9/11 – Ein Tag, der die Welt veränderte (Knesebeck)

September 10, 2021
9/11 - Ein Tag, der die Welt veränderte (Knesebeck Verlag)

Wohl jeder weiß noch, was er gerade tat und wo er gerade war, als die beiden Flugzeuge am Dienstag, dem 11. September 2001 in die Türme des World Trade Centers einschlugen und damit eine Katastrophe ihren Lauf nahm, deren Auswirkungen und Folgen bis heute spürbar sind. Als die ersten Bilder im Fernsehen gezeigt oder im überlasteten Internet abrufbar waren. Danach wurden die Terror-Anschläge schon relativ früh medial aufbereitet, im Film („United 93“ von Paul Greengrass oder „World Trade Center“ von Oliver Stone – beide 2006 gedreht) und auch im Comic. Dort halfen erst die machtlosen Superhelden bei den Aufräumarbeiten („Heroes“), später schuf Art Spiegelman mit „In the Shadow of no Towers“ einen bemerkenswerten Beitrag, der als „Im Schatten keiner Türme“ auch auf Deutsch erschienen ist. Nun, zum 20. Jahrestag der Anschläge, fasst eine größtenteils dokumentarisch angelegte Graphic Novel die Geschehnisse zusammen.

Der Band beginnt in der Gegenwart. Wir begleiten Juliette, die ihre Cousine in New York besuchen will. Sie fliegt nicht gern, die aufwändigen Sicherheitsmaßnahmen, die in Folge von 9/11 eingeführt wurden, sind ihr ein Graus. Dann denkt sie zurück, als sie mit 14 von den Anschlägen erfuhr und mit ihrer Mutter die Ereignisse am Fernseher live verfolgte. Jetzt verlagert sich das Geschehen direkt nach New York – der Ablauf der Katastrophe wird umrissen, auch anhand von Einzelschicksalen, wie das von Stanley Praimnath und Brian Clarke, die mit als Letzte aus dem Südturm entkamen, ehe dieser zusammenstürzte. Jetzt wechselt die Perspektive immer wieder zurück zur jungen Juliette und wir erfahren, wie die ferne Katastrophe auch ihren Alltag in Frankreich bestimmte, beispielsweise im Schulunterricht. Danach werden die unmittelbaren Folgen gezeigt, von Hamsterkäufen in Supermärkten bis zum Vater, der erste Verschwörungstheorien propagierte.

Der letzte Teil befasst sich mit den politischen Auswirkungen, dem von George W. Bush ausgerufenen „Krieg gegen den Terror“, die Geschichte des islamischen Terrorismus, wobei der weite Bogen bis zu den Anschlägen 2015 in Paris gespannt wird. Der umstrittene Patriot Act, der Überwachungs-Auswüchse möglich macht(e), wird kritisch beleuchtet. Wie natürlich auch der Krieg in Afghanistan – wo die Aktualität die Anmerkungen in dem Band leider schon wieder überholt hat. Auch die gesundheitlichen Spätfolgen, bei Rettern und Überlebenden, oft Atemwegsprobleme oder Krebs, ausgelöst durch den giftigen Staub und Dämpfe, sind ein Thema. Héloïse Chochois kleidet den Band in einen bisweilen semirealistischen, manchmal auch abstrakten Graphic Novel-Stil, mit originellen Ideen, wie die verwackelten Panels bei den Einschlägen, Querschnitte durch Gebäude, Schaubildern oder Ausleuchtungen von kleinen Panels nur durch eine Taschenlampe.

Ein Band für alle, die sich die sich die Terror-Anschläge mit ihren Auswirkungen noch einmal oder wieder in Erinnerung rufen wollen, die damals zu jung waren und die sich nun einen kompakten Überblick verschaffen wollen, schlimmstenfalls für die, die damals nicht daran interessiert waren (?!). Und für alle, denen die akribisch recherchierte fünfteilige Netflix-Serie („Wendepunkt: 9/11 und der Krieg gegen den Terror“) zu lange und/oder zu heftig ist. (bw)

9/11 – Ein Tag, der die Welt veränderte
Text: Baptiste Bouthier
Bilder: Héloïse Chochois
144 Seiten in Farbe, Hardcover
Knesebeck Verlag
24 Euro

ISBN: 978-3-95728-547-8

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