Weiterhin geschehen in den nächtlichen Straßen des viktorianischen Londons mit einer beängstigenden Regelmäßigkeit bestialische Morde, gepaart mit Kannibalismus. Von den Tätern keine Spur. Malcolm Max, der gemeinsam mit Inspektor Blunt regelmäßig die Tatorte besichtigt, ahnt bald, dass es Verbindungen zu den Fällen und damit zu den monströsen Begegnungen gibt, die er jüngst hatte und die er gerade untersucht. Und zu den beiden Damen, die, scheinbar verrückt geworden, immer den gleichen lateinischen Satz rezitieren: Per Sanguinem et Mortem (Durch Blut und Tod). Mit Hilfe der Kombinationsgabe der Schwestern Miranda und Emmeline und mit dem Zutun des geheimnisvollen geflügelten Rächers kommt bald Licht in das Rest-Dunkel der Geschichte. Und Malcolm und sein „Team“ damit in allergrößte Lebensgefahr…
Schloss der letzte Band, gleichzeitig der erste des zweiten Zyklus‘, mit vielen losen Enden, die bestenfalls erahnen ließen, wie und wohin sich die Story entwickelt, wird hier nun einiges klarer. Oder besser gesagt, alles. Denn mit dem neuen Band 5 wird die Geschichte bereits beendet. Und die setzt weiter voll auf Fantasy – die SF- bzw. Steampunk-Elemente der Vorgänger entfallen. Dafür entpuppte sich Solace, die vermeintliche Gattin Malcolms, bereits im letzten Teil als (gutartige) Dämonin aus einer anderen Dimension, woraufhin hier jetzt der Fokus auf diese ungewöhnliche Dame etwas zurückgenommen wird. Damit kommen alle Figuren gleichermaßen zum Einsatz und tragen zur Lösung des Falles bei, inklusive des fliegenden Quasi-Helden, der an Schultheiss‘ „Propellermann“ erinnert, und dessen Identität man längst durchschaut hat, was zu diversen amüsant-amourösen Momenten führt.
Viel Blut, ein hoher Bodycount und ein furios inszenierter, mehrseitiger Showdown (einmal mehr auf der sich noch im Bau befindlichen Tower Bridge), der in einer ungewöhnlichen Episode mit Malcolm in der Hauptrolle gipfelt, zeichnen den aktuellen Band aus, der ansonsten auf die längst bewährten Zutaten setzt, ohne die ein Malcolm Max Band eben kein Malcolm Max Band wäre. Das sind einmal natürlich die eleganten und qualitativ erstaunlich stabilen Zeichnungen des viel beschäftigten Ingo Römling, aber auch die Texte, die Autor Peter Mennigen seinen Figuren verpasst, bzw. mit denen er das Geschehen kommentiert: Distanziert, süffisant, ironisch und in einem herrlich altertümlich zeitgenössischen Stil. Dazu kommen historische Ausflüge in die Suffragetten-Bewegung und die originelle Begegnung mit einem gewissen Mr. Barrie, der von Malcom neu inspiriert bald einen Kinderbuchklassiker schreiben wird. Bestens. (bw)
Malcolm Max, Band 5: Die Schwesternschaft der Nacht
Text: Peter Mennigen
Bilder: Ingo Römling
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro
ISBN: 978-3-96219-249-5