühnchen zu rupfen, was sie im Verlauf der Geschehnisse denn auch genüßlich tut (Tipp: nackt aus dem geschlossenen Bordell-Fenster fliegen macht keine Freude – falls ihr das noch nicht wusstet). Frohgemut setzt sich die Rasselbande auf die Fährte der Flüchtigen, die einen Bankraub planen, den Ronson – gegen großzügige Entlohnung, versteht sich – zu vereiteln anbietet. Der Bankdirektor lehnt ab, steckt er doch – wie auch der Sheriff – mit dem Gesindel unter einer Decke. Im lokalen Puff schließlich, in dem offenbar auch die pralle Diane Dienst tat, obwohl sie ja eigentlich eher den Damen zugeneigt ist, kommt es schließlich zum explosiven Showdown.
Wie schon in einschlägigen Italo-Western gelebte Tradition, pflastern Leichen auch hier den Weg der Helden – Teil 2 ist nochmal einen Zacken heftiger, krachiger und auch expliziter ausgefallen. Da wird beherzt fast im gleichen Atemzug der Fleischeslust gefrönt und dann gemetzelt, was das Zeug hält – die brillante Western-TV-Serie Deadwood lässt wieder grüßen. Anders als im klassischen Western spielen Indianer keine Rolle, die Weißen bekämpfen sich selbst – positive Charaktere gibt es nicht, selbst der Pfarrer entpuppt sich als Drecksack, der einen kleinen Jungen erschlägt, um einen Goldfund für sich beanspruchen zu können. Auch die sympathische Lesbe Diane ist zwar hübsch und zupackend, aber auch nicht gerade das, was man als Gutmensch bezeichnen würde. Somit ergibt sich eine höchst spannende, sarkastische und auch teilweise witzige Darstellung des wilden Lebens im Westen, wie er natürlich niemals war. Und „Grundehrlich“ ist hier natürlich nichts und niemand.
Wenn auch die Geschehnisse aus Teil 1 – was ist eigentlich mit dem geheimnisvollen Koffer passiert? Wo ist Ronson sen.? – keine Rolle mehr spielen, besticht auch Band 2 wieder durch flotte Erzählung und packende (wenn auch bisweilen eher schematische) Inszenierung, die es um so tragischer macht, dass Zeichner Minck Oosterveer kurz nach Vollendung des Bandes bei einem Motorradunfall ums Leben kam. (hb)
Ronson Inc., Band 2: Grundehrlich (Abschlußband)
Text: Willem Ritstier
Bilder: Minck Oosterveer
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
13,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-447-5