Frankreich im Jahr 1909. Inspektor Melville, ein eigensinniger und hartnäckiger Polizist, untersucht eine mysteriöse Mordserie. Sein Hauptverdächtiger ist der Biologe Professor Dorian Singer. Bei seinen Ermittlungen eckt er bei der Obrigkeit an und muss schließlich untertauchen. Was ihn nicht davon abhält, weiter nach Beweisen gegen Singer zu suchen. Auch wenn er dabei ein hohes Risiko eingeht. Szenenwechsel: Valérie Kerveillan ist in Paris Privatdetektivin mit einer neuen Klientin: Mademoiselle Damboise sucht ihren Verlobten namens Pierre-Alexandre Dupré. Von ihm fehlt seit einem Monat jede Spur. Zuletzt arbeitete der Naturforscher angeblich für die Regierung mit der höchst geheimen Aufgabe, die Kontamination in der Quarantänezone zu untersuchen. Was von den offiziellen Stellen auf Anfrage jedoch dementiert wurde. Also machen sich die Damen Kerveillan und Damboise auf in die verbotene Zone, wo sie ausgerechnet auf Singer und Melville stoßen. Was sich alles andere als Zufall erweist…
Pflanzen: Fluch und Segen in dieser Alternativwelt, in der es schwebende Städte, Fluggeräte und Waffen gibt, die Pollen verschießen. Ein kurioser Fortschritt, weder bedingt noch Elektronik oder Mikrochips. Vielmehr sind die Biologen die Stars der Wissenschaft. Die moderne Technologie beruht auf der Forschung an allerlei Grünzeug, das man offenbar zu diesem Zweck genetisch veränderte, womit man den Begriff Nutzpflanzen gänzlich neu definierte. Bis man eine Büchse der Pandora öffnete. Die mutierten Pflanzen liefen Amok, zerstörten Gebäude, töteten Menschen. Die Folge: England wurde zur kontaminierten Zone (eben die titelgebende Terra Prohibita) und in Paris gibt es nach einem weiteren lokalen „Ausbruch“ im Viertel rund um das Grand Palais ebenfalls eine hermetisch abgeriegelte No-Go-Area. Was dort genau passiert ist, wissen wir (noch) nicht – offenbar hat die Regierung hier einiges zu verheimlichen. Fest steht: Seit diesen „Zwischenfällen“ sind Umgang, Forschung und Handel mit Pflanzen restriktiert und genau reglementiert, was Wissenschaftler wie Singer jedoch nicht davon abhält, weiter munter zu experimentieren.
Ist die außer Kontrolle geratene Pflanzenwelt, die dem Begriff Großstadtdschungel eine ganz andere, wörtliche Bedeutung verleiht, schon ein starkes und originelles Motiv, muss auch die Gestaltung und das Design des Double-Bandes, der beide bisher veröffentlichte Originalalben enthält, erwähnt werden. Die Geschichte spielt in einer alternativen Belle Époque mit ihren Stilrichtungen Jugendstil und Art Déco, vermischt mit Steampunk-Elementen, dabei oft mit Pflanzen statt Steam. Wir sehen eine elegante, verspielte Architektur, riesige gläserne Gewächshäuser und hohe Hallen. Dazwischen die kuriosen Fluggeräte als Mischung aus Flugzeug, Raumschiff und Zeppelin. Im Gegensatz dazu die fremdartige und höchst gefährliche, überlebensgroße wie bizarre Flora, die sich in den verbotenen Zonen geschwürartig ausbreitet, dabei noch immer von den Menschen „missbraucht“ wird und die hier nicht minder eindrucksvoll, üppig und in kräftigen Farben in Szene gesetzt wird. Hoffen wir, dass bald ein neuer Zyklus folgt, denn viele Geheimnisse dieser Welt liegen noch im Dunkeln. (bw)
Terra Prohibita, Band 1: Patient Null
Text: Denis-Pierre Filippi
Bilder: Patrick Laumond
96 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
22 Euro
ISBN: 978-3-96219-574-8
