Die Horde des Windes, Band 3 (Splitter)

September 21, 2022
Die Horde des Windes, Band 3: Die Lache von Lapsane (Splitter Verlag)

Ungemütlich ist gar kein Ausdruck für das, was Anführer Golgoth seiner Horde zumutet. Um noch irgendeine Chance zu haben, an die Quelle des Windes zu gelangen, der unablässig über die Welt fegt, nimmt man nach dem Zusammentreffen mit den Aureolen eine höchst gefährliche Abkürzung. Direkt durch die Lache von Lapsane führt dieser Weg, der zwar jede Menge Strecke spart, aber von noch keiner Horde erfolgreich durchquert wurde. Auch Golgoths Tross schleppt sich eher mühselig durch die Matsch-Landschaft, geplagt von Kälte, Nässe und eher sparsamer Nahrungszufuhr. Aber nicht nur die äußeren Umstände sind widrig: Collirhoe, die ihr ungeborenes Kind weiter verheimlicht, gerät zunehmend ins Abseits, da sie die Geschwindigkeit des Marsches nicht durchsteht und sogar ihrer Aufgabe als Feuermacherin nicht mehr nachkommt.

Da ist es schon fast eine willkommene Abwechslung, als aus dem Nebel der verschrumpelte Te Jerkka auftaucht, ein wunderliches Männlein, der sich als Lehrer von Erg entpuppt. Kaum glänzt der alte Sonderling mit mysteriösen Weisheiten, naht auch schon die Kreatur, vor der er gewarnt hat: ein Polychrom, der Zeit und Materie beeinflussen kann, attackiert die Horde, kann aber dank Jerkkas Hinweisen zurückgeschlagen werden. Das allerdings zu einem hohen Preis: Horsts Zwillingsbruder Karsts kommt beim Angriff ums Leben. Beim Weitermarsch streikt Collirhoe dann endgültig und lässt sich mit einer Hilfsgruppe zurückfallen, was Golgoth natürlich gar nicht schmeckt und zu allerlei Missgunst unter den Hordlern führt. Schließlich erreicht man aber doch gegen alle Wahrscheinlichkeit die zentrale Zone, die Mitte der großen Lache, die es zu überqueren gilt…

In Teil 3 seiner Adaption des Romans „La Horde Du Contrevent“ von Alain Damasio entfaltet Éric Henninot eine wahrlich dystopische Welt: waren bislang karge Landschaften und Wüsteneien die Szenerie, herrschen jetzt ewiger Nebel, Nässe und Matsch. Die Schlafsäcke faulen, man watet wochenlang knietief durch Pfützen, immer im Wettlauf gegen die Regenzeit, die das Unterfangen permanent bedroht. Mit dem Polychrom holt Damasio ein typisches SciFi-Fantasy-Requisit aus der Kiste, aber vor allem der verquer sprechende, verhutzelte Jerkka ruft ein berühmtes Vorbild auf: wie weiland der große Meister Yoda lebt er im ewigen Sumpf und philosophiert über einen allumspannenden Geist, der in Form der universellen, wandernden Seele genannt Vis die Welt durchzieht.

Golgoth erscheint einmal mehr als fanatischer Führer, der letztlich allerdings nur von seiner eigenen Angst, die Aufgabe nicht zu erfüllen und die Horde zu verlieren, getrieben wird. Auch wenn handlungstechnisch nicht wirklich viel über die Bühne geht, überzeugt auch diese Episode vor allem durch ihre durchgängig düstere Atmosphäre, die in der pastell-lastigen Inszenierung und den expressiven Panels dominiert. Der Band erschien im Original 2021, auf eine Fortsetzung werden wir damit wohl noch ein wenig warten müssen. (hb)

Die Horde des Windes, Band 3: Die Lache von Lapsane
Text & Bilder: Éric Henninot, nach Alain Damasio
80 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
18 Euro

ISBN: 978-3-96219-490-1

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