Eigentlich ein freudiges Ereignis: die Erste Nebenfrau des chinesischen Kaisers bringt gesunde Zwillinge – ein Junge und ein Mädchen – zur Welt. Doch schon unmittelbar nach der Geburt kommt es zum Drama: der Junge wird von zwei Meistern des Penglai, einer im Meer treibenden, mystischen Insel, verschleppt, während das Mädchen, das mit sechs Fingern an einer Hand geboren wurde, was als unheilvolles Omen gilt, ausgesetzt wird. Der Knabe, von den beiden Meistern Quchen getauft („Der vom irdischen Staub Befreite“) erweist sich mit der Zeit als äußerst begabt im Erlernen von Magie nach der daoistischen Lehre. Und das Mädchen wird von einem alten Schwertmeister gefunden, der es Ating nennt und fortan mit ihm durch das Land zieht. Nach einer fatalen Begegnung mit einem Bären lernt Ating einen Lehrer kennen, der ein düsteres Geheimnis mit sich trägt. Und Quchen fragt sich, wer denn das kleine Mädchen ist, das ihm ständig in seinen Magie-Sessions begegnet…
Die neue Reihe des schweizerischen Chinabooks Verlages setzt ganz auf Fantasy, die ihrerseits tief mit der chinesischen Mythologie und damit mit der daoistischen Le(e)hre verbunden ist. Dass es sich um zwei Königskinder handelt, ist dabei erst einmal zweitrangig. Schon bald nach der trickreichen „Entführung“ des Jungen zeigt dieser großes Talent, steigt die magischen Stufen hinauf und ist schwer damit beschäftigt, meditativ seine Energie und Geisteskräfte elementar zu bündeln. Dabei wirkt er durchgeistigt und bereits erwachsener als es sein Alter vermuten lässt. Ating ist da eher in der Realität verwurzelt. Schwertmeister Chen, den sie als ihren Großvater ansieht, bastelt dem impulsiven und vergnügten Mädchen Holzschwerter. Bis ein unerwartetes Ereignis alles ändert.
Die Story entwickelt sich erst. Wir sehen anfangs die völlig unterschiedliche Kindheit der beiden Geschwister, die nichts voneinander wissen. Die Meister des Penglai schweben durch die Lüfte – Magie, egal ob gut oder böse, ist überall in dieser Welt präsent. Apropos böse: die vermeintlichen Gegenspieler der Zwillinge treten nur langsam aus den Schatten, mit noch unklaren Motiven, wobei sich ironischerweise Ating gezwungen sieht, ausgerechnet bei einem der vermeintlichen Bösewichte zu bleiben. Man wird sehen, welche Wege die Story noch einschlägt (Band 2 erscheint erst Mitte nächsten Jahres). Erwähnen muss man zu diesem Auftaktband (der in westlicher Richtung gelesen wird) noch die Zeichnungen. Die sind durchgehend in Farbe, sehr aufwändig gestaltet bzw. gemalt und erinnern damit gerne an Vinks „He-Pao“, was gerade bei Finix als Gesamtausgabe erscheint. (bw)
Die Ballade von den Himmelsstürmern, Band 1
Text & Bilder: Xia Da
228 Seiten in Farbe, Softcover
Chinabooks
16 Euro
ISBN: 978-3-03-887015-9
